Mosambik war Hauptempfänger der ostdeutschen Entwicklungshilfe, die dort eines der größten Agrarprojekte Afrikas plante. Ein Anschlag am 6. Dezember 1984 zerstörte jäh die Träume von einer sozialistischen Landwirtschaft.
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Als sozialistisches "Bruderland" war Mosambik einer der größten Empfänger von Entwicklungshilfe der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die ostdeutsche Regierung hatte dort Anfang der 1980er Jahre eines der größten Agrarprojekte Afrikas begonnen, um in Mosambik die Landwirtschaft zu modernisieren. Geplant waren Projekte mit 120.000 Hektar an verschiedensten Standorten im gesamten Land. Doch dann brachte ein Anschlag im Ort Unango das ganze Projekt ins Wanken.
Es war der folgenschwerste Anschlag auf DDR-Entwicklungshelfer in Mosambik. Insgesamt starben acht DDR-Bürger, ein jugoslawischer Entwicklungshelfer und fünf Mosambikaner. Bis heute ist unklar, wer den bewaffneten Anschlag verübt hat.
Manfred Grunewald war für die DDR als landwirtschaftlicher Experte für das Projekt nach Unango entsandt worden. Er selbst war zu dem Zeitpunkt des Anschlags in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo und wollte gerade am Flughafen in die Heimat fliegen, als ihn die Nachricht vom Angriff auf seine Kollegen erreichte.
DW: Was genau ist an dem Morgen im Dezember passiert, als diese Kolonne von DDR-Experten begleitet durch die mosambikanische Armee von Lichinga, dem Wohnort, in Richtung Unango, dem Produktionsort, gefahren ist?
Manfred Grunewald: Man kann so viel sagen, dass wir in den drei Monaten davor bei unseren Fahrten in den Landwirtschafts-Produktionsstandort Bewachung hatten, weil sich im Gegensatz zu früher auf einmal im Norden auch RENAMO-Leute [Rebellenbewegung Nationaler Widerstand Mosambiks] gezeigt hatten, die gegen die Bevölkerung vorgegangen sind. Denn die RENAMO hat keine strategischen bedeutenden militärischen Ziele angegriffen, sondern sie haben die Bevölkerung sehr stark attackiert und oftmals ganze Dörfer geräumt.
Ist also von den Bewachern niemand zu Schaden gekommen, sind nur die DDR-Experten ums Leben gekommen?
Nein, an Ort und Stelle sind sieben Deutsche getötet worden, zwei weitere verletzt beziehungsweise schwer verletzt. Außerdem starben ein jugoslawischer Mitarbeiter und fünf Mosambikaner, darunter zwei Bewacher. Es ist nicht so, dass die Bewacher verschwunden sind und gar nicht geschossen haben. Im Gegenteil. Sie sind also auch getötet worden, weil sie Widerstand leisteten.
Haben die beiden Verletzten überlebt?
Der Schwerverletzte wurde mit einem kleinen Flugzeug nach Maputo gebracht und wurde dort noch operiert. Er ist zehn Tage später an seinen Verletzungen gestorben; man vermutet ein Dum-Dum-Geschoss [Deformationsgeschoss; verformt oder zerlegt sich bei Eintritt ins Körpergewebe]. Das heißt, es wurden auch Geschosse eingesetzt, die heute verpönt sind und die auch damals schon nicht mehr zulässig waren in der Kriegführung. Der andere Verletzte hatte einen Bein-Durchschuss. Er ist mit uns nach Hause gereist und hat überlebt. Das Problem ist, dass fast alle auch traumatische Folgen erlebt haben.
Wenn ich das richtig sehe, waren es dann acht DDR-Experten, die ums Leben kamen, ein jugoslawischer Experte und fünf Mosambikaner. Das finde ich interessant, da die anderen Toten ganz selten überhaupt in den Berichten hier in Deutschland erwähnt werden. Was ist in den Folgetagen passiert?
Wir befürchten, dass es mehr Tote gab, aber wir sind nicht dahintergekommen, wer da noch dazuzählt. Und die Mosambikaner haben uns dazu keine weitere Zuarbeit leisten können.
