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"Und der Oscar geht an"... einen Mann

Elizabeth Grenier | Julia Merk
11. März 2023

Obwohl noch nicht absehbar ist, wer bei der 95. Oscar-Verleihung die meisten Auszeichnungen erhält, ist eines sicher: In der Kategorie "Beste Regie" wird (wieder einmal) ein Mann gewinnen. Wo sind die Frauen?

Steven Spielberg im Wrack hält zwei Oskar-Pokale in der Hand
Steven Spielberg gewann 1994 zwei Oscars für die beste Regie und den besten Film für "Schindlers Liste". Bild: Dan Groshong/AFP/Getty Images

Bei den Golden Globes 2018 sorgte Natalie Portman für Gelächter, als sie die Nominierten in der Kategorie "Beste Regie" vorstellte: "Hier sind die ausschließlich männlich Nominierten", bemerkte sie damals spöttisch, bevor sie die Liste der Filmemacher vorlas, die für den prestigeträchtigen Preis nominiert waren. Auf der Liste standen altbekannte Namen wie Martin McDonagh, der für "Three Billboards Outside Ebbing" nominiert war und Steven Spielberg der für "The Post" auf der Liste stand.

Bei den diesjährigen Oscars ließe sich Portsmans Anmoderation wortgenau wiederholen: Sowohl McDonagh ("The Banshees of Inisherin") als auch Spielberg ("The Fabelmans") zählen auch hier (wieder) zu den Nominierten in der Kategorie "Beste Regie". 

Außerdem finden sich unter den Nominierten das Regie-Duo Daniel Kwan und Daniel Scheinert ("Everything Everywhere All at Once"), Todd Field ("Tàr") und Ruben Östlund ("Triangle of Sadness"). Ausnahmslos Männer.

Frauen wehren sich gegen schlechte Behandlung

Obwohl in den vergangenen zwei Jahren Chloé Zhao 2021 für "Nomadland" und Jane Campion 2022 für "The Power of the Dog" in der Regie-Kategorie ausgezeichnet wurden, bleibt der Hauptpreis weiterhin eine männliche Domäne. Dieses Jahr war nicht einmal auf der Shortlist eine Frau vertreten.

Jane Campion gewann 2022 den Preis in der Kategorie "Beste Regie"Bild: Mario Anzuoni/REUTERS

Deshalb war die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die den Preis verleiht, schon im Vorfeld der Verleihung in die Kritik geraten. Es gab unzählige Proteste gegen die Entscheidung, keine Frauen zu nominieren.

"Wieder einmal haben die Wähler der Academy gezeigt, dass sie die Stimmen von Frauen nicht schätzen, indem sie uns von den Nominierungen für die beste Regie ausgeschlossen haben. Ein Oscar ist mehr als eine goldene Statue, er ist ein Karrierebeschleuniger, der zu mehr Arbeit und höheren Gehältern führen kann," hieß es in einer Erklärung der Hollywood-Lobbyorganisation "Women in Film". 

Die Organisation wies auf gleich mehrere talentierte Regisseurinnen hin, die bei der Nominierung 2023 zu Unrecht leer ausgingen, darunter Sarah Polley ("Die Aussprache"), Gina Prince-Bythewood ("The Woman King"), Maria Schrader ("She Said"), Chinonye Chukwu ("Till") und Charlotte Wells ("Aftersun").

In der fast hundertjährigen Geschichte der Oscars wurden bisher nur sieben Frauen in der Kategorie Beste Regie nominiert; drei von ihnen gewannen den Preis. Die erste Frau war Kathryn Bigelow. Sie wurde 2010 für ihren Film "The Hurt Locker" ausgezeichnet.

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Oscar gehen meist an US-amerikanische Männer 

Die Kontroverse hat das Datenanalyse-Team der DW veranlasst, sich tiefgründiger mit dem Thema auseinanderzusetzen und die vorherrschenden Merkmale der Filmemacher (und Filmemacherinnen), die den Regie-Oscar im Laufe der Geschichte gewonnen haben, zu untersuchen.

Das Ergebnis der Recherche: Drei von vier Nominierten stammen aus den USA, 97 % sind männlich. Außerdem hat mehr als ein Viertel der in der Geschichte nominierten Regisseure in dieser Kategorie mehr als einmal gewonnen. 96 % der ausgezeichneten Filme sind Dramen (obwohl einige auch Genre-übergreifend sind).

Gabriel Rossman, Soziologieprofessor an der UCLA, ist von diesen Statistiken nicht überrascht. Die Daten repräsentierten im Grunde den typischen Hollywood-Regisseur, sagte er. Um das zu ändern, hatte die Academy eigentlich das Gold Fellowship ins Leben gerufen, ein Stipendienprogramm für Filmemacherinnen.

Chloe Zhao gewann 2021 in der Kategorie "Beste Regie" einen OscarBild: Chris Pizzello/REUTERS

Doch trotz der Bemühungen bleibt Rossman kritisch gegenüber der Rolle der Academy. Die Oscars waren ursprünglich für ein breites Publikum ausgelegt, meint er. Sie entwickeln sich aber immer mehr zu etwas, "das nur für eine Insider-Gemeinschaft von Interesse ist". Die Einschaltquoten sprächen Bände. Im letzten Jahrzehnt verzeichnete die Oscar-Verleihung einen starken Abwärtstrend in den Zuschauerzahlen.

Die Verleihung im Jahr 2021 erreichte mit 10,4 Millionen US-Zuschauern einen historischen Tiefstand. Im letzten Jahr stiegen die Zuschauerzahlen mit 15,4 Millionen etwas an. Doch die Verleihung, bei der ein Massenpublikum erreicht wurde, liegt schon länger zurück. Im Jahr 2014 schalteten mehr als 40 Millionen Zuschauer in den USA ihre Fernseher an, um live dabei zu sein. 

Nominierungen ungleichmäßig verteilt

Mithilfe der öffentlich zugänglichen Datenbank der Academy Awards fand das Datenanalyse-Team der DW auch heraus, dass die Nominierungen für die beste Regie ungleichmäßig verteilt sind. Es wird nur eine ausgewählte Gruppe von Filmemachern ausgezeichnet.

Ein Fünftel aller Regisseure im Club der Nominierten wurde mindestens dreimal nominiert. Die Hälfte aller Nominierungen entfiel auf sie.

Der Regisseur mit den meisten Nominierungen aller Zeiten ist William Wyler ("Ben-Hur", 1960). Er erhielt 12 Nominierungen, gefolgt von Martin Scorsese und Billy Wilder, die beide achtmal nominiert wurden. Viele weitere Filmemacher, darunter Steven Spielberg, kamen auf sieben Nominierungen.

Oscar-Nominierungen sind von großer Bedeutung für den Erfolg von Filmen und das Einspielergebnis an den Kinokassen, wie Forscher der Albert Ludwigs Universität Freiburg herausgefunden haben. Das Publikum orientiere sich beim Kinobesuch an den Nominierungen.

Es gibt laut Rossman zwei mögliche Gründe für die ungleiche Verteilung: "Eine Erklärung ist, dass diese Top-Regisseure einfach die talentiertesten sind. Das hieße: Selbst wenn man alle Ressourcen willkürlich verteilen würde, würden sie immer noch die besten Filme machen. Ich denke, da ist ein bisschen was dran, aber nicht viel. Der Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass diese Top-Regisseure Zugang zu den besten Projekten erhalten, eben weil sie am berühmtesten sind."

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