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Reise

UNESCO-Welterbe: Eine Auszeichnung, die verpflichtet

Christian Hoffmann
3. Juni 2018

Zum UNESCO-Welterbetag am 3. Juni laden 42 Welterbestätten in Deutschland zu Führungen und Veranstaltungen ein. Bald könnten zwei neue UNESCO-Stätten dazukommen.

Aachener Dom
Bild: davis/Fotolia

Vor 40 Jahren wurde der Aachener Dom zur ersten Welterbestätte Deutschlands ernannt. In der tausend Jahre alten Grabeskirche für den deutschen Kaiser Karl den Großen wird der diesjährige Welterbetag mit einem Festgottesdienst eröffnet.

Die Zeche Zollverein, die Stadt Regensburg, das Gartenreich Dessau-Wörlitz und das Bauhaus in Weimar - sie alle gehören zum Erbe der Menschheit und bieten einzigartige Momentaufnahmen aus mehr als 6000 Jahren Geschichte. Schon in der Steinzeit entstanden die ersten Pfahlbauten am Bodensee. In Trier und am Limes haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. In Wittenberg lebt die Erinnerung an den  Reformator Martin Luther fort. Weimar, die Wirkungsstätte von Goethe und Schiller, atmet den Geist der Deutschen Klassik.

Das Markgräflich Opernhaus in Bayreuth, das nach fünf Jahren Renovierungszeit erst im April wieder geöffnet wurde, lädt anlässlich des Welterbetags zu einem Festkonzert ein.

Klöster, Schlösser, Museen und Gartenanlagen regen an, die kulturelle Vielfalt Deutschlands zu entdecken. Altstädte wie Bamberg und Lübeck mit ihrer historischen Architektur, Gassen und Plätzen sind heute für moderne Menschen attraktiv und Orte mit hoher Lebensqualität. Auch Naturbegeisterte und Technikfans finden Orte ihres Interesses, denn zum Welterbe gehören ebenso die Fossilienlagerstätte Grube Messel und die Völklinger Hütte.

Kandidaten Nummer 43 und 44

Der Welterbetitel ist eine besondere Auszeichnung. Er verleiht internationale Aufmerksamkeit und kurbelt den Tourismus spürbar an. Deshalb streben immer neue Stätten nach dem begehrten Titel. 

In diesem Jahr bewerben sich die Wikingerstätten Haithabu und Danewerk in Schleswig-Holstein sowie der Naumburger Dom in Sachsen-Anhalt, die deutschen Welterbestätten Nummer 43 und 44 zu werden. Entschieden wird das vom UNESCO-Welterbekomitee, das Ende Juni in Manama, Bahrein, tagt. Die beiden deutschen Kandidaten sind bereits seit Längerem im Rennen.

Das Wikingermuseum in HaithabuBild: Landesmuseen Schloss Gottorf

Die Wikingerstadt Haithabu nahe Schleswig war vom 9. bis 11. Jahrhundert eine der bedeutendsten Handelszentren Nordeuropas. Das Danewerk, ein frühmittelalterlicher Befestigungswall, gilt als größtes Bodendenkmal Nordeuropas. Dem jetzt vorliegenden, überarbeiteten Antrag hat das International Council on Monuments and Sites (ICOMOS), eine internationale Nichtregierungsorganisation für Denkmalpflege, die für das Welterbekomitee Gutachten erstellt, bereits die Welterbetauglichkeit bescheinigt. Damit stehen die Chancen, dass Haithabu und Danewerk Welterbe werden, sehr gut.

Der Naumburger DomBild: picture alliance/dpa/J.Woitas

Der Versuch, den Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Kulturlandschaft an Saale und Unstrut in den Welterberang zu heben, war bisher gescheitert. Die Naumburger sind nun der Empfehlung des Komitees gefolgt und haben einen neuen Antrag nur für den Dom eingebracht. So könnten sie in einem neuen Anlauf Welterbe werden.   

Die Bundesregierung hatte auch den jüdischen Friedhof in Hamburg Altona bei der UNESCO für den Welterbetitel eingereicht. Er wäre nach der Speicherstadt Hamburgs zweites kulturelles Welterbe. Der 1611 entstandene Friedhof für die sephardischen Juden gilt als ältester Friedhof der infolge der Vertreibung aus Spanien nach Nordeuropa zugewanderten Juden. Doch nach einer negativen Einschätzung durch die ICOMOS haben den Hamburger den Antrag erst einmal zurückgezogen. Jetzt arbeiten sie mit Partnern daran, ihn in den kommenden Jahren als Teil eines transnationalen Antrags erneut vorzulegen.

Schloss Sanssouci in PotsdamBild: picture-alliance/C. Wojtkowski

Kritik an Neubauplänen in Potsdam

Ein Welterbetitel ist eine große Auszeichnung, aber auch eine Verpflichtung. In Potsdam sorgt ein Neubauprojekt gerade für Aufregung. ICOMOS Deutschland hat die Pläne kritisiert und damit gedroht, dass die Stadt auf der Liste für gefährdetes Welterbe landen könnte. Im schlimmsten Fall könnte Potsdam dann den Welterbestatus, den die Stadt 1990 für ihre Park- und Schlösserlandschaft verliehen bekommen hat, wieder verlieren. Denn die geplante dichte Bebauung rücke dem Welterbe zu nahe und beeinträchtige eine wichtige Blickachse. Bei der diesjährigen Sitzung des Welterbekomitees in Bahrein steht dieses Thema allerdings nicht auf der Tagesordnung. Sollten die Potsdamer das Problem aber nicht in den Griff kriegen, könnte das Komitee Potsdam in den kommenden Jahren auf die Rote Liste setzen und Maßnahmen formulieren, die seiner Meinung nach umgesetzt werden müssen, um den Status zu erhalten. Werden diese dann ignoriert, kann es tatsächlich zur Aberkennung des Welterbetitels kommen.Bisher hat die UNESCO den Titel erst zweimal entzogen: 2007 wurde der Titel einem Naturschutzgebiet im Oman aberkannt, das für die Erdöl- und Erdgasförderung um 90 Prozent verkleinert werden sollte. Und 2009 musste Dresden die Auszeichnung wieder hergeben, nachdem sich die Stadt nicht vom Bau der Waldschlößchenbrücke über die Elbe abbringen ließ. Diese vierspurige Brücke zerschneide das Elbtal irreversibel und zerstöre somit die erhaltenswerte Kulturlandschaft, so begründete damals die UNESCO die Aberkennung des Welterbetitels für Dresden.

Waldschlößchenbrücke in DresdenBild: picture-alliance/dpa

 

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