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Unerwarteter Dämpfer für deutsche Industrie

6. September 2017

Die deutsche Industrie ist mit einem überraschenden Auftragsminus ins Sommerquartal gestartet. Allerdings verzerrt die geringe Zahl an Großaufträgen das Bild, meinen Ökonomen.

Deutschland Fachkräftemangel Industrie
Bild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

Die Unternehmen sammelten im Juli 0,7 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Ökonomen hingegen hatten mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet, nachdem es im Juni einen Anstieg von 0,9 Prozent gegeben hatte. "Die Bestelltätigkeit befindet sich auf einem sehr hohen Niveau", erklärte das Ministerium allerdings. "In den letzten drei Monaten haben die deutschen Unternehmen fast so viele Aufträge eingesammelt wie zuletzt vor Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008."

Viele Volkswirte sehen die Daten als Ausrutscher und verwiesen wie das Ministerium auf die ungewöhnlich geringe Zahl von Großaufträgen. "Die Vorgaben für die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte bleiben insgesamt ordentlich", sagte BayernLB-Experte Stefan Kipar. "Einmal mehr bestätigt sich, dass die realen Daten mit der überaus guten Stimmung nicht mithalten", fügte der Chefökonom vom Bankhaus Lampe, Alexander Krüger, hinzu. "Nordkorea ausgeblendet befinden sich moderate Impulse für die Produktion weiter in der Pipeline." Die jüngsten Raketen- und Atomtests des asiatischen Landes haben dessen Konflikt mit den USA verschärft und halten seit geraumer Zeit die Finanzmärkte in Atem.

Sorge wegen starkem Euro

Die Inlandsaufträge sanken im Juli um 1,6 Prozent, während die Bestellungen aus dem Ausland stagnierten. "Positiv ist auch zu vermerken, dass die Neubestellungen aus dem Nicht-Euro-Ausland im Juli trotz des jüngst stärkeren Euro-Außenwertes nicht gelitten haben", sagte Kipar. Hier gab es ein Plus von 0,6 Prozent. Mit Spannung dürfte die Fachwelt verfolgen, ob sich der stärkere Euro in den nächsten Monaten im Auftragsgeschäft der Industrie niederschlägt. "Die kräftigen Zuwächse des Euro haben durchaus das Potenzial im einen oder anderen Industriezweig Bremsspuren zu hinterlassen", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. Die Gemeinschaftswährung hat seit Jahresbeginn rund 14 Prozent zum Dollar zugelegt und lag am Morgen bei 1,19 Dollar.

Die deutsche Wirtschaft war zwischen April und Juni um 0,6 Prozent gewachsen und dürfte nach Ansicht der Bundesbank auch im laufenden dritten Quartal deutlich zulegen.

ul/zdh (rtr)

 

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