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Politik

Leise Hoffnung am East River

Michael Knigge
18. September 2017

Donald Trump hatte sich über die Vereinten Nationen lustig gemacht. Doch Diplomaten zeigten sich noch vor seinem Besuch vorsichtig optimistisch. Michael Knigge berichtet aus New York.

USA UN-Generalversammlung in New York
Bild: picture alliance/dpa/D. Kalker

Selbst unter normalen Umständen kann es schwierig sein, Diplomaten und Regierungsvertreter zu einem offenen Wort über den Bewohner des Weißen Hauses und Gestalter der amerikanischen Außenpolitik zu bewegen. Doch der amtierende Präsident ist auch in seiner Haltung zu den UN nicht irgendeiner. Er hat die Vereinten Nationen "einen Club, in dem Leute sich treffen, reden und ihren Spaß haben" genannt und drastische Kürzungen des amerikanischen Beitrags zum UN-Haushalt gefordert. Im Zeitalter eines Donald Trump sind dies also keine normalen Zeiten.

Daher war es keine Überraschung, dass von dem halben Dutzend Menschen in New York, die ich für diesen Artikel um eine Stellungnahme bat, keiner bereit war, offiziell etwas über die Erwartungen an Trumps Antrittsrede in der Vollversammlung zu sagen. Doch sogar ohne Namensnennung blieben Diplomaten aus der ganzen Welt vorsichtig und zögerlich bei der Beantwortung der Frage, was sie von Trump erwarten.

Große Zurückhaltung

Man muss zugestehen, dass die allgemeine Zurückhaltung bis zu einem gewissen Grad verständlich ist, denn der Präsident gilt als unberechenbar, vor allem wenn es darum geht, den Inhalt einer Rede in letzter Minute zu ändern. Die UN-Vertreter aus Nordamerika, Europa, Afrika und Asien sind zunächst einmal sehr erleichtert, dass Trump den Vereinten Nationen überhaupt einen Besuch abstattet und an der Vollversammlung teilnimmt. Das mag eine übertrieben niedrige Erwartung sein. Aber vor dem Hintergrund seiner Anti-UN-Breitseiten und seiner "Amerika-zuerst"-Politik kann man seinen Besuch der sichtbarsten multilateralen Organisation der Erde tatsächlich als kleinen, aber wichtigen Schritt sehen. "Es ist gut, dass er dabei ist", sagt ein Diplomat lapidar, "es ist besser, als wenn er abseits stehen würde".

Trump hatte sich im Wahlkampf über die Vereinten Nationen lustig gemachtBild: Picture alliance/AP Images/J. Locher

Ein weiteres Zeichen, dass es zwischen Donald Trump und den Vereinten Nationen vielleicht doch nicht so schlimm steht wie befürchtet, ist die Tatsache, dass Trump nicht nur zu seiner Antrittsrede kommt, sondern bereits einen Tag früher eintraf, um (zusammen mit anderen Ländern wie Großbritannien und Deutschland) Vorschläge einer Reform der Organisation vorzustellen. Dies kann auf zweierlei Weise gedeutet werden: Erstens, dass Trump trotz seiner isolationistischen Rhetorik eine Rolle für eine reformierte UN sieht, und zweitens, dass er für die USA weiterhin eine entscheidende Rolle in der internationalen Politik sieht, die über eng definierte nationale Interessen hinausgeht.

Mit den UN 'ins Geschäft kommen'

Es könnte auch heißen, dass dieser Präsident, der sich selbst für den größten Geschäftemacher der Welt hält, bereit ist, mit den UN und ihren Mitgliedsstaaten 'ins Geschäft zu kommen'. Vielleicht bedeutet es zudem, dass Washingtons Kürzungen seines UN-Beitrags am Ende doch nicht so dramatisch ausfallen werden wie weithin befürchtet.

Während die Diplomaten im New Yorker Stadtbezirk Turtle Bay, wo die UN ihren Sitz haben, sich offene Kommentare über Trump verkneifen, muss man aber nur mal auf die Straße gehen, denn manche Anwohner des Viertels gehen durchaus aus sich heraus.

"Ich liebe meinen Präsidenten"

"Wir sind so froh und stolz, dass er in diese Gegend kommt”, sagt John Hakim, der die kleine Holzofenpizzeria La Trattoria führt, einen Steinwurf vom UN-Gebäude entfernt. Der 32 Jahre alte koptische Christ aus Ägypten kam vor sieben Jahren nach Amerika und hat erst im Juli seine Pizzeria eröffnet, wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig, um vom Hochbetrieb zu profitieren, den die Zeit der Vollversammlung normalerweise mit sich bringt.  

John Hakims Emfehlung für Trump als Kunden: Fettucine mit GarnelenBild: DW/M. Knigge

"Für unsere Kunden werden wir unser Bestes geben, und ich hoffe, alle werden zufrieden sein", sagt Hakim. Als ich ihn nach seinen politischen Ansichten frage, zeigt der frischgebackene Restaurantbetreiber sowohl diplomatisches Geschick als auch Geschäftssinn. "Ich mache mir nichts aus Politik. Ich bin US-Bürger. Ich liebe mein Land. Ich liebe meinen Präsidenten", sagt Hakim und fügt hinzu, wenn Donald Trump seine Pizzeria besuchen sollte, würde er ihm entweder Penne mit Huhn oder Fettucine mit Garnelen empfehlen.

 

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