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UNESCO prangert "barbarische" IS-Verbrechen an

Jan Bruck; Sarah Judith Hofmann29. Juni 2015

Zahlreiche Kulturgüter hat der "Islamische Staat" in Syrien und im Irak bereits zerstört. Bei seiner Tagung in Bonn hat das UNESCO-Welterbekomitee eine Resolution gegen die Zerstörung von Kulturschätzen verabschiedet.

Tagung des UNESCO-Welterbekomitees in Bonn
UNESCO-Generalsekretätin Bokova (l.) und Vorsitzende des Welterbe-Komitees BöhmerBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Die Delegierten bekräftigen noch einmal die Resolution der UN-Vollversammlung aus dem Mai, die die Zerstörungen im Irak und Syrien ebenfalls verurteilte. Die UNESCO beklagt, die Terrormiliz "Islamischer Staat" wolle das "Gedächtnis der Menschheit" auslöschen. Einstimmig haben die mehr als 2000 Delegierten bei der Welterbe-Tagung am Montag (29.06.2015) in Bonn eine Resolution zum Schutz und Erhalt bedrohter Kulturstätten verabschiedet.

"Tiefe Sorge" um Palmyra

Im Wortlaut verurteilt die Erklärung die "barbarischen Angriffe, die Gewalt und die Verbrechen, die in jüngster Zeit vom sogenannten Islamischen Staat begangen wurden". Dabei verweist die Erklärung unter anderem auf die Wüstenstadt Hatra. Der "IS" hatte im März 2015 begonnen, die archäologische Welterbestätte systematisch mit Bulldozern und Sprengstoff zu zerstören. "Tiefe Sorge" bereite der UNESCO laut der Bonner Erklärung die Eroberung der antiken syrischen Oasenstadt Palmyra durch die Terroristen.

Schutz von Menschen und Kulturerbe

Das Welterbe-Komitee tagt in BonnBild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Die Zerstörung von Kulturerbe sei Teil einer Strategie der "kulturellen Säuberung " und der Verfolgung von Minderheiten, sagte UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova im Gespräch mit der DW. Der Schutz von bedrohtem Kulturerbe müsse in dieser Frage auch bei allen Initiativen des UN-Sicherheitsrates eine Rolle spielen.

Bokova betonte, dass es nicht um eine "Wahl zwischen dem Schutz von Menschen und von Kulturerbe" gehe. Beides sei untrennbar miteinander verbunden und müsse geschützt werden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang insbesondere ein Punkt der "Bonner Erklärung zum Welterbe". Darin fordert das Welterbekomitee den UN-Sicherheitsrat auf, dass künftige Friedensmissionen auch den Schutz von Kulturerbestätten beinhalten. Zu diesem Zweck sollen Blauhelmsoldaten auch ein besonderes Training absolvieren.

Timbuktu: Weltkulturerbe in Mali

Eines der Beispiele für eine Sensibilisierung von Truppen für den Schutz von Weltkulturerbe ist das westafrikanische Mali. Die französischen Truppen, die dort mit Billigung der Vereinten Nationen seit Anfang 2013 die malische Armee im Kampf gegen radikale Islamisten unterstützen, tragen ein kleines Handbuch der UNESCO bei sich. Dieses macht auf die gefährdeten Welterbestätten an Orten wie Timbuktu aufmerksam. Terroristen von Ansar Dine und Al Quaida im Maghreb hatten die malische Oasenstadt mit seinen jahrhundertealten Mausoleen 2012 fast vollständig zerstört. Immerhin konnte ein wichtiger Teil der kostbaren Bibliotheksbestände aus Timbuktu gerettet werden. Die UNESCO hatte dem westafrikanischen Land daraufhin finanzielle Hilfe versprochen. Ein erster Ergebnisbericht zur Rekonstruktion der Mausoleen in Timbuktu soll morgen auf der Konferenz in Bonn vorgestellt werden.

Illegaler Handel mit geraubten Kulturgütern soll unterbundern werden

Ob der UN-Sicherheitsrat jedoch tatsächlich eine Resolution zum besonderen Schutz von Welterbe in Kriegsgebieten verabschiedet, ist fraglich. Generaldirektorin Bukova betonte jedoch, dass die Integration eines speziellen Trainings diskutiert würde. Ein weiteres Anliegen der Deklaration ist es, wie schon bei der Resolution der UN Vollversammlung im Mai, den illegalen Handel mit geraubten Kulturgütern zu unterbinden, um dem IS und anderen terroristischen Vereinigungen einen Teil ihrer Finanzierungsmöglichkeiten zu nehmen. Eine völkerrechtliche Bindung hätte aber auch dieser Appell nur, wenn vom UN-Sicherheitrat eine Resolution verabschiedet würde.

Die UNESCO versucht daher auf nationaler Ebene Unterstützung zu bekommen, wie dies bereits im Falle von Deutschland und Irak – beide Länder hatten gemeinsam die Resolution der Vollversammlung eingebracht – der Fall ist. Und auch die Zivilgesellschaft soll mit Projekten, wie dem gerade in Bonn vorgestellten //www.unite4heritage.org:Unite4Heritage">http://www.unite4heritage.org:Unite4Heritage miteinbezogen werden.

Schon am Sonntag hatte die Konferenz mit eindringlichen Forderungen der Teilnehmer nach Schutz von Kulturgütern vor Kriegen und Extremismus begonnen. Die Tagung des Welterbe-Komitees findet noch bis zum 8. Juli in Bonn statt.

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