Diese plötzliche terroristische Attacke, die zum Tod so vieler Leute geführt hat, hat auch dazu geführt, dass dieses Projekt in ganz Mosambik über Nacht eingestellt werden musste und das komplette Personal aus der DDR zurückgezogen wurde. Es waren Heckenschützen am Werk, die nicht einmal zugelassen haben, dass man die Maschinen und verschiedene andere Arbeitsgrundlagen dort wegholen konnte
Sozialistische Brüderschaft: Die DDR und Afrika
Angola, Äthiopien, Mosambik oder Tansania: Die Deutsche Demokratische Republik unterhielt bis zu ihrem Ende mit der Wiedervereinigung 1990 enge Beziehungen zu den sozialistisch ausgerichteten Ländern Afrikas.
Bild: Ismael Miquidade
Ausbildung fernab des Bürgerkriegs
Bis zu ihrem Ende mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 bildete die DDR zahlreiche Facharbeiter aus den sozialistischen Ländern Afrikas aus. Diese Angolaner nahmen 1983 an einem halbjährigen Lehrgang am Zentralinstitut für Arbeitsschutz in Dresden teil. Damals herrschte in Angola Bürgerkrieg. Die DDR unterstütze die Regierung der marxistisch-leninistischen MPLA.
Bild: Bundesarchiv/183-1983-0516-022 /U. Häßler
Lehrgänge für afrikanische Reporter
Neben technischen Berufen bildete die DDR auch afrikanische Journalisten aus. Hunderte Redakteure aus fast allen Ländern Afrikas nahmen in Berlin-Friedrichshagen an den Seminaren der Schule der Solidarität des Verbandes der Journalisten der DDR teil. Im Bild: Junge Journalisten aus Angola, Guinea-Bissau, den Kapverden sowie aus São Tomé und Príncipe während ihres Lehrgangs im Dezember 1976.
Bild: Bundesarchiv/183-R1210-302
Schule der Freundschaft
Der erste Präsident Mosambiks, Samora Machel, und Margot Honecker, Ministerin für Volksbildung der DDR, trafen sich 1983 mit der Leitung der Straßfurter Schule der Freundschaft. 1979 hatten beide Länder beschlossen, dass 899 mosambikanische Kinder vier Jahre lang in der DDR die Schule besuchen sollen.
Bild: Bundesarchiv/Bild 183-1983-0303-423/H. Link
Oberschule "Dr. Agostinho Neto"
Während eines Besuchs des Präsidenten Angolas, José Eduardo dos Santos, bekam die 26. Oberschule Berlin-Pankow im Oktober 1981 den Namen seines Vorgängers, "Dr. Agostinho Neto", verliehen. Mitglieder der DDR-Jugendorganisationen empfingen den angolanischen Präsidenten mit Propaganda-Plakaten mit Aufschriften wie: "An der Seite der Sowjetunion für Frieden und Sozialismus".
Der angolanische Präsident dos Santos (5. von links), besuchte 1981 auch die Berliner Mauer am Brandenburger Tor. Im Jahr 1961 hatte die DDR die Grenze in das freie West-Berlin hermetisch abgeriegelt, um die Flucht ihrer Staatsangehörigen in den Westen zu verhindern. Offiziell wurde die Mauer als "Anti-faschistischer Schutzwall" bezeichnet. Etwa 200 Menschen starben bei Fluchtversuchen.
Bild: Bundesarchiv
SED-Parteitage mit afrikanischen Gästen
Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) präsentierte sich auf ihren Parteitagen gerne mit internationalen Gästen. Am zehnten Parteitag 1981 nahmen unter anderem teil: Ambrósio Lukoki (hinten, rechts außen), MPLA-Mitglied aus Angola, sowie Berhanu Bayeh (hinten, zweiter von links), später Außenminister der marxistisch-leninistischen Derg-Diktatur in Äthiopien.
Bild: Bundesarchiv/183-Z0041-138/M. Siebahn
Parteitags-Besuche auch in Afrika
Auch in die andere Richtung waren Besuche auf Parteitagen üblich. So nahm Konrad Naumann (zweite Reihe rechts), Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED, am dritten Parteitag der PAIGC (Afrikanischen Unabhängigkeitspartei von Guinea-Bissau und den Kapverden) im November 1977 in Bissau teil. Der Parteitag stand unter dem Motto "Unabhängigkeit, Einheit, Entwicklung".
