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"Fiesta des Lesens"

30. April 2009

Eine "Fiesta des Lesens" ist die Internationale Buchmesse von Buenos Aires. Die größte Kulturveranstaltung der argentinischen Hauptstadt dauert noch bis zum 11. Mai.

Auch die deutsche Autorin Julia Franck las in Buenos AiresBild: AP

Um 14 Uhr öffnet die Feria del Libro, die Buchmesse von Buenos Aires, ihre Pforten. Schon kurz danach herrscht in den modernen Hallen Hochbetrieb. Menschen jeden Alters schlendern an den Ständen der Verlage vorbei, bleiben immer wieder stehen und blättern in Büchern. Nur wenige verlassen die Messe ohne eine Tüte in der Hand – die Feria del Libro ist in erster Linie eine Verkaufsmesse. „Es besteht eine große Nachfrage nach Essays. Die Leute interessieren sich für Sachbücher“, sagt Yoel Zenker, Standbeauftragter der Santillana-Verlagsgruppe.

"Unerwartete Papiere" - Unveröffentlichtes von Julio CortázarBild: dpa

Außerdem würden die Werke bekannter Schriftsteller wie José Saramago, Carlos Fuentes und Mario Vargas Llosa besonders oft verkauft, und natürlich die Bücher großer argentinischer Autoren. "Wir stellen in diesem Jahr ein Buch mit bisher unveröffentlichten Texten von Julio Cortázar vor", erzaehlt Yoel Zenker. "Papeles Inesperados" heißt die Ausgabe – auf Deutsch "Unerwartete Papiere" – und der Verkauf beginne bei dieser Messe.

Wichtigste Buchmesse in Lateinamerika

Die Buchmesse von Buenos Aires ist eine der größten und längsten der Welt, und die wichtigste Veranstaltung dieser Art in Lateinamerika. Sie wird jedes Jahr von mehr als einer Million Menschen besucht, darunter von etwa zehntausend Fachbesuchern. "Unsere Buchmesse ist zum Teil eine Veranstaltung für die Branche und zum Teil eine Publikumsmesse", erklärt die Direktorin der Feria del Libro, Marta Díaz. Die Feria del Libro habe zwei Arten von Besuchern: „Die regelmäßigen Leser kommen während der Woche, weil es da nicht so voll ist. Sie suchen seltene Titel, die sie im Buchhandel nicht finden. "Die Wochenendbesucher dagegen, von denen manche nie in Buchgeschäfte gingen, schlenderten gerne über die Messe, schauten und kauften.

Bücher sind teuer

Nicht nur für Fachpublikum interessantBild: Victoria Eglau

Mit dem Bücherkauf sei es jetzt am Monatsende, wo das Geld knapp werde, etwas schwierig, gestehen zwei ältere Damen auf dem Messegelände. "Wir lesen gerne, wir kommen jedes Jahr auf die Buchmesse. Wenn wir können, kaufen wir Bücher, wenn nicht, schauen wir uns an, was es so gibt." Die beiden erzählen, dass sie Bücher untereinander und im Bekanntenkreis tauschen. Auf der Feria del Libro halten sie besonders nach Yoga-Büchern und spiritueller Literatur Ausschau.

Der letzte Wallander

Die beiden Señoras haben ein Heft mit dem kulturellen Begleitprogramm der Messe unter dem Arm. 1300 meist gut besuchte Veranstaltungen finden während der achtzehn Messetage statt: Autorenlesungen, Diskussionen und Vorträge. Die deutsche Schriftstellerin Julia Franck stellte in Buenos Aires die spanische Ausgabe ihres Buches "Die Mittagsfrau" vor und sprach unter anderem über den Übersetzungsprozess und ihre Recherche für den Roman. Stargast bei der Feria del Libro ist in diesem Jahr der schwedische Schriftsteller Henning Mankell. Auch in Argentinien gibt es Fans von Kommissar Wallander, und Mankell teilte ihnen mit, dass sein soeben fertiggesteller neuer Krimi wirklich der letzte über den kauzigen Ermittler sei: "Am Ende des Buchs werden Sie merken, dass es für mich unmöglich ist, noch einen Wallander-Roman zu schreiben. Keine Sorge, Wallander wird nicht sterben. Aber es passiert etwas, dass eine weitere Geschichte über ihn unmöglich macht“, machte es Mankell spannend.

Kinder, lest mehr!

Wie in jedem Jahr wird die Feria del Libro von unzähligen Schulklassen besucht. In ihren Uniformen oder weissen Kitteln laufen Jungen und Mädchen grüppchenweise über die Messe. Adriana, eine Lehrerin aus Palomar, einem Vorort von Buenos Aires, kauft Bücher für die Schulbibliothek – und hat zwei fünfte und eine sechste Klasse im Schlepptau. "Wir wollen sie mit Büchern in Berührung bringen. Die Kinder sitzen ja nur noch vorm Computer“, bedauert Adriana. „Wir möchten, dass sie Bücher anfassen und eine Liebe zu ihnen entwickeln.“

Vorbereitung für 2010

Deutscher Stand auf der argentinischen MesseBild: Victoria Eglau

Auf der Buchmesse Buenos Aires sind auch deutsche Verlagslektoren unterwegs, um sich über die Neuerscheinungen spanischsprachiger Autoren zu informieren. Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Jürgen Boos: "Die literarischen deutschen Verlage sind hier vertreten. Aber andersherum findet der Handel eher auf der Frankfurter Buchmesse statt. Wer deutsche Literatur ins Spanische übersetzen will, geht nach Frankfurt." Dort wird Argentinien 2010 Gastland sein – aus diesem Grund ist Jürgen Boos in diesem Jahr wieder einmal nach Buenos Aires gereist. Argentiniens Verleger sehen die Einladung als große Chance. So auch Roberto Chwat, Besitzer des größten argentinischen Kinderbuchverlages Sigmar. Er ist Kenner der Frankfurter Buchmesse: "Es ist eine Chance, die argentinische Literatur bekannter zu machen, eine Möglichkeit, dass Verlage aus der ganzen Welt einen Eindruck davon bekommen, welche Schriftsteller es in unserem Land gibt und wer für sie interessant sein könnte." Für argentinische Verleger, sagt Chwat, sei der Gastland-Auftritt in Frankfurt eine Gelegenheit, leichter Kontakte zu ausländischen Verlagen zu knüpfen.

Autorin: Victoria Eglau

Redaktion: Anne Herrberg

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