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UNESCO macht Weg für Mittelrheinbrücke frei

30. Juli 2010

Die UNESCO hat grünes Licht für den umstrittenen Bau der Mittelrheinbrücke gegeben. Schon bald soll die vor allem von der Wirtschaft geforderte neue Brücke den Rhein queren - unweit des weltberühmten Loreleyfelsens.

Der Loreleyfelsen bei St. Goar inmitten des UNESCO-Weltkulturerbegebiets Mittelrheintal (Foto: dpa)
Die Brücke an der Loreley darf gebaut werdenBild: picture-alliance/dpa

Seit dem Jahr 2002 ist das Mittelrheintal Weltkulturerbe. Das Tal mit dem geschlungenen Flussbett zwischen Weinbergen, Burgen und Schlössern gilt als Inbegriff der deutschen Romantik. Zahlreiche Touristen steuern Jahr für Jahr die Region an.

Berühmt ist vor allem die Loreley, der eindrucksvolle Schieferfelsen an der Tal-Enge bei St. Goar. Um ihn ranken sich zahlreiche Sagen. Nach den Zeilen des Dichters Heinrich Heine kämmt sich die Loreley auf dem Felsen ihre Haare und verhext damit die Schiffer auf dem Rhein, so dass sie mit ihren Booten gegen die Felsen prallen und untergehen.

Bisher nur Fährverkehr

Sagenumwobener FelsenBild: picture-alliance / Bildagentur Huber

Auf rund 85 Kilometern, zwischen Koblenz und Mainz, gibt es im Mittelrheintal keine Brücke über den Strom. Bislang bringen Fähren die Menschen im UNESCO-Welterbe von der einen auf die andere Flussseite. Besonders aus der Wirtschaft kommen deshalb seit langem Forderungen nach einer Rheinquerung bei St. Goar und St. Goarshausen. Die Brücke soll die rechtsrheinischen Gebiete von Rheinland-Pfalz an die Autobahn A61 - eine der Hauptverkehrsadern zwischen den Niederlanden und Süddeutschland - sowie an den Flughafen Hahn bei Frankfurt anbinden.

Für das Brücken-Projekt hat das UNESCO-Welterbe-Komitee auf einer Sitzung in Brasilia am Donnerstag (29.07.2010) nun grünes Licht gegeben. "Der Weg für den Bau einer Mittelrheinbrücke ist damit frei", erklärten der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck und der Verkehrsminister des Bundeslandes, Hendrik Hering.

Seit 1978 erstellt die Kulturorganisation der Vereinten Nationen eine Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt. Darauf werden sowohl einzelne Denkmäler als auch historische Städte und Landschaften gesetzt, wenn diese von so außergewöhnlichem Wert sind, dass für ihren Schutz die gesamte Menschheit verantwortlich sein soll und nicht nur ein Staat. Die Länder, in denen das jeweilige Weltkulturerbe oder Naturerbe liegt, sind zur Erhaltung der Denkmäler verpflichtet.

UNESCO entscheidet anders als in Dresden

Das UNESCO-Gremium habe sich "überraschend deutlich" für den vieldiskutierten Brückenbau ausgesprochen, sagte Hering der Nachrichtenagentur epd. Es sei gelungen, die UNESCO von der Welterbeverträglichkeit der Rheinquerung zu überzeugen. Ausschlaggebend für den Beschluss sei wohl die "frühzeitige und vorbildliche" Einbindung der UNESCO in den Abstimmungsprozess gewesen.

"Wir haben keine Fakten geschaffen, wie andere Welterbestätten, etwa Dresden", so der Verkehrsminister. Ein Brückenbau ohne die Genehmigung der UNESCO hätte den Status des Oberen Mittelrheintals als Weltkulturerbe gefährdet. Dresden war 2009 der Welterbetitel wegen des Baus der umstrittenen Waldschlösschenbrücke aberkannt worden.

Die geplante Brücke soll nicht im Blick des Loreleyfelsens liegenBild: picture-alliance / Helga Lade

"Die Menschen brauchen die Brücke"

Rheinland-Pfalz kann nun mit den Planungen für die Brücke beginnen. Nächste Schritte seien die Erstellung einer Detailplanung und ein Planfeststellungsverfahren, um das Baurecht zu erlangen, sagte der Verkehrsminister. Welcher Architektenentwurf für die Rheinquerung den Vorzug erhalte, sei noch nicht absehbar. Die veranschlagten Baukosten von 40 Millionen Euro sollen aber eingehalten werden.

Die neue Brücke ist zwar in der Nähe der Loreley geplant, soll aber nicht im Blickfeld des Felsens liegen. Umwelt- und Denkmalschützer hatten das Vorhaben dennoch kritisiert und sich dabei auch um den Erhalt des Fährbetriebes gesorgt. Minister Hering versicherte nun, es solle am Rhein weiterhin Fähren geben. "Doch die Menschen in Mittelrheintal brauchen die Brücke." Die Landesregierung habe immer dafür plädiert, keine 'Käseglocke' über das Tal zu legen, sagte Hering, sondern wolle Landschafts- und Denkmalschutz mit moderner Nutzung vereinbaren.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, afp, apn)
Redaktion: Walter Lausch

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