Da im Bürgerkriegsland Jemen immer wieder Hilfsgüter abgezweigt und den Bedürftigsten vorenthalten werden, greifen die Vereinten Nationen zu drastischen Maßnahmen. Sie schränken die Versorgung mit Nahrung stark ein.
Anzeige
"Wie in jeder Konfliktzone gibt es Personen, die davon profitieren wollen, Bedürftige auszubeuten, und die Nahrungsmittel dort abzweigen, wo sie am dringendsten benötigt werden", teilte das Welternährungsprogramm (WFP) mit. Die Organisation will vorerst die jemenitische Hauptstadt Sanaa nicht mehr versorgen. Davon seien 850.000 Hilfsbedürftige betroffen. Unterernährte Kinder, Schwangere und stillende Frauen würden aber versorgt.
Der Schritt kommt nicht überraschend. Das WFP hatte seit Wochen vor einer drohenden Aussetzung der Hilfen gewarnt. Die Organisation erklärte, bei einer Fortsetzung habe die Integrität der Hilfsoperation auf dem Spiel gestanden.
Bisher seien Verhandlungen in Sanaa über nötige Kontrollen und Überwachungssysteme gescheitert, teilte ein WFP-Sprecher in Genf mit. Das Programm fordert eine Überprüfung der Empfängerlisten sowie die biometrische Registrierung der Hilfsbedürftigen, zum Beispiel per Fingerabdruck. Im Fall einer Verständigung würden die Hilfen sofort wieder aufgenommen.
Im Jemen herrscht nach Einschätzung der UN die schlimmste humanitäre Krise weltweit. Die Menschen leiden unter Gewalt, Hunger und Krankheiten. Das WFP versorgt dort nach eigenen Angaben zwölf Millionen Menschen mit Lebensmitteln.
Die international anerkannte Regierung kämpft mit Hilfe einer von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition gegen die Huthi-Rebellen, die aus dem Iran Unterstützung erhalten. Sanaa wird von den Huthi-Rebellen kontrolliert. Saudi-Arabien steht wegen der Bombardierung von Kliniken immer wieder am Pranger.
ust/gri (epd, dpa, ap)
Krank im Krieg - Krebspatienten im Jemen
Seit mehr als drei Jahren kämpft eine Militärallianz um Saudi-Arabien gegen die Huthi-Rebellen im Jemen. Vor den Bombenangriffen sind auch Krankenhäuser nicht sicher. Wer jetzt noch schwer erkrankt, bekommt kaum Hilfe.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Teure Behandlung
Khaled Ismael küsst die rechte Hand seiner Tocher Radhiya. Der 17-jährigen Krebskranken musste der linke Arm amputiert werden. Eine bessere Behandlung konnte sich der Vater nicht leisten, obwohl er verkaufte, was er konnte und sich sogar Geld lieh: "Der Krieg hat unser Leben zerstört. Wir konnten nicht ins Ausland gehen, darum wurde meine Tochter nicht gut genug behandelt."
Bild: Reuters/K. Abdullah
Keine staatliche Unterstützung
Seit zwei Jahren bekommt das National Oncology Centre in Jemens Hauptstadt Sanaa keine staatliche Unterstützung mehr. Das Krebszentrum finanziert sich nun mithilfe internationaler Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und durch Spenden von Wohltätigkeitsorganisationen und Geschäftsleuten.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Betten nur für Kinder
Die wenigen verfügbaren Betten im Krebszentrum sind für Kinder reserviert. Die Klinik nimmt jeden Monat etwa 600 neue Krebspatienten auf. Für deren Behandlung hatte die Einrichtung im letzten Jahr aber nur eine Million Dollar zur Verfügung.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Krebstherapie im Wartesaal
Erwachsene Patienten im Krebszentrum bekommen ihre Behandlung intravenös - auf klapprigen Liegen oder im Wartesaal der Klinik. Vor dem Krieg bekam das Zentrum jährlich etwa 15 Millionen Dollar Unterstützung und konnte damit sogar auch Krebsmedikamente für andere Kliniken im Jemen bereitstellen.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Kaum Nachschub an Hilfsgütern
Eine Patientin wartet im Krebszentrum in Sanaa auf ihre Behandlung. Doch es fehlt im Jemen an medizinischem Nachschub. Die Militärkoalition um Saudi-Arabien hat die Flug- und Seeverbindungen stark eingeschränkt. Damit sollten eigentlich Waffenlieferungen an die Huthi-Rebellen unterbunden werden, die weite Teile des Landes sowie die Hauptstadt kontrollieren.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Zu wenig Ärzte
Ali Hizam Mused, 70, hat einen Tumor im Mund. Eine Hilfsorganisation in Sanaa bietet ihm und anderen Krebspatienten Unterkunft. Es mangelt nicht nur an Betten, sondern auch an Ärzten. Medizinisches Personal ist im Jemen schwer zu finden. Viele Menschen können sich zudem die Behandlung nicht leisten.
Bild: Reuters/K. Abdullah
Humanitäre Krise
Die 14-jährige Patientin Amena Muhssein Owaid steht im Haus einer Hilfsorganisation, in dem Krebskranke leben. Millionen von Menschen im Jemen sind von Hunger und Krankheiten wie Cholera, Diphtherie und Malaria bedroht. Nach Schätzungen der UN sind durch den Krieg bereits 50.000 Menschen gestorben.