Mitte Juli standen weltweit eine Milliarde Kinder vor geschlossenen Schulen. Die Vereinten Nationen warnen wegen der Schulschließungen im Kampf gegen das Coronavirus vor einer "Katastrophe für eine ganze Generation".
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Dass die Schülerinnen und Schüler sicher zurück in den Unterricht gehen könnten, müsse oberste Priorität haben, sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Mitte Juli seien in rund 160 Ländern die Schulen geschlossen gewesen. Davon sei mehr als eine Milliarde Schüler betroffen, mindestens 40 Millionen Kinder hätten die Vorschule versäumt.
"Jetzt stehen wir vor einer Katastrophe für eine ganze Generation, durch die unermessliches menschliches Potenzial verschwendet, jahrzehntelanger Fortschritt untergraben und tief verwurzelte Ungleichheiten verschärft werden könnten", sagte Guterres bei der Eröffnung der UN-Kampagne "Save our Future".
Australische Studie sieht geringes Risiko
Sobald die erste Übertragung des Coronavirus vor Ort unter Kontrolle sei, müsse es höchste Priorität haben, die Schüler so sicher wie irgend möglich wieder in den Unterricht zu bringen, mahnte der UN-Generalsekretär. Die Beratung von Eltern, Betreuern, Lehrern und Jugendlichen sei dabei von grundlegender Bedeutung.
So lernt die Welt
Gelernt wird überall. Doch unter welchen Umständen Schülerinnen und Schüler die ersten Sätze lesen und Buchstaben schreiben, ist sehr unterschiedlich. Zum Weltlehrertag eine kleine Reise durch die Klassenzimmer der Welt.
Bild: Reuters/I. Alvarado
Afghanistan: Bildung für alle
Mahajera Armani unterrichtet in der Nähe der nordafghanischen Stadt Dschalalabad eine reine Mädchenklasse. Ihnen war es bis zum Sturz der Taliban im Jahr 2001 untersagt zur Schule zu gehen. Zehn Jahre später besuchten schon 74 Prozent der Mädchen im Grundschulalter regelmäßig den Unterricht.
Bild: Reuters/Parwiz
Japan: In Reih und Glied
Mittagszeit für die Kinder der "Takinogawa"-Grundschule in Tokio. Das japanische Schulsystem gilt als eines der besten weltweit. Regelmäßig landet das Land beim weltweiten Bildungsvergleich, der Pisa-Studie, unter den ersten Plätzen. Aber Japan ist auch bekannt für hohen Leistungsdruck.
Bild: Reuters/T. Hanai
Brasilien: Schwimmendes Klassenzimmer
Die Kinder der öffentlichen Schule "Sao Jose II” in Manaus lernen auf schwankendem Boden. Und das auch noch mitten auf einem der größten Flüsse der Welt: dem Amazonas. Staatliche Schulen sind in Brasilien oft qualitativ schlechter als private. Wer wirklich etwas lernen will, muss draufzahlen.
Bild: Reuters/B. Kelly
USA: Ungleichheit im Land der Möglichkeiten
Die USA sind zwar eines der am weitesten entwickelten Länder der Welt. Doch im Bildungssystem wird immer wieder mangelnde Chancengleichheit kritisiert. So verlassen Weiße die Schule oft mit einem besseren Abschluss als Schwarze oder Schüler mit lateinamerikanischem Hintergrund. Für diese Schüler aus Chicago ist der Abschluss noch weit entfernt - sie sind ja gerade erst in der Grundschule.
Bild: Reuters/J. Young
Vietnam: Lernen im Dunkeln
Kein Licht und keine Bücher - so müssen diese Drittklässler in Vietnam lernen. Die Lehrerin bringt den Kindern ihre lokale Sprache "Hmong" bei. Trotz mancherorts schlechter Unterrichtsbedingungen schneidet Vietnam im weltweiten Pisa-Test ab und zu sogar besser ab als Deutschland.
