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KonflikteUkraine

UN wollen Angriff bei Kupjansk in der Ukraine untersuchen

6. Oktober 2023

Experten der Vereinten Nationen sollen nach dem Angriff bei Kupjansk Spuren auswerten. US-Präsident Biden sucht nach Geld für die Ukraine. Die Taurus-Entscheidung des Kanzlers wird kritisiert. Unser Überblick.

Themenpaket | Ukraine Drohnenangriff auf Kharkiv
Löscharbeiten nach dem Angriff auf das Dorf Hrosa nahe Kupjansk am DonnerstagBild: OLEH SYNIEHUBOV VIA TELEGRAM/ REUTERS

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Vereinte Nationen untersuchen tödlichen Angriff bei Kupjansk
  • Putin spricht von Handgranate in Prigoschins Flugzeug
  • Biden sucht nach Geld für die Ukraine
  • Der Kanzler wird für seine Taurus-Entscheidung kritisiert

 

Nach dem verheerenden Angriff nahe der ukrainischen Stadt Kupjansk sollen Experten der Vereinten Nationen am Ort Spuren auswerten und Zeugen befragen. Die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Elizabeth Throssell, sagte, ein Team sei bereits auf dem Weg zu dem Dorf Hrosa in der Region Charkiw, wo am Donnerstag mindestens 51 Menschen durch Beschuss getötet wurden. Rund die Hälfte von ihnen habe ausweislich von Fotos und Videos Zivilkleidung getragen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es "sehr schwer, mit absoluter Gewissheit festzustellen, was passiert ist". Es deute jedoch alles darauf hin, "dass es eine russische Rakete war", sagte Throssell.

Dem örtlichen Gouverneur zufolge wurden ein Lebensmittelgeschäft sowie ein Café getroffen, in dem Trauernde zu einer Gedenkfeier für einen getöteten Soldaten zusammengekommen waren. Der Kreml hingegen erklärte, die russische Armee ziele niemals auf zivile Infrastruktur. "Angriffe werden auf militärische Ziele ausgeführt, auf Orte, wo Militärpersonal konzentriert ist", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.

Selenskyj: Russen zielten bewusst auf Zivilisten

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russlands Armee als "das absolut Böse" bezeichnet. Der Angriff nahe Kupjansk sei keine blinde Attacke gewesen, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Das russische Militärpersonal könne sich nicht im Unklaren darüber gewesen sein, wo es zuschlug. "Das war ein absichtlicher Raketenangriff auf ein Dorf im Charkiwer Gebiet, der auf ein Lebensmittelgeschäft und ein Café abzielte."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag im spanischen GranadaBild: Europa Press/abaca/picture alliance

Laut Selenskyj lebten in Hrosa zuletzt etwas mehr als 300 Menschen. Der schlimmste russische Angriff, den es seit Kriegsbeginn im Gebiet Charkiw gab, löschte damit ein Sechstel des Dorfes aus. 

Kind bei Angriff auf Charkiw getötet

Bei neuen Luftangriffen sind an diesem Freitag in der Stadt Charkiw ein zehnjähriger Junge getötet und mehr als 20 Menschen verletzt worden, darunter ein Baby. Russische Truppen hätten zwei Iskander-Raketen auf die Stadt abgefeuert, teilte der Gouverneur der gleichnamigen Oblast, Oleh Synehubow, mit. Ein Wohngebäude sei getroffen und weitgehend zerstört worden.

Ukraine: Tödliche russische Angriffe auf Zivilisten

01:38

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Die ukrainischen Luftstreitkräfte meldeten am Morgen, die Flugabwehr habe landesweit 25 von 33 russischen Drohnen zerstört.

Moskau meldet Abwehr von acht ukrainischen Drohnen

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben im Westen Russlands acht ukrainische Drohnen zerstört. Wie das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte, haben die Drohnenangriffe in den Regionen Belgorod und Kursk nahe der Grenze zur Ukraine stattgefunden.

Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, erklärte auf Telegram, dass es "nach vorläufigen Angaben keine Opfer" gebe.

Putin spricht über Prigoschins Tod

Knapp eineinhalb Monate nach dem Tod von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat der russische Präsident Wladimir Putin einen Grund für den Flugzeugabsturz angedeutet. Der Kreml-Chef erklärte öffentlich, in den sterblichen Überresten der Absturzopfer seien Granatsplitter entdeckt worden. "Fragmente von Handgranaten wurden in den Leichen der Absturzopfer gefunden", sagte Putin. "Es gab keine äußere Einwirkung auf das Flugzeug."

Das Privatflugzeug mit dem Chef der russischen Söldnergruppe an Bord war am 23. August während eines Flugs von Moskau nach St. Petersburg abgestürzt. Neben dem Chef der Wagner-Gruppe starben dabei auch dessen Stellvertreter Dmitri Utkin sowie acht weitere Menschen. Die russischen Ermittler hatten sich nicht dazu geäußert, ob sie einen Mordanschlag, einen technischen Defekt oder menschliches Versagen als wahrscheinliche Absturzursache annehmen.

Biden sucht nach Geld für die Ukraine

US-Präsident Joe Biden versucht angesichts des weitgehenden Stillstands im Kongress neues Geld für die Ukraine aufzutreiben. Ein Zuschussprogramm des US-Außenministeriums könnte einen kurzfristigen Ausweg bieten. Mit dem sogenannten "Foreign Military Sales-Programms" (FMF) werden Partnerländer beim Kauf von Waffen und Verteidigungsausrüstung mit Zuschüssen oder Darlehen unterstützt. "Eine Umwidmung von Programmen ist immer eine Option, wenn dringender Bedarf besteht", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder.

US-Präsident Joe Biden am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Weißen HausBild: Evan Vucci/AP Photo/picture alliance

In dem am Wochenende vom US-Kongress verabschiedeten Übergangshaushalt sind keine weiteren Hilfen für die Ukraine vorgesehen. Das bisher genehmigte Geld geht allmählich zur Neige. Und nach der historischen Abwahl von Kevin McCarthy als Vorsitzender des US-Repräsentantenhauses ist die Kongresskammer gelähmt.

Streit um Taurus-Entscheidung

Der CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter hat das vorläufige Nein von Bundeskanzler Olaf Scholz zu einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörper kritisiert. Dies sei eine einsame Entscheidung gewesen, sagte der Oppositionspolitiker der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Deutschland gehe damit erneut einen Sonderweg und verspiele Vertrauen in Europa und den USA.

Tornado-Jet mit Taurus-Lenkflugkörpern (Archivbild)Bild: StockTrek Images/IMAGO

Auch der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, stellt sich gegen den sozialdemokratischen Kanzler. Es sei "legitim und wichtig", wenn die Ukraine mit deutschen Taurus-Marschflugkörpern die von Russland erbaute Krim-Brücke angreifen wolle, sagte Heusgen im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF).

Scholz hatte zuvor trotz eindringlicher Bitten der Ukraine klar gemacht, vorerst keine Taurus-Marschflugkörper in das Kriegsgebiet zu liefern. Der Kanzler begründete es damit, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen werden könnte.

jj/qu/rb/se (afp, ap, dpa, epd, kna, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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