Ein enormes Arbeitspensum: Das Welterbekomitee musste auch über die pandemiebedingt verschobenen Nominierungen von 2020 entscheiden. Deutschland ist mit fünf Stätten dabei.
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Seit Mitte Juli hatte das Welterbekomitee der UNSCEO in der chinesischen Hafenstadt Fuzhou getagt. Mit 34 neuen Stätten auf vier Kontinenten ist am Samstag (31.07.2021) die 44. Tagung zu Ende gegangen. Die Delegierten hatten ein enormes Arbeitspensum zu absolvieren: Da die Sitzung pandemiebedingt von 2020 auf 2021 verschoben worden war, wurde über Nominierungen aus beiden Jahren entschieden.
Auf der Welterbeliste finden sich unter anderem die Bergbaulandschaft Roșia Montană in Rumänien, Moscheen im sudanesischen Stil an der nördlichen Elfenbeinküste und der 2300 Jahre alte Chanquillo Komplex in Peru. Deutschland war mit allen fünf Bewerbungen erfolgreich. So gehören nun auch die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt, das jüdische Kulturerbe in Mainz, Speyer und Worms sowie die grenzüberschreitenden Projekte des Niedergermanischen Limes, des Donaulimes und die bedeutenden Kurstädte Europas zum "Erbe der Menschheit". Damit umfasst die Liste nun 1154 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. Deutschland ist insgesamt mit 51 Welterbestätten vertreten.
Neue UNESCO-Welterbestätten für Deutschland
Speyer, Mainz und Worms als historische Zentren jüdischer Gelehrsamkeit stehen neu auf der Welterbe-Liste - ebenso der "nasse Limes". Nun kommt auch der Donaulimes hinzu.
Bild: Armin Weigel/dpa/picture alliance
Der Donaulimes
Auch der Donaulimes hat es auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geschafft. Das westliche Segment dieser römischen Grenzbefestigungen erstreckt sich von Niederbayern bis in den Süden der Slowakei. Gesichert war diese Grenze mit Kastellen und Wachtürmen. 2019 war ein Versuch, den Donaulimes auf die Welterbe-Liste zu bekommen,gescheitert. Nun ist er die 51. UNESCO-Welterbestätte in Deutschland.
Der "nasse Limes" - die Verteidigungslinie, die Germanien im Norden abgrenzte - hat es ebenfalls auf die begehrte Liste geschafft. Zwei Abschnitte des Limes trugen den Titel bereits, nun kam der Niedergermanische Limes dazu. Nass wird er genannt, weil er 400 Kilometer am Rhein entlang verläuft, von Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz bis an die Nordsee in den Niederlanden.
Bild: Lilly/imagebroker/picture alliance
SchUM Städte am Rhein: Jüdisches Erbe für die Welt
Die Städte Speyer, Worms und Mainz waren bedeutende Zentren jüdischer Gelehrsamkeit und gehören nun zum UNESCO-Welterbe. Zusammen sind sie die SchUM-Städte - SchUM setzt sich aus den mittelalterlichen hebräischen Anfangsbuchstaben der Namen für sie zusammen. Sie prägten die Kultur, Religion und Rechtsprechung der mittel- und osteuropäischen jüdischen Diaspora.
Bild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance
Historische Kurbäder Bad Ems, Baden-Baden, Bad Kissingen
Zuvor wurde bereits entschieden, dass drei deutsche Kurstädte fortan auf der Liste des Weltkulturerbes stehen. Bad Ems (Bild) hatte sich im Verbund mit anderen deutschen und europäischen Kurbädern wie Spa, Vichy, Karlsbad und Bath um den Welterbetitel "Great Spas of Europe" beworben. Nun sind alle elf in die Liste aufgenommen.
Bild: picture-alliance /imageBROKER/M. Moxter
Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt
Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe hat es auch auf die Liste geschafft. Sie gilt als Vorläufer des Bauhaus. Gegründet hat sie 1899 der hessische Großherzog Ernst Ludwig. Zwischen 1901 und 1914 zeigten Kunstschaffende der Mathildenhöhe in vier großen Ausstellungen ihre Vorstellung einer modernen, künstlerisch gestalteten Wohn- und Lebenswelt. Ihre Bauten bilden das Gesamtkunstwerk Mathildenhöhe.
Bild: Gaby Kunz/Augenklick/picture alliance
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Entzug der Auszeichnung
Es gab aber nicht nur Neuzugänge: Mit der Hafenstadt Liverpool wurde zum dritten Mal in der Geschichte der Welterbekonvention von 1972 eine Auszeichnung entzogen. So sehe das Komitee die sechs Orte im historischen Stadtzentrum und im Hafengebiet durch diverse Bauvorhaben gefährdet. Bereits seit 2012 stand die maritime Handelsstadt auf der Liste gefährdeter Stätten, nun folgte die Aberkennung des Titels.
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Weltweit gelten weitere 52 Kultur- und Naturstätten als bedroht - durch bewaffnete Konflikte, Klimawandel, Naturkatastrophen oder Baumaßnahmen. Dazu hätte laut dem zuständigen Komitee aufgrund eines geplantes Autotunnels auch die steinzeitliche Kultstätte Stonehenge in England zählen können. Der rund drei Kilometer lange Tunnel sollte zwar nicht direkt unterhalb des Monuments verlaufen, jedoch sollte der Eingang auf dem Gelände liegen. Kurz vor Ende der Welterbe-Tagung hob ein Gericht in London die Genehmigung für den Bau jedoch auf.
Die nächste Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees ist für Sommer 2022 im russischen Kasan geplant. Dann soll auch wieder eine deutsche Bewerbung dabei sein, wie die deutsche UNESCO-Kommission zum Abschluss bekannt gab: Nominiert ist die Alte Synagoge und Mikwe in Erfurt. Dabei handelt es sich um die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa.