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Politik

UN ziehen fast alle Mitarbeiter aus Aleppo ab

1. November 2016

Der Osten der syrischen Metropole steht kurz vor einer Hungerkatastrophe. Doch auch im Westen spitzt sich die Lage zu - so sehr, dass die Vereinten Nationen ihr Personal nur noch mit einer Maßnahme schützen können.

Syrien Explosionen in Aleppo
Wider den Belagerungsring: Angriff der Aufständischen auf eine Militäreinrichtung in AleppoBild: picture allianc /abaca/M. Faisal

Die Vereinten Nationen haben einen Großteil der Mitarbeiter aus ihrem Büro in Aleppo abgezogen. Weil sich die Sicherheitslage auch in dem von der Regierung kontrollierten Westteil der syrischen Stadt weiter verschlechtere, habe man entschieden, das dort liegende Büro auf eine Kernmannschaft zu reduzieren, sagte ein Sprecher der UN-Nothilfeorganisation OCHA.

Am Sonntag war das Gebäude, in dem sich die UN-Büros befinden, von einer Panzergranate getroffen worden. Verletzt wurde bei dem Angriff nach offiziellen Angaben niemand. Die Reduzierung der Mitarbeiter sei nur vorübergehend und werde noch einmal überdacht, falls sich die Sicherheitslage bessere, sagte der OCHA-Vertreter.

Aleppo ist die am heftigsten umkämpfte Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Die frühere Metropole im Norden des Landes ist geteilt. Der Osten wird von Rebellen kontrolliert, doch von Regierungstruppen belagert. Die Aufständischen hatten am Freitag eine Offensive gestartet, um den Belagerungsring zu durchbrechen.

Wohnviertel wahllos beschossen

Beiden Seiten werfen die Vereinten Nationen schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht vor - nicht allein dem Assad-Regime. Die bewaffneten Aufständischen hätten in den vergangenen Tagen zahlreiche Zivilisten durch den wahllosen Beschuss von Wohnvierteln in West-Aleppo getötet, teilten zwei UN-Vertretungen in Genf mit. Die Angriffe kämen Kriegsverbrechen gleich. Laut Hochkommissariat setzten die Rebellen Granaten, Raketen und selbst gebaute Sprengkörper ein.

Aufständische attackieren eine Militärakademie in Aleppo, die von der Regierung kontrolliert wirdBild: picture alliance/abaca/B. el Halabi

Obwohl sich die Lage der Zivilbevölkerung weiter zuspitzt, will Russland seine Luftangriffe gegen die Rebellen in der einst zweitgrößten Stadt Syriens fortsetzen; diese waren laut eigener Darstellung vor zwei Wochen eingestellt worden. Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, solange die Aufständischen am Boden ihre Attacken gegen Zivilisten fortsetzten, sei eine Verlängerung der humanitären Feuerpause nicht möglich. Verteidigungsminister Sergej Schoigu lehnte außerdem neue Friedensgespräche mit dem Westen ab.

Mehr als 280.000 Menschen in der Falle

Eine Sprecherin der UN-Sektion für Menschenrechte sagte, die UN schätzten, dass im Ostteil Aleppos bis zu 275.000 Zivilisten sowie 8000 Rebellen in der Falle säßen. Seit Anfang Juli konnte kein Hilfskonvoi mehr zu ihnen durchkommen. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" rechnet damit, dass die Essensvorräte Mitte November aufgebraucht sein werden.

jj/uh (dpa, ap, rtr)

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