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UN ziehen gemischte Bilanz bei Milleniumszielen

6. Juli 2015

Deutliche Erfolge bei den Milleniumszielen vermelden die Vereinten Nationen bei der Zahl der Menschen, die hungern oder in extremer Armut leben. Wesentlich schlechter sieht es bei der Gesundheitsfürsorge aus.

Slum in der Nähe von Nairobi (Foto: AFP/Getty Images))
Bild: Getty Images/T. Karumba

Im Kampf gegen Armut und Hunger melden die Vereinten Nationen Fortschritte: Die Zahl der Menschen, die von weniger als 1,25 Dollar täglich leben, sank auf 836 Millionen weltweit. 1990 waren es noch 1,9 Milliarden Menschen, wie aus einem neuen UN-Bericht hervorgeht, der die Lage im Jahr 2014 beschreibt. Auch die Zahl der Hungernden in Entwicklungsländern ging deutlich zurück: Während 1990 noch 23,3 Prozent der Bevölkerung unterernährt waren, sind es 2016 voraussichtlich 12,9 Prozent.

Die globalen Anstrengungen zur Erreichung der zur Jahrtausendwende vereinbarten UN-Millenniumsentwicklungsziele hätten Millionen von Menschenleben gerettet, sagte der UN-Vertreter in Deutschland, Richard Dictus, bei der Vorstellung des Jahresberichts. Er beklagte aber auch Misserfolge wie eine wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen sowie das Armutsgefälle zwischen ländlichen und städtischen Regionen. Als größte Gefahren für die Entwicklung nannte er gewaltsame Konflikte und den Klimawandel. Jedes Bürgerkriegsjahr in Syrien oder im Irak werfe die Entwicklung der Länder um 20 Jahre zurück.

Mehr Bildung …

Auch bei der Grundschulbildung wurden seit dem Jahr 2000 Erfolge erzielt: Heute gehen rund 91 Prozent der Kinder in die Schule, vor 15 Jahren waren es 83 Prozent. Zugleich wurde zumindest in der schulischen Bildung die Ungleichheit zwischen Mädchen und Jungen überwunden. Im Arbeitsleben gibt es aber weiter deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen - sowohl bei der Beteiligung wie beim Lohn. In Parlamenten kommt im Schnitt eine Frau auf fünf Männer.

…. weniger Fortschritte bei Gesundheit

Weit von den Zielvorgaben entfernt ist die Weltgemeinschaft dem Bericht zufolge auch bei der Gesundheitsfürsorge in Entwicklungsländern. Zwar ging die Kindersterblichkeit deutlich zurück. 1990 starben 12,7 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. 2015 werden es vermutlich sechs Millionen Kinder sein. Ziel war es aber, die Rate der Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu senken.

Auch die Versorgung von Schwangeren und der Kampf gegen die Müttersterblichkeit kam nur schlecht voran. Die Müttersterblichkeitsrate sank zwischen 1990 und 2013 weltweit um 45 Prozent, von 380 auf 210 Sterbefälle je 100.000 Lebendgeburten. Dies ist jedoch noch weit von der Zielvorgabe entfernt. Insgesamt starben 2013 fast 300.000 Frauen an mit Schwangerschaft oder Geburt zusammenhängenden Ursachen.

Die Millenniumsziele sind das Ergebnis des UN-Gipfels vom September 2000 in New York. In acht Hauptzielen sollten bis 2015 Fortschritte im Kampf gegen Hunger, Armut, Krankheiten und Mangel an Bildung erreicht werden. Nun will die Staatengemeinschaft bei einem UN-Gipfel im September mit Nachhaltigkeitszielen einen neuen Fahrplan beschließen, der auch ökologische Vorgaben und Gerechtigkeitsziele für die reichen Länder enthält. Der jetzt vorgelegte Abschlussbericht soll dazu eine Grundlage bieten.

Kritik an UN-Berechnungsgrundlagen

Der Entwicklungsexperte Jens Martens kritisierte die UN-Aussagen. "Nicht die Armut wurde halbiert, sondern die Zahl der Menschen, die von 1,25 Dollar pro Tag leben", sagte der Geschäftsführer der Organisation Global Policy Forum, die sich mit der Politik der Vereinten Nationen befasst. Weltweit seien immer noch über 2,5 Milliarden Menschen als arm einzustufen. Skeptisch sieht er auch die Aussage, dass mehr Kinder eine Grundschulbildung erhalten: Die Kinder würden zwar in die Schule geschickt, aber es gebe nicht genügend Lehrer. Man könne nicht garantieren, dass sie tatsächlich Lesen und Schreiben lernen.

qu/uh (epd, kna,UN)

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