Bild: Reuters/Kham
Großbritannien: Immer schön ordentlich
In England hat das Tragen einer Schuluniform eine lange Tradition. Mit wenigen Ausnahmen kommen fast alle Schülerinnen und Schüler im Einheitslook zum Unterricht - wenn auch nicht immer mit Hut wie diese Schüler der "Harrow School" in Middlesex. Woher die Tradition kommt ist unklar - denn es hat nie ein Gesetz gegeben, dass die Kleidung an Schulen vorschreibt.
Bild: Reuters/S. Plunkett
Pakistan: Gemeinsam statt einsam
Dass Mädchen und Jungen wie diese Kinder in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad zusammen lernen können - und sei es nur auf dem Boden im Park - war auch in manchen Grenzregionen Pakistans lange keine Selbstverständlichkeit. Dafür eingesetzt hat sich auch die pakistanische Schülerin Malala Yousafzai. Im Jahr 2014 erhielt sie deswegen den Friedensnobelpreis.
Bild: Reuters/C. Firouz
Marokko: Lernen in lila Räumen
Diese Schüler an der Oudaya-Grundschule in der marokkanischen Hauptstadt Rabat lernen farbenfroh. In den ersten Jahren sind die Klassen gut besucht: Rund 92 Prozent der Kinder gehen zur Schule. Doch schon bei den 15-Jährigen tut das nur noch die Hälfte. Und 30 Prozent alle Jugendlichen in diesem Alter können weder lesen noch schreiben.
Bild: Reuters/Y. Boudlal
Kenia: Schule im Slum
In Kenia können seit 2003 alle Kinder auf die Grundschule gehen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Seit dieser Reform wurde allerdings wenig in Bildung investiert. Deswegen sind viele Klassen überfüllt und die Schulen oft überfordert. Die Kinder auf diesem Bild leben im riesigen Armenviertel Kibera südlich von Nairobi.
Bild: Reuters/N. Khamis
Malaysia: Glückliche Schüler
Die malaysischen Schüler gehören zu den glücklichsten der Welt - zumindest haben sie das bei der letzten Pisa-Studie angegeben. Die Schule bestimmt hier einen großen Tag des Alltags junger Menschen. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Einige besuchen Koranschulen wie das Internat "Madrasah Nurul Iman".
Bild: Reuters/O. Harris
Ukraine: Polyglotte Sprachkünstler
In der Ukraine lernen Kinder schon ab der ersten Klasse eine Fremdsprache. Für diese Schüler am "Humanities Lyceum" in Kiew ist ab der fünften Klasse sogar eine zweite Sprache verpflichtend. Viele sprechen deswegen neben Ukrainisch und Russisch noch Englisch, Französisch oder oft auch Deutsch.
Bild: Reuters/G. Garanich
Chile: Man lernt nie aus
Auch wenn es nicht danach aussieht: Hier sitzt eine Klasse Grundschüler. Die Männer und Frauen besuchen die Abendschule "Laura Vicuna" in der chilenischen Hauptstadt und holen ihren Schulabschluss nach. In Chile ist fast das komplette Bildungssystem privat organisiert, arme Familien können den Schubesuch ihrer Kinder daher oft nicht bezahlen.
Bild: Reuters/I. Alvarado
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Das Risiko für Corona-Ausbrüche in Schulen und Kindergärten lässt sich einer Studie aus Australien zufolge mit Maßnahmen wie Kontaktverfolgung gering halten. Obwohl mit dem Virus infizierte Lehrer, Betreuer und Kinder ihre jeweilige Einrichtung aufgesucht hätten, als sie bereits infektiös waren, seien dort nur wenige weitere Menschen infiziert worden, berichten Forscher im Fachjournal "The Lancet Child & Adolescent Health". Das effektive Verfolgen von Kontakten Infizierter sei der Schlüssel dafür, eine Ausbreitung in Schulen und Kitas zu verhindern.