1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteNahost

UN: Unter Toten im Gazastreifen viele Kinder unter 14 Jahren

8. November 2024

Unter den Todesopfern durch den Krieg im Gazastreifen ist eine erschreckend hohe Zahl von Frauen und Kindern. Das zeigt eine Auswertung des UN-Menschenrechtsbüros.

Im Gazastreifen liegen blaue Leichensäcke in einer Grube
Frauen und Kinder machen nach Angaben der Vereinten Nationen fast 70 Prozent der bestätigten Todesopfer im Gaza-Krieg aus (Archivbild)Bild: Sais Khatib/AFP

Im Gazastreifen hat es nach einer Auswertung der verifizierten Todesfälle nach Altersgruppen die meisten Opfer unter fünf- bis neunjährigen Kindern gegeben. Das geht aus einem Bericht des Menschenrechtsbüros der Vereinten Nationen (UN) hervor. Diese Erkenntnis deute auf eine systematische Verletzung grundlegender Prinzipien des humanitären Völkerrechts hin, erklärte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf. In einem 32-seitigen Bericht verweisen die UN dabei auf Gebote der Unterscheidung und der Verhältnismäßigkeit bei Kampfhandlungen.

Die wahre Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher liegen

Das Büro habe für den Zeitraum November 2023 bis Ende August rund 10.000 Todesfälle verifiziert, sagte der Leiter des UN-Menschenrechtsbüros für die besetzten palästinensischen Gebiete, Ajith Sunghay. Rund 80 Prozent seien in Wohnhäusern umgekommen. 70 Prozent seien Frauen und Minderjährige gewesen. Am zweithöchsten unter allen Altersgruppen war die Zahl der Todesfälle unter Zehn- bis 14-Jährigen, gefolgt von Kindern bis zu vier Jahren.

Nach israelischen Militärangriffen suchen Menschen in Chan Junis im Gazastreifen nach Opfern (Archivbild)Bild: Mahmud Hams/AFP

Die wahre Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher liegen. Viele Todesfälle ließen sich bislang nicht verifizieren, und Tausende Menschen werden bis heute unter Häusertrümmern vermutet. Sunghay konnte nicht sagen, ob die Auswertung repräsentativ für alle Opfer ist. Nach unabhängig nicht überprüfbaren Angaben der Hamas-Behörden wurden inzwischen mehr als 40.000 Menschen im Gazastreifen getötet. Die militant-islamistische Hamas wird von vielen Staaten als Terrororganisation gelistet. 

UN: Verstöße können nur internationale Gerichte feststellen

Israel äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht des UN-Menschenrechtskommissariats, beteuert aber immer, dass der Kampf Mitgliedern der Hamas gelte und Zivilisten so weit wie möglich verschont würden. Zudem warf die israelische Armee der Hamas wiederholt vor, militärische Einrichtungen gezielt in zivil genutzten Gebäuden wie Wohnhäusern, Kliniken und Schulen zu platzieren und dadurch die Zahl getöteter Zivilisten in die Höhe zu treiben.

Am 7. Oktober 2023 hatten die im Gazastreifen regierende Hamas und andere Terrorgruppen bei einem Überfall auf Israel mehr als 1100 Menschen getötet und rund 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit massiven Angriffen, die bis heute anhalten. Das Militär will damit die Hamas zerstören.

Israelis helfen Palästinensern bei der Olivenernte

03:27

This browser does not support the video element.

Das UN-Menschenrechtsbüro bekräftigt einmal mehr, dass Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden sein könnten. Es könne sich auch um Völkermord handeln, wenn Bevölkerungsgruppen zum Beispiel aufgrund von Ethnie, Religion oder Nationalität ganz oder teilweise ausgelöscht werden sollten. Solche Verstöße könnten schlussendlich nur internationale Gerichte feststellen. Menschenrechtsexperten liefern mit ihren Untersuchungen die Grundlage für gerichtliche Einschätzungen und Urteile.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, mahnte eine lückenlose Dokumentation für spätere Ermittlungen an. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Vorwürfe schwerer Verstöße gegen das Völkerrecht durch glaubwürdige und unparteiische Justizorgane gebührend untersucht werden und dass in der Zwischenzeit alle relevanten Informationen und Beweise gesammelt und aufbewahrt werden", erklärte der Österreicher.

pg/sti/jj (afp, rtr)

Redaktionsschluss 17.30 Uhr (MEZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert!