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UN-Mission in Mali startet

Peter Hille1. Juli 2013

Mit mehr als 12.000 Soldaten wollen die Vereinten Nationen Mali zur Normalität zurückführen. Doch die UN-Truppen werden nicht nur von Rebellen bedroht, sie stehen auch vor großen logistischen Herausforderungen.

Start der UN-Mission in Mali, Zeremonie in Bamako July 1, 2013. Photo: REUTERS/Malin Palm
Mali UN Mission MINUSMA 01.07.2013Bild: Reuters

Die blaue Flagge der Vereinten Nationen hängt ein wenig schief am Wandschrank im Hotelzimmer. Am Montag (01.07.2013) startet die friedenssichernde Mission der UN in Mali, doch das Büro ihres Leiters Bert Koenders in der Hauptstadt Bamako wirkt noch etwas provisorisch. Über eine Live-Schaltung nach New York berichtet Koenders dem Weltsicherheitsrat von den anstehenden Aufgaben.

Die Mission werde zunächst in zwei entscheidenden Bereichen gefordert sein, erklärt Koenders: "In der Umsetzung des vorläufigen Friedensabkommens und in den anstehenden Wahlen." Das seien die ersten Schritte. "Der Erfolg hängt davon ab, dass wir Hilfe leisten und Vertrauen aufbauen, um Mali auf den Pfad der Stabilisierung zurückzuführen", so Koenders weiter.

Anderthalb turbulente Jahre

Gerade erst hat die Regierung mit den Tuareg-Rebellen im Norden des Landes einen vorläufigen Friedensvertrag geschlossen. Ende Juli sollen die Malier einen neuen Präsidenten wählen. So soll - nach anderthalb Jahren politischem Chaos - wieder die Demokratie in Mali Einzug halten. Im März 2012 hatten Soldaten die Macht in Bamako durch einen Putsch an sich gerissen. Anschließend eroberten zunächst Tuareg-Rebellen und dann islamistische Gruppen den Norden des Landes. Bereits im Herbst 2012 hatte die malische Regierung die Vereinten Nationen um militärische Hilfe gebeten. Die UN jedoch zögerte.

Koenders war zuvor Chef der UN-Mission in der ElfenbeinküsteBild: Getty Images/AFP

Erst als die ehemalige Kolonialmacht Frankreich im Januar 2013 Flugzeuge, Hubschrauber und Radpanzer nach Mali schickte, zogen sich die Rebellen nach und nach in die Wüste zurück. Soldaten aus Westafrika und dem Tschad unterstützten die malische und französische Armee dabei im Rahmen der "afrikanisch geführten Unterstützungsmission für Mali", kurz AFISMA.

Schützen und helfen

Deren Aufgaben übernehmen nun die Soldaten, Polizisten und Entwicklungsexperten der UN-Mission MINUSMA ("Mehrdimensionale Integrierte Stabilisierungsmission in Mali"). 6000 westafrikanische AFISMA-Soldaten bleiben in Mali und werden Teil der neuen UN-Mission. Unter Führung des ehemaligen niederländischen Ministers für Entwicklungshilfe Bert Koenders sollen sie den brüchigen Frieden im Land sichern.

UN-Soldaten sollen in verschiedenen Regionen Afrikas den Frieden sichern

Dazu gehört insbesondere, die Bevölkerung vor Angriffen versprengter Rebellengruppen zu schützen - notfalls mit Gewalt. Zudem soll MINUSMA im Norden Malis die humanitäre Lage verbessern, also Hunger und Krankheiten bekämpfen, die Rückkehr hunderttausender Flüchtlinge ermöglichen und Rathäuser und Polizeistationen wieder funktionsfähig machen.

Deutsche Soldaten schrauben und betanken

Diese Mission werde kein Spaziergang, sagt der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière: "Das wird und kann schwierig werden", erklärte er im deutschen Bundestag. Man habe gelernt, dass der Beginn von Missionen nicht von überschwänglichen Erwartungen begleitet werden sollte. "Vielmehr müssen wir nüchtern und realistisch die Chancen und Risiken betrachten."

Kann in Bamako landen: Transall-Maschine der BundeswehrBild: Bundeswehr

Bis zu 150 deutsche Soldaten sollen die UN-Mission in Mali unterstützen, der Bundestag hat der deutschen Beteiligung an der Mission am Donnerstag (27.06.2013) zugestimmt. Allerdings: Die Deutschen sollen nicht bei möglichen Gefechten mitwirken, sondern - wie auch bisher schon im Rahmen der AFISMA - Soldaten und Gerät transportieren, Technik warten und reparieren, malische Truppen ausbilden und beraten sowie Flugzeuge aus der Luft betanken.

Die Technik schmilzt in der Sonne

Hauptproblem dabei: Im Norden Malis sind die Straßen schlecht und immer noch von Rebellen und kriminellen Banden belagert. Zudem fehlen der UN-Truppe dort Landebahnen für große Transportflugzeuge. Deshalb müssen zunächst Kleinflugzeuge und Militärhelikopter die Versorgung des UN-Personals im Norden sicherstellen. Dazu verlegen die Vereinten Nationen kleine Propellermaschinen aus ihrer Friedens-Mission in Liberia sowie Material aus anderen Missionen nach Mali.

Im Norden des Landes sollen die Haupt-Standorte der Mission in Gao und Timbuktu sein. Wasser und Treibstoff dürften dort schnell knapp werden. Zudem können die UN-Truppen in einigen Gegenden in Nord-Mali ihre Kommunikationstechnik nur schwer einsetzen, weil Bauteile wichtiger Geräte in der Hitze schmelzen. MINUSMA gilt deshalb als eine der logistisch schwierigsten Missionen, die die Vereinten Nationen sich je vorgenommen haben.

Hotel als Hauptquartier

Auch in der Hauptstadt Bamako sind die Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen, berichtet Henner Papendieck, der als deutscher Entwicklungshelfer vor Ort ist. "Im Moment wird das größte Hotel Bamakos, das Hotel Amitié, faktisch umgebaut zum Zentralquartier dieser UN-Streitmacht", sagte er der DW. Es könne jedoch dauern, bis dies fertiggestellt sei. "Bis die Leitungen gelegt sind und die Sicherheit geregelt ist: Das wird sich hinziehen." Das werde wohl eher im Herbst oder Winter, als noch im Sommer passieren.

Bereits seit Januar in Mali: Soldaten aus TogoBild: picture-alliance/dpa

Von der Weltgemeinschaft fordert der MINUSMA-Leiter Koenders deshalb, schnellstmöglich mehr Geld bereitzustellen, damit seine Mitarbeiter bald für ihren Einsatz gewappnet sind. Das betrifft unter anderem diejenigen Soldaten aus Westafrika, die im Rahmen der AFISMA-Mission bereits in Mali stationiert waren und oftmals nur schlecht ausgerüstet sind.

In seinem Gespräch mit dem Weltsicherheitsrat in New York lobte Koenders den Mut und die Einsatzbereitschaft dieser Soldaten. Und fügte hinzu: "Ich spreche erneut den Familien ihrer gefallenen Kameraden mein Beileid aus." Es könnte sein, dass Koenders nicht zum letzten Mal den Angehörigen gefallener Soldaten Trost zusprechen muss. Denn auch unter UN-Flagge gilt für die internationalen Truppen in Mali: Sie müssen Frieden sichern in einem Land, in dem noch kein echter Friede herrscht.

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