Bild: Bundesarchiv/Bild 183-S1118-026/Glaunsinger
Sommerlager für Kinder und Jugendliche
Auch während der Ferienzeit versuchte die DDR, Kinder nach kommunistischen Idealen zu erziehen und lud sie zu Sommerlagern ein, wie hier in der "Pionierrepublik Wilhelm Pieck" nahe Berlin. Diese Lager empfingen auch ausländische Gäste. Hier erklären zwei Mitglieder der DDR-Jugendorganisation "Pioniere" einem Kind aus der Volksrepublik Kongo einen Beitrag aus der Zeitung "Die Trommel".
Bild: Bundesarchiv/183-T0803-0302
Wochenenden mit der Gastfamilie
Die ausländischen Kinder, die im Jahr 1982 am Sommerlager teilnahmen, verbrachten ein Wochenende bei Familien, um den Alltag in der DDR kennenzulernen. Mit einem Sonderzug fuhren sie in die Chemiestadt Schwedt an der Grenze zu Polen. Sandra Maria Bernardo aus Angola wird von ihrer Gastmutter Ingeborg Scholz und deren Tochter Petra willkommen geheißen.
Bild: Bundesarchiv/183-1982-0731-010 /K. Franke
Traktoren für sozialistische "Bruderländer"
Als Solidaritätsspende gingen im Jahr 1979 zahlreiche Landmaschinen aus dem Traktorenwerk Schönebeck an das damals marxistisch-leninistisch regierte Äthiopien. Die Traktoren des in der DDR als Standard verwendeten Typs "ZT 300-C" wurden weltweit in insgesamt in 26 Länder exportiert, darunter auch Angola und Mosambik.
Bild: Bundesarchiv/183-U1110-0001/Schulz
DDR-Textilmaschinen in Äthiopien
Die Maschinen in dieser Textilfabrik in der Stadt Kombolcha in der äthiopischen Provinz Amhara (Foto vom November 2005) verarbeiten Wolle zu Bettlaken und Handtüchern. Sie wurde 1984 mit der Unterstützung der DDR und der Tschechoslowakei errichtet. Fast alle Maschinen kommen aus dem ehemaligen DDR-Kombinat TEXTIMA, das im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) beheimatet war.
Bild: picture-alliance/dpa
Plattenbauten auf Sansibar
Noch heute sind die Plattenbauten auf Sansibar zu sehen, mit denen die DDR das 1964 gegründete und unter Staatspräsident Julius Nyerere sozialistisch regierte Tansania unterstützte. Die Baustoffe kamen per Schiff aus der Deutschland, auf Sansibar mussten sie nur noch zusammengefügt werden. "Michenzani" heißt das Neubauprojekt mit einer mehr als 1,5 Kilometer langen Plattenbau-Fassade.
Bild: cc-by-sa/Sigrun Lingel
DDR-Nostalgie in Maputo
Rund 15.000 Mosambikaner arbeiteten Ende der 80er Jahre als Vertragsarbeiter in der DDR. Die meisten kehrten nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 in ihre Heimat zurück. Dort werden sie "Madgermanes" genannt: eine Verballhornung von "Made in Germany". Weil Mosambik ihnen ihren vereinbarten Lohn nie gezahlt hat, demonstrieren sie noch heute regelmäßig in der Hauptstadt Maputo.
Bild: Ismael Miquidade
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Gab es nach der Rückkehr einen Moment, wo Ihnen und auch den hinterbliebenen Angehörigen Hilfe angeboten wurde, um die Traumata zu bewältigen?
Soweit ich weiß, haben die Ehefrauen der Toten Krankschreibungen bekommen. Die Trauerfeiern wurden großzügig ausgestattet, auch die Trauer-Anzeigen in den örtlichen Zeitungen waren erlaubt und wurden auch bezahlt. Es gab auch die normale Waisen-Rente für die Kinder und die Witwen-Rente, soweit das in den DDR-Gesetzlichkeiten gegeben war, aber eine besondere Unterstützung hat es weder vor der Wende noch nach der Wende gegeben.
"Die Kinder wollen wissen, was ist damals passiert"
02:05
Angebote zur Traumabewältigung hat es keine gegeben. Im Gegenteil, es wurde ja nicht einmal ermittelt. Es ist also zu keiner Zeit von staatlicher Seite, weder von der DDR noch von der Bundesrepublik, von staatlicher Seite, von einem Staatsanwalt et cetera etwas unternommen worden, um dieses Massaker, diesen terroristischen Angriff mal aufzuklären. Am meisten hat mich dabei eigentlich enttäuscht, dass die Gesellschaft von dem, was da passiert ist, wenig oder gar nichts aufgenommen hat.
