Umweltschmutzung verkürzt unser Leben. Auf dem UN-Gipfel in Nairobi beschlossen deshalb über 100 Minister Maßnahmen für eine nachhaltige Produktions- und Lebensweise mit weniger Schmutz durch Plastik und Chemie.
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Es war die dritte UN-Umweltversammlung (UNEA), die in Nairobi von Montag bis Mittwoch tagte. Zum Abschluss verabschiedeten die über 100 Umweltminister am Abend eine Erklärung, die den Weg zu einem "Planeten ohne Verschmutzung" weisen soll.
Die Regierungen der Länder verpflichten sich darin, die Bedrohung der Umwelt und damit der Gesundheit, der Gesellschaft und der Wirtschaft durch Umweltverschmutzung zu bekämpfen. Durch konsequente Maßnahmen wollen sie die Verschmutzung durch Chemie- und Plastikprodukte erheblich reduzieren.
Schlechte Luft atmen derzeit weltweit mehr als neun von zehn Menschen. An den Folgen sterben deshalb täglich "mehr als 17.000 Menschen vorzeitig", heißt es in der Erklärung. Nach Angaben der UN-Umweltagentur (UNEP) sind das pro Jahr weltweit rund 6,5 Millionen Menschen. Rechnet man Todesfälle aufgrund von beispielsweise Bleivergiftungen, Chemikalien und verschmutzem Trinkwasser hinzu, kommt die Organisation in ihrem aktuellen Report auf insgesamt 12,6 Millionen Opfer.
Die Regierungen der Länder verpflichteten sich in der Absichtserklärung dazu, "nachhaltige wirtschaftliche Produktivität" und "nachhaltigere Lebensweisen" zu fördern. Zentral dafür seien die Wiederverwertung von Rohstoffen und die Reduzierung von Abfall.
Als nächstes sei ein konkreter Aktionsplan nötig, sagte Ibrahim Thiaw von Unep. "Die Art und Weise, wie wir produzieren und konsumieren, muss sich ändern." Auf nationaler und lokaler Ebene seien dafür Maßnahmen wie Verbote von Einweg-Plastiktüten nötig.
Plastikproduktion muss dringend reduziert werden
Ein wichtiges Thema auf dem Gipfel war die Verschmutzung der Meere durch Plastik. Jährlich landen der UN zufolge rund acht Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen. Meerestiere verheddern sich darin oder verschlucken den Müll. Zudem zerfällt das Material und bildet Mikroplastik - kleine Kunststoff-Teilchen, die sich später auch in Trinkwasser und Nahrungsmitteln wiederfinden.
"Wir haben Mikroplastik in Muscheln gefunden und Muscheln, essen wir gerne", sagt Norwegens Umweltminister Vidar Helgesen und fügt hinzu: "Im Januar dieses Jahres strandete ein sehr seltener Wal wegen Erschöpfung und er musste deswegen getötet werden. In seinem Bauch wurden dann 30 Plastiktüten gefunden."
Nach Angaben der UN-Umweltagentur ist das Plastikproblem so groß, dass 99 Prozent aller Seevögel im Jahr 2050 Plastik in ihren Mägen haben werden, wenn die Regierungen jetzt nicht gegensteuern.
China ist der größte Produzent von Kunststoffabfällen weltweit, hat aber starke Anstrengungen unternommen, um dies zu verringern. "Wenn sich eine Nation im Moment mehr als ändert, dann ist es China. Die Geschwindigkeit und die Entschlossenheit der Regierung dies zu ändern ist enorm", sagte UNEP-Chef Erik Solheim. Er plädiert dafür Plastikverpackungen möglichst zu verbannen: "Lasst uns Produkte abschaffen, die wir nicht brauchen."
Umsetzung entscheidet über Erfolg
Um das langfristige Ziel einer Welt ohne Verschmutzung zu erreichen, wollen die Staaten die internationale Zusammenarbeit, den Informationsaustausch und die Forschung verstärken. Darüber hinaus haben sich die Staaten verpflichtet Aufklärung und Bildung zu verstärken: Für eine nachhaltigere Produktion und verantwortungsvolleren Konsum.
Um ihr Ziel zu erreichen, wollen die Minister auch die Finanz- und Steuerpolitik ändern. Sie möchten finanzielle Anreize schaffen, damit sich etwas verändert: Investitionen in den Umweltschutz möglich werden und Verschmutzungen reduziert werden.
