Asteroid schrammt an der Erde vorbei
18. April 2018Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass uns dicke Brocken aus dem All gefährlich nahe kommen: Am Samstag, den 14. April, war ein recht großer Asteroid mit einem Abstand von nur 200.000 Kilometern an der Erde vorbeigeflogen. Das entspricht der halben Distanz zum Mond. Der Asteroid mit dem Namen "2018 GE3" hat einen geschätzten Durchmesser von 50 bis 100 Metern.
Bereits am 9. Februar war der Asteroid "2018 CB" - ein Brocken mit einem Durchmesser zwischen 20 und 40 Metern - an der Erde vorbei geflogen. Er kam uns sogar noch viel näher - seine Distanz betrug nur ein Fünftel des Abstandes zum Mond, nämlich 64.500 Kilometer
In beiden Fällen wurden die Asteroiden sehr spät entdeckt: Bei "2018 CB" gab es eine Vorwarnzeit von wenigen Tagen. Bei "2018 GE3" waren es sogar nur 21 Stunden.
Tag und Nacht suchen Astronomen den Himmel nach unbekannten, erdnahen Objekten ab. Automatisch scannen die Teleskope dabei das Firmament. Kleinere Asteroide können da schon mal auf dem Radar verschwinden. Und so sind die Entdeckungen dieser Brocken dann oft eher Zufallsfunde.
"Diese kleinen Objekte erkennt man erst dann, wenn sie der Erde schon relativ nahe gekommen sind", erklärt der Astronom Dr. Manfred Gaida vom Deutschen Luft und Raumfahrtzentrum (DLR) in Bonn. Mit Durchmessern von 20 bis 100 Metern zählen die neuentdeckten Asteroiden auch eher zu den Winzlingen am Himmel.
Auf die Richtung kommt es an
Wie sicher und frühzeitig Astronomen solche erdnahen Objekte ("near earth objects", NEO) am Himmel entdecken, hängt jedoch nicht nur von ihrer Größe ab. Auch die Richtung aus der sie kommen, spielt eine entscheidende Rolle. Kommen die felsige Brocken aus der entgegengesetzten Richtung zur Sonne, reflektieren sie deren Strahlen und werden meist eher entdeckt, als wenn sie direkt aus Sonnenrichtung kommen.
"Aus menschlicher Sicht braucht man etwas Glück, solche kleinen erdnahen Objekte zu entdecken", sagt Gaida. "Doch aus Sicht der jeweiligen bahngeometrischen Verhältnisse ist es selbstverständlich, dass einige davon unserer Erde ab und an auch mal sehr nahe kommen können." Der Asteroid "2018 CB" gehört zu den sogenannten Apollo-Asteroiden. Diese Gruppe von Himmelskörpern kreuzt die Erdbahn an zwei Punkten. Dass der Zufallsfund der Erde nun so nahe kommt, ist zwar eine statistische Besonderheit, eine Gefahr stellt der Asteroid jedoch nicht dar.
Bereits frühzeitig funktioniert hat das "Radarsystem" der Astronomen bei der Vorhersage des Asteroiden Apophis. Dieser wird den Berechnungen nach am 13. April 2029 über den Ring der geostationären Satelliten hinweg an der Erde vorbeifliegen. Und kommt unserem Planeten damit deutlich näher als die beiden Asteroiden, die dieses Jahr unerwartet aufgetaucht waren.
Er ist außerdem mit einem Durchmesser von 300 Metern gut hundertmal so groß wie "2018 CB" und mehr als dreimal so groß wie "2018 GE3". Für Beobachter wird Apophis sogar schon mit einem Feldstecher als kleiner Punkt am Himmel sichtbar sein.
Wieviel Vorwarnzeit bleibt?
Ein Asteroid von der Größe des jetzt entdeckten "2018 GE3" könnte schon einen ziemlichen Schaden anrichten, insbesondere wenn er in besiedeltes Gebiet fällt. Vermutlich ist er größer als der Asteroid, der 1908 das Tunguska Ereignis ausgelöst hatte. Damals waren in Sibirien nahe Krasnojarsk nach einem Einschlag Millionen von Bäumen umgeknickt. Die Gewalt des Einschlags dürfte zwischen zwei und vier Megatonnen TNT entsprochen haben. Zum Vergleich: Die Hiroshima Bombe erreichte eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT, die stärkste je gebaute Wasserstoffbombe entsprach 15 Megatonnen TNT.
Solte ein Asteroid dieser Größe einschlagen, hätte es also regionale Folgen, würde aber nicht die ganze Welt bedrohen.
"Wirklich interessant ist es, die Objekte zu finden, die wenn sie mal auf die Erde schlagen, katastrophale Folgen haben", sagt Gaida. Doch keine Panik! Entdecken Forscher solche gefährlichen Asteroiden, kann es noch zehn bis fünfzehn Jahre dauern, bis sie an der Erde angekommen sind.
Der Astronom Detlef Koschny von der Europäischen Weltraumorganisation ESA ist sich sicher, dass da genug Zeit bleibt, um die gefährlichen Objekte abzuwehren. Dabei müsste man nur eine größere Masse auf den Asteroiden einschlagen lassen, so dass er minimal aus der Bahn gelenkt werden würde. Die Zeit, die er noch zu fliegen hätte, würde ausreichen, damit er die Erde verfehlt.