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Unerschrockener Forschergeist

Katharina Borchardt22. März 2003

Vor 200 Jahren, am 22. März 1803, ging Alexander von Humboldt in Acapulco, der mexikanischen Hafenstadt am Pazifik, an Land. Aufgrund seiner umfangreichen Forschungen wird er der "zweite Entdecker" Mexikos genannt.

Alexander von Humboldt (1769-1859)

Vier Jahre lang war Alexander von Humboldt bereits unterwegs, als er zum ersten Mal mexikanischen Boden betrat. Zuvor hatte er die Gebiete der heutigen Staaten Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador und Peru bereist. Ausgerüstet mit Tornister, Botanisiertrommel und den modernsten Messgeräten seiner Zeit erkundete er alles, was sich ihm darbot: Er nahm astronomische Messungen vor, sammelte Gesteine und erforschte tropische Tiere und Pflanzen.

Was er sah, hielt er in Skizzen oder Gemälden fest. Er fertigte Bevölkerungsstatistiken an und vermaß das Land. Dinge, die vor ihm in dieser Genauigkeit noch niemand getan hatte. Sein Forscherdrang war unerschöpflich. Nichts konnte ihn aufhalten. Er bestieg Berge, bis er unter Atemnot gelitten haben und ihm Blut aus den Augen getreten sein soll.

Nueva España

Bild: Andrea Rönsberg

Nach seiner Ankunft 1803 im mexikanischen Acapulco begann Humboldts Reise durch Mexiko, das damals noch Nueva España hieß. Humboldts Ruf ist in allen amerikanischen Ländern, die er bereiste, bis heute außerordentlich gut. "Humboldt wird bis heute sehr geschätzt, weil seine Aufsätze über die einzelnen Länder dort bis heute identitätsbildend wirken. Außerdem haben sie die Bestrebungen dieser Länder unterstützt, unabhängig von Spanien zu werden", sagt Prof. Dr. Ottmar Ette, Humboldt-Experte an der Universität Potsdam, gegenüber DW-WORLD.

Kritik kam nur auf, als sich die Vereinigten Staaten Mitte des 19. Jahrhunderts im Krieg gegen Mexiko der Landkarten bedienten, die Humboldt angefertigt hatte. In Folge des Krieges musste Mexiko etwa ein Drittel seines damaligen Staatsgebietes – heute in etwa Kalifornien, Arizona, New Mexico und Texas – abgeben. Humboldt distanzierte sich jedoch von dieser Nutzung seiner Karten, die er durch die Nordamerikaner "gemissbraucht" sah. Zuweilen wurde Humboldt auch als "Abgesandter der europäischen Kolonialmächte" kritisiert, weil der den Kontinent durch seine Statistiken, Systematisierungen und Vermessungen leichter regierbar gemacht hatte.

Bild: Andrea Rönsberg

Und doch: Diese Kritik sei keine dauerhafte Meinung über Alexander von Humboldt gewesen, sagt Ottmar Ette. Vielmehr würden die Nachkommen der ersten Kolonialherren Humboldt bis heute verehren. Außerdem brächten auch die Einheimischen dem deutschen Forscher Anerkennung entgegen. Schließlich sprach sich Humboldt immer wieder für die Freiheitsrechte der Indianer aus und kritisierte die unmenschlichen Bedingungen, unter denen sie als Arbeitskräfte im Bergbau und in der Fabrikarbeit missbraucht wurden. Dies sichert ihm auch heute noch den Ruf des guten "zweiten Entdeckers" nach Kolumbus.

Humboldt-Tankstelle

"Nach wie vor ist Alexander von Humboldt in Lateinamerika bekannter als in Europa. Glücklicherweise nimmt sein Bekanntheitsgrad aber auch daheim langsam zu", sagt Ottmar Ette. In Lateinamerika hat Alexander von Humboldt einen festen Platz in den Schulbüchern. Orte, Plätze und Straßen sind nach ihm benannt und sogar Apotheken und Tankstellen. Außerdem taucht er als historische Figur in zahlreichen Romanen und Theaterstücken auf. Für seine Verdienste wurde ihm 1827 die mexikanische Staatsbürgerschaft verliehen.

Mexiko feiert Alexander von Humboldt anlässlich des zweihundertjährigen Jubiläums seiner Forschungsreise mit Konferenzen und Ausstellungen. Die Feierlichkeiten beginnen am 22. März in Acapulco und enden im Herbst mit einer großen Humboldt-Schau in Mexiko-Stadt.

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