Wünschen Sie sich immer noch, dass der Anschlag bei Unango aufgeklärt wird?
Erstens wünsche ich mir, dass die deutsche Seite nicht nur formaljuristisch mit Paragraphen vorgeht, sondern auch mal überlegt, wie kann man mit Öffentlichkeitsarbeit nochmal die Leistungen der damaligen Experten würdigen. Zweitens, kann man noch was unternehmen, damit dieses Dilemma aufgeklärt wird. Wer hat dahintergesteckt, dass unsere Gruppe so attackiert wurde und ihren Einsatz für eine gute Sache mit dem Leben bezahlt hat?
Es gibt unter unserer Gruppe übrigens niemanden, der gegenüber dem Volk der Mosambikaner Hass oder Abneigung empfindet. Im Gegenteil, wir wissen es waren Elemente, die eine Entwicklung stören wollten. Und wenn immer nur Krieg und Terror herrscht, dann kann sich die Menschheit nicht normal fortentwickeln. Das wäre eine Möglichkeit gewesen: Dort in Niassa, egal ob Sozialismus oder Kapitalismus, hätte man genügend Nahrungsgüter erzeugen können, auch für den Markt. Wir hatten schon zwei Läden errichtet, in denen wir Gemüse und Holzkohle verkauft haben.
Dort war wirklich was in Gang gekommen und das hätte man nicht zerstören dürfen. Das ist das, was ich den mosambikanischen Elementen vorwerfe, die das zerstört haben. Vor zehn Jahren gab es einen Film des [deutschen öffentlich-rechtlichen Senders] MDR, da waren wir beteiligt. Da sagt ein RENAMO-Vertreter von Lichinga: "Im Kontext eines Krieges passiert viel. Aber diesen Überfall haben wir nicht gemacht."
Mosambik kann sich nicht auf die Position zurückziehen und kann sagen, wir haben Amnestie. Wir ermitteln nichts mehr. Wir haben das Recht, dass auch unsere Rechte dort in Mosambik weiter untersucht werden, auch wenn diese Menschen schon lange tot sind. Die Kinder sind inzwischen erwachsen. Die Toten haben inzwischen Enkelkinder. Die wollen wissen, was ist damals passiert!
Das Interview führte Johannes Beck.
Verrostetes Erbe: Sozialismus in Afrika
Afrikas Beziehungen zu sozialistischen Ländern sind Thema einer Ausstellung im Bayreuther Iwalewahaus. "Things Fall Apart" blickt von den Anfängen der Sowjetunion über den Zerfall des Ostblocks bis in die Gegenwart.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Alte Fesseln - neue Vision
Während sich afrikanische Länder Ende der 1950er Jahre von ihren kolonialen Fesseln befreiten, waren die ehemaligen Kolonialmächte bereits tief in den Kalten Krieg verstrickt - einen Kampf um Ideologien, der auch auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen wurde. Mit Slogans wie "Afrika kämpft - Afrika gewinnt" warb die Sowjetunion um die Gunst der jungen Staaten.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Eine Utopie setzt Rost an
Die Bruderliebe zwischen der Sowjetunion und afrikanischen Staaten dauerte nur ein paar Jahrzehnte. Doch ihre Spuren reichen bis in die Gegenwart. Der angolanische Fotograf Kiluanji Kia Henda spürte 2006 die Karl Marx auf einem Schiffsfriedhof im Norden Luandas auf. Sie war Teil einer Fischereiflotte, die die Sowjetunion an Angola spendete und die nur wenige Jahre in Betrieb war.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Stellvertreterkrieg auf afrikanischem Boden
An die sozialistische Geschichte Angolas erinnern die verblassten Wandbilder von Leonid Breschnew, Fidel Castro und Agostinho Neto (Mitte), dem ersten Präsidenten Angolas, dokumentiert von der südafrikanischen Fotografin Jo Ractliffe. Im angolanischen Bürgerkrieg stellte Kuba Truppen, die Sowjetunion lieferte Waffen für Neto. Auf der Gegenseite standen Waffen und Gelder aus Südafrika und den USA.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Ehrung für eine Ikone des Anti-Imperialismus
Auch Patrice Lumumba, der erste Premierminister der Demokratischen Republik Kongo, sympathisierte mit dem Sozialismus. In einer Krise des jungen Staats bat er die Sowjetunion um Hilfe. Darauf wurde er entmachtet und später unter den Augen des belgischen Geheimdienstes ermordet. Der Ikone des afrikanischen Befreiungskampfes setzte die UdSSR mit einer eigenen Briefmarke ein Denkmal.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Eingeladen, aber nicht immer willkommen
Moskau holte gezielt afrikanische Studenten ins Land. Sie studierten etwa an der "Patrice-Lumumba-Universität" in der Hauptstadt - gelockt oft mehr von den Stipendien als von der Ideologie. Doch die Studenten waren immer wieder mit Rassismus konfrontiert - und demonstrierten. Ein Protest afrikanischer Studierender Ende der 1950er Jahre war die allererste öffentliche Demonstration nach Stalin.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Breschnew: Einsatz auf afrikanischem Boden
Die Sowjetunion scheute keine Kosten und Mühen, um ihre Ideologie in afrikanische Länder zu tragen. Ein Besuch von Leonid Breschnew in Guinea 1957 wurde auf Film gebannt. Der Dokumentarfilmer Alexander Markov spürt dieser Propaganda im Film mit einer Dokumentation nach, die 2015 in der Auswahl der Berlinale war.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Vereint im Weltall
Die Propaganda in Ton und Bild ließ sich leicht transportieren und war daher ein besonders beliebtes Mittel. Mit stereotypen Darstellungen von Kindern aus drei Kontinenten sollte ein Fortschritt gezeigt werden, der sich nur gemeinsam erreichen lässt. Für viele Kinder mag dies eine Motivation gewesen sein: Die Hoffnung, an der gemeinsamen Reise ins Weltall teilnehmen zu können.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Jubel für den Sozialismus
Äthiopien als Sitz der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) galt als Schlüssel zu Afrika. Das Militärregime unter Mengistu Hailemariam hatte der UdSSR viel zu verdanken. Besucher am OAU-Hauptsitz wurden von einem überlebensgroßen Lenin begrüßt. Ein Marx-Denkmal, das Erich Honecker zum 10. Jubiläum der Revolution (Bild) einweihte, steht noch heute im Park der Universität von Addis Abeba.
Bild: Getty Images/AFP/A. Joe
Erbe einer sozialistischen Zeit
Bis heute bedienen sich afrikanische Herrscher einer Ästhetik des Sozialismus. Dieses Bronzedenkmal mit Namen "Afrikanische Wiedergeburt" ließ sich 2010 Senegals Präsident Abdoulaye Wade erbauen. Entworfen und umgesetzt von einem nordkoreanischen Unternehmen, das zuerst Addis Abeba und dann mehr als 20 weitere afrikanische Städte mit gigantischen Bauwerken versorgte.
Bild: picture-alliance/dpa
Ästhetik des sozialistischen Realismus
Botswanas Präsident Festus Mogae weihte 2005 diese Dreier-Installation ein. Sie zeigt drei Chiefs ("Three Dikgosi"), die Wegbereiter des heutigen Staates waren. Der Südkoreaner Onejoon Che bildet diese totalitäre Ästhetik in Modellen und Fotografien ab - eine Ästhetik des sozialistischen Realismus in Afrika, die auch heute noch bei vielen afrikanischen Machthabern Anklang findet.
Bild: Universität Bayreuth/Iwalewahaus
Was bleibt nach dem Spektakel
Burkina Faso galt als letzter Versuch, einen afrikanischen Sozialismus zu etablieren. In Ouagadougou, der Hauptstadt des afrikanischen Films, zeigten auch Cineasten ihre Filme, die wie Ousmane Sembène selbst in Moskau studiert hatten. Der sozialistische Offizier Thomas Sankara war ein wichtiger Förderer des Filmfestivals FESPACO. Bei Fotograf Isaac Julien (2005) bleibt das Kino leer.
Bild: Iwalewahaus/Isaac Julien
Bald in Afrika?
Konzipiert wurde die die Wanderausstellung "Things Fall Apart" in London und Bayreuth, wo sie noch bis Sonntag (18.09.2016) zu sehen ist. Danach gastiert sie ab Dezember zwei Monate in Budapest. Und dann? Das Bayreuther Iwalewahaus ist mit einigen Goethe-Instituten im Gespräch über mögliche Stationen in Afrika.