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Weltklimabericht

Irene Quaile2. November 2014

Regierungsvertreter und Experten haben sich diese Woche in Kopenhagen getroffen, um einen Schlüsselbericht zum Weltklima zu verabschieden. Danach müssten Politiker umgehend handeln, um das Schlimmste zu verhindern.

Dunkle Wolken in der Dämmerung (Foto: Daniel Loretto/Fotolia.com)
Bild: Daniel Loretto - Fotolia.com

Im Vorfeld der nächsten UN-Klimakonferenz in Peru warnt ein UN-Bericht vor unumkehrbaren Klimaveränderungen. Der Klimawandel habe möglicherweise "ernste, tiefgreifende und unumkehrbare Folgen für die Menschen und Ökosysteme“, heißt es weiter. Aber noch wäre Zeit, um durch die Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen das Schlimmste zu verhindern. Das ist die Botschaft des Berichts des Weltklimarats (IPCC), der am Sonntag veröffentlicht wurde.

Der Bericht enthält keine grundlegend neuen Informationen. Seine Formulierungen jedoch verleihen dem Thema eine erhöhte Dringlichkeit. Er führt Informationen zusammen, die in drei früheren, bereits veröffentlichen Berichten enthalten waren. Es geht um die wissenschaftlichen Hinweise auf Klimaveränderungen, auf die Folgen solcher Entwicklungen und was dagegen zu tun sei.

Der Klimawandel bringt Dürren und HungersnöteBild: picture-alliance/dpa

Regierungsvertreter aus mehr als 100 Ländern und führende Wissenschaftler haben an dem Treffen teilgenommen. Ihre Aufgabe war es, den Gesamtbericht vorzubereiten, vor allem aber auch die zentrale "Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“. Die ist Grundlage für die Vorbereitungen aller Regierungen, die beim UN-Klimagipfel in Peru dabei sein werden.

Ein Handeln ist dringend erforderlich

Der IPCC-Bericht lässt keinen Zweifel daran, dass die Erderwärmung stattfindet, dass sie von Menschen verursacht wird, dass sie bereits jetzt gefährliche Konsequenzen hat und dass der Trend des globalen Temperaturanstiegs möglicherweise unumkehrbar ist.

Der Bericht macht ebenso klar, dass die Emissionen schon sehr bald erheblich reduziert werden müssten, um die globale Erwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten und damit die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden - wie Extremwetter, steigende Meeresspiegel, zunehmende Hitzeperioden, Überflutungen und Dürren.

Das Dokument legt außerdem nahe, dass der Klimawandel verstärkt zu gewalttätigen Konflikten und Flüchtlingsproblemen führen und sich negativ auf die Nahrungsmittelproduktion auswirken könne. Und auf noch eine entscheidende Veränderung wird ausdrücklich hingewiesen: die zunehmende Versauerung der Meere, die immer mehr Kohlendioxid aufnehmen. Eine erhebliche Bedrohung für das maritime Leben.

Die Ozeanversauerung macht den Lebewesen im Meer zu schaffenBild: AP

Sollten Treibhausgasemissionen nicht reduziert werden, seien "die Risiken für Klimaveränderungen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts hoch oder sogar sehr hoch“, so der Bericht. Weiter heißt es, dass sich die Temperaturen bis Mitte des Jahrhunderts um weitere zwei Grad Celsius erhöhen würden - gemessen am Durchschnitt der Jahre 1986 bis 2005. Nach diesem Szenario würden die Temperaturen bis Ende des Jahrhunderts sogar um 4 Grad höher liegen.

Interessengeleitete Arbeit am Bericht

Bevor die politisch hochsensible Zusammenfassung des Berichts veröffentlicht werden konnte, musste sie von den Regierungsvertretern Zeile für Zeile gegengelesen werden. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Ergebnisse für die Entscheidungsträger verständlich sind, so die offizielle Begründung. Tatsächlich aber versuchten die Regierungen, Einfluss auf die Wortwahl zu nehmen, um so ihre Verhandlungsposition zu stärken.

2000 Kommentare haben die Ländervertreter abgegeben. Manche verlangen, dass der Bericht genauere Aussagen zur Häufigkeit von Stürmen Hitzeperioden, Überflutungen und steigenden Meeresspiegeln macht.

Die Europäische Union wollte, dass der Bericht eindeutigere Aussagen trifft und zu einem wirklichen Leitfaden für Entscheidungsträger wird. Sowohl die EU als auch die USA verlangten, dass der Bericht stärker betone, dass auch die reicheren Länder von künftigen Extremwetter-Ereignissen betroffen seien.

Darüber hinaus wollten die USA, dass das Dokument auch denen zugänglich sei, die wenig von Klimafragen verstehen. Gerade für ein Land, in dem es noch immer eine weitreichende Skepsis gibt, so die Experten, sei es wichtig, dass der Bericht auch grafisch darstelle, welche Folgen das Nicht-Handeln habe.

Eine globale Energiewende kann das Klima rettenBild: picture-alliance/dpa

Saudi-Arabien verlangte, dass der Bericht auch darauf eingehen müsse, dass es seit 1998 zu einem flacheren Anstieg der Erderwärmung gekommen sei. Das Land ist allerdings bekannt dafür, die möglichen Konsequenzen des Klimawandels herunterzuspielen. Der größte Ölproduzent der Welt wollte im Schlussbericht auch einen Hinweis auf die "negativen“ Effekte unterbringen, die es habe, wenn man den Verbrauch von fossilen Brennstoffen reduziere. Dazu gehört für Saudi Arabien auch der Verlust von Anlagen und Vermögen.

Konsequenzen für Peru

Aus der Sicht von NGOs wie Greenpeace, der WWF und Germanwatch zeigt der Bericht, dass es nicht zu spät sei, gefährliche Klimaveränderungen abzuwenden. Sie sagen aber auch, dass sich ein solches Zeitfenster bis 2020 schließe. Bis dahin müsse die Welt den Schalter umlegen: hin zu einem größeren Anteil an erneuerbarer Energie, einer höheren Energieeffizienz und einem Stopp weiterer Abholzung, um so den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen.

"Wenn wir weitermachen wie bisher, werden uns die Möglichkeiten, den
Temperaturanstieg zu begrenzen, in den nächsten Jahrzehnten
entgleiten", mahnte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Seine Anwesenheit bei der Vorstellung des Berichts, unterstreicht, welche Bedeutung die UN dem Thema beimisst. Bereits auf dem UN-Klimagipfel im September in New York betonte Ban Ki-Moon die Dringlichkeit eines neuen Weltklima-Schutzabkommens.

Für den Peruanischen Umweltminister Manuel Pulgar-Vidal, Gastgeber der Umweltkonferenz in Lima Anfang Dezember, ist der Bericht eine Art Leitfaden für das Treffen. Er zeige, "dass es in den kommenden Jahren dringend geboten sei, entschlossen zu handeln“.

Die Klimakonferenz in Peru soll vor allem den Weg für ein verbindliches Abkommen ebnen, das in Paris 2015 endgültig verhandelt wird. Es soll das Kyoto-Protokoll ersetzen. Allein das Gerangel um die Wortwahl des IPCC-Vorberichtes zeigt, dass dieser Weg kein einfacher sein wird.

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