Neben den nationalen Regierungen müsse auch die Privatwirtschaft, internationale Organisationen und jeder Einzelne etwas für eine saubere Umwelt tun: "Jeder hat eine Verantwortung als Mutter, Vater, Freund, Arbeitgeber, Kollege und Nachbar", heißt es in der Erklärung.
Auch wenn die UN-Resolution keine verbindliche zwingende Umsetzung erfordert, wird sie von der Umweltgruppe Greenpeace ausdrücklich begrüßt. Jetzt müssen "die hier getroffenen Entscheidungen umgesetzt werden", sagt die Ostasien Aktivistin Cheng Quian. "Sie müssen beschleunigt werden, um eine Chance zur Gesundung unseres Planeten zu haben."
Kampf gegen die Plastikflut
Millionen Tonnen Plastikmüll schwimmen in den Ozeanen und gefährden Fische und andere Meerestiere. Am World Oceans Day legt die DW den Fokus auf Folgen der Verschmutzung durch Plastik - und auf Wege, diese zu bekämpfen.
Bild: picture-alliance/dpa/M.Nelson
Mehr Müll als Fische?
Nicht weniger als acht Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Weltmeeren. Wird nichts unternommen, könnte bis 2050 mehr Plastik in den Meeren schwimmen als Fische. Ein Großteil des Mülls sammelt sich in mehreren großen Strudeln weit draußen im Meer. Strände, wie auf den Midwayinseln im Pazifischen Ozean, sind ebenfalls betroffen.
Bild: picture-alliance/dpa/R.Olenick
Dem Plastik verfallen
Plastik zerfällt mit der Zeit in kleine Partikel, die Meerestiere oft mit Nahrung verwechseln. Laut einer Studie der Universität Uppsala führt als Nahrung aufgenommenes Plastik bei Fischen zu gehemmtem Wachstum und einer erhöhten Sterberate. Fische scheinen Plastik sogar ihrer gewöhnlichen Nahrung vorzuziehen. Plastik in Fisch könnte auch ein Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellen.
Bild: picture-alliance/dpa/R.Olenick
Essbare Alternativen
Die Ocean Conservancy schätzt, dass bereits mehr als 690 Arten von Meerestieren vom Plastikmüll betroffen sind. In dem Bestreben den Müll zu reduzieren, haben einige Unternehmen Alternativen entwickelt. So etwa die Delray Beach Brauerei in Florida: Essbare Träger für Sixpacks aus Reststoffen wie Weizen und Gerste sollen die alten Plastik-Träger ersetzen. Geplant ist die Produktion für Oktober.
Bild: picture-alliance/dpa/J. McDonald
Biologisch abbaubare Verpackungen
Einweg-Plastiktüten machen einen Großteil des Mülls in den Meeren aus. Ein polnischer Betrieb begegnet diesem Problem mit einer biologisch abbaubaren Alternative: Statt Plastik wird einfach Weizen-Kleie genutzt. Dem Erfinder Jerzy Wysocki zufolge kann die Biotrem-Verpackung in Ofen und Gefrierfach verwendet werden und soll sich in 30 Tagen zersetzen - und essbar ist sie auch noch.
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Ist Bambus die Rettung?
Der schnell wachsende Bambus ist eine weitere Alternative zu Plastik und kann für die Produktion von Duschvorhängen, Zahnbürsten und sogar Computer-Zubehör genutzt werden. Das Unternehmen Tonggu Jiangqiao aus der Bambus- und Holzindustrie, im Bild oben, begann im Jahr 2008 mit der Massenproduktion von Tastaturen, Mäusen und Monitorgehäusen.
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Schöpfkelle für den Ozean
Alternativen mögen helfen, den Müll zu reduzieren, doch Millionen Tonnen von Plastik treiben weiterhin für Jahrhunderte in den Weltmeeren. Das niederländische Projekt Ocean Cleanup will mit einem 100-Kilometer langen, schwimmenden Dammsystem das Plastik in den Meeren auffangen, ohne Fische oder andere Meerestiere zu gefährden. Die Anwendung im Pazifischen Ozean soll bis 2020 realisiert werden.
