1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KlimaGlobal

UN-Report zu Klimawandel: Viel Warnung und etwas Hoffnung

4. November 2025

Trotz leicht gesunkener CO2-Emissionen steigen die globalen Temperaturen weiter. Ein Stopp bei 1,5 Grad wäre jedoch laut UN-Report "gerade noch" möglich. Damit könnten dramatische Schäden eingedämmt werden.

Spanien Valencia | Eine Frau blickt von einem Balkon auf auf eine verwüstete Straße nach Flut-Katastrophe in Valencia
Durch die steigende Temperaturen gibt es mehr Extremwetter und Zerstörungen weltweit wie hier in Valencia (Spanien) Bild: Alberto Saiz/AP Photo/picture alliance

Kurz vor dem Beginn der Klimakonferenz in Belem, Brasilien unterstreichen die UN, dass die Staaten dringend mehr Anstrengungen zur Eindämmung der Emissionen brauchen. 

2024 war die globale Durchschnittstemperatur erstmals um 1,5 Grad höher als vor der Zeit der Industrialisierung, und der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen ist auf 57,7 Milliarden Tonnen CO2 gestiegen.

Damit sei es "sehr wahrscheinlich", dass der globale Temperaturanstieg "zumindest vorübergehend 1,5 Grad überschreiten wird". Das werde "innerhalb des nächsten Jahrzehnts eintreten", heißt es im aktuellem Emissions Gap Report vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Er erscheint jedes Jahr kurz vor der Weltklimakonferenz.

Dieser Temperaturanstieg wird nur schwer umkehrbar sein, es sei aber "gerade noch" möglich. Dafür sind schnellere und größere zusätzliche Reduktionen der Treibhausgasemissionen nötig, um Überschreitungen zu minimieren, Schäden für Leben und Wirtschaft zu reduzieren und eine übermäßige Abhängigkeit von unsicheren Methoden zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre zu vermeiden.

Wenn die Länder ihre bei der UN eingereichten Klimaziele komplett umsetzen, steuert die Welt laut der neuen Daten bis 2100 auf eine Erwärmung von 2,3-2,5 Grad zu. Das ist etwas besser als die Projektion des Berichts vom letzten Jahr von 2,6-2,8 Grad. Allerdings wird sich die Welt mit der derzeitigen Politik bis zum Jahr 2100 um ca. 2,8 Grad erwärmen, die Forscher geben hier eine Bandbreite von 2,1 bis 3,8 Grad an mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent.

Bis zum Erscheinen des Reports hatte erst ein Teil der Staaten ihre neuen freiwilligen Klimapläne bekanntgegeben. Die EU-Staaten einigten sich diese Woche, dass sie bis 2035 im Vergleich mit 1990 zwischen 66,25 und 72,5 Prozent Emissionen reduzieren wollen. Bis 2040 sollen es 90 Prozent sein. Beobachter wie die NGO Germanwatch kritisierten die Pläne als "sehr schwaches Signal vor dem anstehenden Klimagipfel".

"Zwar haben die nationalen Klimapläne einige Fortschritte gebracht, doch diese sind bei weitem nicht schnell genug. Deshalb brauchen wir nach wie vor beispiellose Emissionsreduktionen in einem immer enger werdenden Zeitfenster und vor einem zunehmend schwierigen geopolitischen Hintergrund", so UNEP-Chefin Inger Andersen. Es gäbe bereits bewährte Lösungen.

"Vom raschen Wachstum günstiger erneuerbarer Energien bis hin zur Bekämpfung von Methanemissionen wissen wir, was zu tun ist", so Andersen. "Jetzt ist es an der Zeit, dass die Länder alles geben und mit ehrgeizigen Klimaschutzmaßnahmen in ihre Zukunft investieren."

Fortschritte seit dem Pariser Klimaabkommen  

Vor zehn Jahren lagen die Prognosen für die Temperaturerhöhung bis Ende des Jahrhunderts noch bei bis zu 3,5 Grad. Seit dem Pariser Klimaabkommen mit dem Ziel der Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst 1,5 Grad, ist die Prognose etwas besser, doch längst nicht ausreichend.

Durch den Umstieg von Kohle auf erneuerbare Energien bei der Stromerzeugung konnten einige Länder den CO2-Austoß bereits deutlich senken. Besonders Wind- und Solarenergie boomen. Gleichzeitig stieg jedoch auch der globale Verbrauch von Öl, Kohle und Gas und damit die klimaschädlichen Emissionen um neun Prozent zwischen 2015 und 2024.

Laut UN-Report ist es immer noch möglich, die globale Erwärmung bis 2100 auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Im Vergleich zu heute müsste dafür aber der Ausstoß von CO2 schnell drastisch reduziert werden und bis 2035 um über 55 Prozent sinken.

Der Report untersucht mehrere Szenarien, darunter eines mit  "raschen Klimaschutzmaßnahmen ab 2025" und einer Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze um etwa 0,3 Grad in den nächsten Jahrzehnten. Bis zum Jahr 2100 müsste dafür sehr viel CO2 aus der Atmosphäre zurückgeholt und gebunden werden. So könnte die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5-Grad-Grenze "gerade noch" erreicht werden.

Dieses Szenario erfordert sofortige Maßnahmen, die jährlichen Emissionen müssten dafür gegenüber dem Niveau von 2019 bis 2035 um 46 Prozent sinken.

"Die vor uns liegende Aufgabe ist zwar gewaltig, doch die Fortschritte, die in den zehn Jahren seit Inkrafttreten des Pariser Abkommens erzielt wurden, zeigen, dass eine drastische Reduzierung der Emissionen sowohl möglich als auch wünschenswert ist", heißt es im Report.

Begrenzung auf 1,5 Grad dringend nötig um Klimaschäden einzudämmen

Zugleich warnt der Report vor den großen Schäden durch Folgen des Klimawandels bei einer Temperaturerhöhung von 1,5 Grad und jedem Bruchteil eines Grades darüber. Jedes zusätzliche 0,1 Grad Celsius der globalen Erwärmung mache Schäden, Verluste und negativen Auswirkungen auf die Gesundheit schlimmer. Und die Ärmsten und Schwächsten würden dabei am härtesten getroffen.

Darüber hinaus stiegen mit jedem Anstieg der globalen Erwärmung die Risiken irreparabler Auswirkungen und der Auslösung von Klimakipppunkten, die zu abrupten und irreversiblen Klimaveränderungen führen würden.

Zugleich unterstreichen die UN-Autoren die Vorteile und Chancen durch beschleunigte Klimaschutzmaßnahmen für Wirtschaftswachstum, neue Arbeitsplätze und Energiesicherheit. Die erforderlichen Technologien seien verfügbar und die Entwicklung der Wind- und Solarenergie überträfe weiterhin die Erwartungen und senke die Energiekosten.

Doch trotz des Booms von sauberen Energien ist deren Einsatz weltweit noch unzureichend. Um die Emissionen jetzt schnell zu reduzieren, ist laut UN Report die Überwindung von politischen und technischen Hindernissen nötig, ebenso wie eine beispiellose Aufstockung der Unterstützung für Entwicklungsländer. 

Der Artikel wurde am 5.11.25 aktualisiert mit den neuen nationalen Klimaplänen der EU. 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen