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Politik

UN: Russen in ZAR an Gewaltexzessen beteiligt

29. Juni 2021

Offiziell sollen die "Militärberater" die Armee des bitterarmen afrikanischen Bürgerkriegslandes aufpäppeln. Tatsächlich aber sind die Russen bei Tötungen und Plünderungen an vorderster Front dabei.

Soldaten der Zentralafrikanischen Republik (Archivbild)
Soldaten der Zentralafrikanischen Republik (Archivbild) Bild: facebook.com/ngrebadapm

Russische Einsatzkräfte sind nach Einschätzung von UN-Experten für schwere Menschenrechtsverletzungen in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) verantwortlich. Zu den Taten, die Regierungstruppen zusammen mit den offiziell als "Militärberater" operierenden russischen Kräften begangen hätten, zählten "Fälle von exzessiver Gewaltanwendung, wahllose Tötungen, die Besetzung und Plünderungen von Schulen in großem Umfang sowie auch von humanitären Organisationen". Das geht aus einem internen Bericht an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hervor.

Auch die "Wagner"-Gruppe wieder dabei 

Seit einer Rebellion 2013 hat das Bürgerkriegsland keine Stabilität gefunden. Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen und Truppen der Regierung haben in der Zentralafrikanischen Republik im Frühjahr mehr als 180.000 Menschen in die Flucht getrieben. Die ZAR - eine ehemalige französische Kolonie mit rund 4,7 Millionen Einwohnern - gilt trotz reicher Mineralienvorkommen als eines der ärmsten Länder der Welt. Beim Index für menschliche Entwicklung des Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) belegt sie - knapp vor Niger - den vorletzten von 189 Plätzen. Auch die Wiederwahl von Präsident Faustin-Archange Touadéra Ende 2020 löste neue Gewalt aus. Erst vor einer Woche bildete Touadéra eine neue Regierung, nachdem Premierminister Faustin Ngrébada zurückgetreten war.

Die UN-Experten sammelten nach eigenen Angaben Aussagen vieler Augenzeugen, die eine "aktive Teilnahme russischer Militärberater an Kampfhandlungen" bei einer Regierungsoffensive bestätigten. Demnach hätten sie nach Einschätzung vieler Befragter den Vormarsch auf Städte und Dörfer angeführt. Bereits im Frühjahr hatte ein UN-Expertengremium die private russische "Wagner"-Gruppe und die "Sicherheitsfirmen" Sewa Security Services und Lobaye Invest Sarlu in Zusammenhang mit gewalttätigen Angriffen in der ZAR gebracht.

Bis zu 2100 russische Söldner im Einsatz

Moskau  hatte 2018 erstmals "Ausbilder" in das Bürgerkriegsland geschickt und mit UN-Erlaubnis Kleinwaffen geliefert. Im April gab Moskau die Zahl der entsandten Ausbilder vor Ort mit 532 an, die allesamt nicht bewaffnet und nicht an Kampfhandlungen beteiligt seien. Dem UN-Bericht zufolge dürfte dies Zahl in Wirklichkeit jedoch deutlich höher liegen, nämlich eher "zwischen 800 und 2100".

Der jüngst zurückgetretene Ministerpräsident der ZAR, Firmin Ngrébada, Anfang Juni in St. PetersburgBild: Sputnik/dpa/picture alliance

Das zuständige UN-Gremium hatte den Bericht vor kurzem dem Sicherheitsrat vorgelegt. In seinen Empfehlungen fordern die Experten, Sanktionen auszuweiten und das geltende Waffenembargo für die ZAR zu verlängern. Das Embargo läuft am 31. Juli aus. Die Zentralafrikanische Republik selbst sowie Russland, China und mehrere andere afrikanische Länder sind gegen eine Verlängerung.

sti/ehl (afp, dpa)