Bild: picture-alliance/dpa/E.Zwart
Mode aus Müll
Ein Teil des Plastiks könnte recycled und in anderer Form wiederverwendet werden, beispielsweise für Blumentöpfe, als Dämmmaterial oder – im Fall der spanischen Firma Ecoalf – für Kleidung. Das Modelabel aus Madrid nutzt Plastikmüll, der von Fischerbooten im Mittelmeer gesammelt wird und macht daraus Polyesterfasern – die wiederum zu Jacken, Rucksäcken oder anderen Modeartikeln verarbeitet werden.
Bild: AFP/Getty Images/P. Armestre
Reduce, Reuse, Recycle
Plastikmüll kann außerdem noch in seiner originalen Form wiederverwendet werden: Auf der Rio +20 Konferenz der Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung im Jahr 2012 – 20 Jahre nach dem ersten World Oceans Day – wurden gigantische Fische aus Plastikflaschen entlang der Promenade von Rio de Janeiro ausgestellt.
Bild: picture-alliance/dpa/A.Lacerda
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Manilas Strände: Müll, so weit das Auge reicht
Philippinen - da denken Sie an Palmen, Sandstrände und Inselromantik? Auch. Aber vor allem gibt es massenweise Plastikmüll. Umweltaktivisten haben sich jetzt mal genauer angesehen, was da alles angeschwemmt wird.
Bild: Jilson Tiu/Greenpeace
Müll statt Sand
Die künstlich erschaffene Freedom-Insel in der Bucht von Manila könnte so schön sein: Ein Mangrovenwald zieht Zugvögel aus aller Welt an. Aber an den Stränden der Insel hat sich inzwischen noch etwas ganz anderes breit gemacht: Plastikmüll - ebenfalls aus aller Welt.
Bild: Daniel Müller/Greenpeace
Genug ist genug
Es reicht jetzt, fanden Umweltaktivisten von Greenpeace Philippines und der internationalen "Break free from Plastic"-Bewegung. Gemeinsam schritten sie zu einer Putzaktion.
Bild: Daniel Müller/Greenpeace
Harte Arbeit
Styropor, weggeworfene Flip-Flops, Plastiktüten, Verpackungen - Freiwillige investierten laut Greenpeace 10.000 Arbeitsstunden, um die Strände an der Freedom-Insel von ihrem ganzen Müll zu befreien.
Bild: Jilson Tiu/Greenpeace
Was kommt woher?
Die Aktivisten räumten den Müll allerdings nicht nur weg - sie sortierten ihn auch. Denn sie wollten wissen, welche Art von Abfall an den Stränden der Philippinen landet und wo er herkommt.
Bild: Daniel Müller/Greenpeace
Das Ergebnis
Der Plastikmüll stamme hauptsächlich von drei Konzernen, sagen die Umweltaktivisten: Nestlé, Unilever und das indonesische Unternehmen PT Torabika Mayora. Allein 9000 Verpackungsteile von Nestlé-Produkten habe man am Strand aufgeklaubt.
Bild: Daniel Müller/Greenpeace
Einmal und nie wieder
Besonders verheerend sind laut Greenpeace kleine handliche Einmalverpackungen, die portionsweise alles von Shampoo bis Tütensuppe enthalten. Der Kundenbedarf nach solchen Convenience-Verpackungen sei groß. Aber bisher existiere kein Abfallmanagement, das mit den riesigen Mengen Abfall klarkommt.
Bild: Daniel Müller/Greenpeace
Damit keiner aufräumen muss
Unternehmen sollten ihre Verpackungsstrategien überdenken, mahnen die Aktivisten, und mehr nachfüllbare Verpackungen verwenden. Die Devise: von vorne herein Abfall vermeiden.
Bild: Jilson Tiu/Greenpeace
Eklig
Nach einer McKinsey-Studie aus dem Jahr 2015 zählen die Philippinen zu den drei größten Meeresverschmutzern aufgrund von Plastikmüll, gleich hinter China und Indonesien.
Bild: Jilson Tiu/Greenpeace
So kann es auch aussehen
Saubere Sandstrände - so stellt man sich die Philippinen vor. Aber auch nach einer Aufräumaktion wie dieser wird es nicht lange dauern, dann wird schon der nächste Plastikmüll angespült werden. Und wer räumt den dann weg?