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Unfaire Plattentektonik: Indien verschwindet unter China

4. November 2024

Im Konflikt zwischen Indien und China lautet eine zentrale Streitfrage: Wo genau verläuft eigentlich die Landesgrenze? Für Aufregung sorgt nun ein weiterer Player, der Indien in den Rücken fällt: die Plattentektonik.

Indien Tawang | Grenzgebiet Indien China
Den Himalaya gibt es nur, weil sich die indische Platte seit Millionen von Jahren gegen die eurasische Platte schiebt.Bild: Arun Sankar/AFP/Getty Images

Im Zentrum des Konflikts zwischen Indien und China steht die Frage: Wo fängt unser Land an und wo hört eures auf? Ein Streit, der seit Jahrzehnten immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen der beiden Atommächte führt.

Ein Video sorgt nun in Indien für Furore: Indien verliert Land. Unaufhörlich und unaufhaltsam. An China, naja, quasi. Schuld sind die Gesetze der Natur, in diesem Fall die Plattentektonik.

Was ist Plattentektonik?

Die Erdkruste ist wie eine Art Puzzle aufgebaut, das aus vielen Einzelteilen besteht: aus ein paar gigantischen ozeanischen Platten und mehreren kleinen kontinentalen Krustenplatten. Wie viele kleine und kleinste Erdplatten es tatsächlich gibt, ist in der Wissenschaft umstritten. 

Die verschiedenen Platten "schwimmen" auf dem flüssigen Erdinneren. Durch aufquellendes Magma aus dem Erdkern an einigen Bruchstellen verschieben sich die Platten und wandern einige Zentimeter pro Jahr.

Das passiert seit Milliarden Jahren, ist also ganz normal. Sie bewegen sich entweder voneinander weg, reiben aneinander oder schieben sich untereinander. In der Folge bewegt sich der darüber liegende Kontinent. Diese Bewegungen heißen Plattentektonik.

Ist die indische Platte besonders?

Vor 50 Millionen Jahren prallte die indische Platte mit einer Geschwindigkeit von 20 Zentimetern pro Jahr auf die riesige eurasische Platte, auf der auch China liegt.

Wissenschaftler des Geoforschungszentrums in Potsdam haben Indien deshalb schon vor Jahren als den "schnellsten Kontinent im plattentektonischen Wettbewerb" bezeichnet. 

Eigentlich ein Grund zur Freude, warum also die Aufregung? Weil die Geschwindigkeit ihren Preis hat: Neben dem höchsten Gebirge der Welt, dem Himalaya, führt das permanente Drücken und Schieben der indischen Platte gegen ihren eurasischen Counterpart auch zu heftigen Erdbeben in der Region.

Und, noch viel schlimmer, zu konstantem Landverlust. Im Laufe der Jahrmillionen seit der Kollision hat sich Indien etwa 2000 km weit nach Asien hineingeschoben. 

Bis heute bewegt sich die indische Platte rund fünf Zentimeter pro Jahr auf die eurasische Platte zu. Und damit auf China. 

Wird Indien irgendwann verschwunden sein?

"Sollte sich Indien immer weiter unter die eurasische Platte schieben, wird das Land irgendwann verschwinden", sagt Sabrina Metzger, Geophysikerin am GFZ. Metzger geht allerdings davon aus, dass sich die Geschwindigkeit, mit der die indische Platte gegen die eurasische kracht, weiter abnimmt.

"Das ist bei Kollisionen so üblich, die hören irgendwann auf", sagt Metzger. Vor einigen Millionen Jahren sei Indien schließlich noch viel schneller gewesen.

Die Plattentektonik sei deshalb kein Grund zur Panik, sagt die Geophysikerin. Indien könnte aus einem ganz anderen Grund große Landmassen verlieren - weil der Meeresspiegel steigt. Das wäre eher ein Grund zur Sorge.

Quellen:

  • Geoforschungszentrum Potsdam: Pressemitteilung "Der schnellste Kontinent" (2007)
  • Konrad-Adenauer-Stiftung: Länderberichte "Es brodelt im Himalaya" (2023)
Julia Vergin Teamleiterin in der Wissenschaftsredaktion mit besonderem Interesse für Psychologie und Gesundheit.
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