UN prangern neue Großoffensive im Gazastreifen an
17. Mai 2025
Man habe damit begonnen, "umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen", teilte Israels Armee mit. Der seit Freitag laufende Militäreinsatz unter dem Namen "Gideon's Chariots" (Gideons Streitwagen) sei der Auftakt zur "Erreichung aller Kriegsziele" - einschließlich der Befreiung der Geiseln und des "Sieges über die Hamas".
Nachrichtenagenturen berichteten von Luftangriffen im Norden und im Süden des abgeriegelten Gazastreifens. Dabei seien dutzende Menschen getötet worden, hieß es von Seiten der Palästinenser. Die israelischen Streitkräfte gaben ihrerseits bekannt, sie hätten innerhalb von 24 Stunden "mehr als 150 Terrorziele" im gesamten Gazastreifen getroffen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor angekündigt, die israelischen Streitkräfte würden "mit voller Kraft vorgehen, um den Einsatz abzuschließen". Dies bedeute die "Zerschlagung" und "Zerstörung" der Hamas. Diese wird von Israel und etlichen anderen Staaten, unter ihnen auch Deutschland, als Terrororganisation eingestuft.
Türk: Verstoß gegen Völkerrecht
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk verurteilte Israels neue Offensive scharf: Der jüngste "Bombenhagel" und die Blockade humanitärer Hilfe deuteten darauf hin, dass dort "eine permanente demografische Verschiebung" vorangetrieben werden solle. Dies verstoße gegen das Völkerrecht und sei "gleichbedeutend mit ethnischer Säuberung", erklärte Türk in Genf. Er forderte alle Parteien "einschließlich Drittstaaten mit direktem Einfluss" auf, die Angriffe einzustellen. Dieser "Wahnsinn" müsse beendet werden, fügte der Österreicher hinzu.
Israels neue Militäroffensive dürfte die Notlage der Bevölkerung im Gazastreifen weiter verschärfen. Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot. Die israelische Regierung lässt seit Anfang März keine Hilfslieferungen mehr in das dicht besiedelte und großflächig zerstörte Gebiet. Sie wirft der Hamas vor, Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um mit dem Geld deren Kämpfer und Waffen zu finanzieren.
Umsiedlung nach Libyen?
Die US-Regierung soll inzwischen an einem Plan zur dauerhaften Umsiedlung von bis zu einer Million Palästinensern aus dem Gazastreifen nach Libyen arbeiten. Die Details seien noch unklar und es gebe auch noch keine endgültige Einigung, berichtet der Sender NBC News unter Berufung auf Insider. Als Gegenleistung - so heißt es - könnten Libyen finanzielle Mittel in Milliardenhöhe zur Verfügung gestellt werden, die von den Vereinigten Staaten vor mehr als einem Jahrzehnt eingefroren worden seien.
Der Gazastreifen sollte eine "Freiheitszone" werden, sagte US-Präsident Donald Trump dem Sender Fox News. Bereits Anfang Februar hatte er erklärt, die USA könnten das Gebiet am Mittelmeer übernehmen, neu aufbauen und in eine "Riviera des Nahen Ostens" verwandeln. Die mehr als zwei Millionen palästinensischen Bewohner müssten dafür umgesiedelt werden.
Auslöser des Kriegs im Gazastreifen war der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 Personen verschleppt wurden. 57 Geiseln befinden sich weiterhin in der Gewalt der Islamisten, lediglich 23 sollen noch am Leben sein. Die Zahl der im Krieg getöteten Menschen gibt die Hamas mit mehr als 53.000 an - was ebenfalls nicht unabhängig überprüft werden kann.
wa/jj/haz (dpa, afp, rtr)
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