Ungarn: Erneut Öllieferungen aus Russland unterbrochen
18. August 2025
Die russischen Öllieferungen nach Ungarn sind Angaben aus Budapest zufolge nach einem ukrainischen Angriff auf eine Transformatorstation der Druschba-Pipeline erneut unterbrochen worden. Wie der ungarische Außenminister Peter Szijjarto auf Facebook mitteilte, habe er darüber mit Russlands Vize-Energieminister Pawel Sorokin gesprochen. Dieser habe erklärt, dass Experten derzeit an der Wiederherstellung der Station arbeiteten. Wann die Lieferungen wieder aufgenommen werden können, sei jedoch unklar. Details zum Ort oder Zeitpunkt des Angriffs nannte Szijjarto nicht.
Bereits in der vergangenen Woche war es zu einer vorübergehenden Unterbrechung russischer Öllieferungen nach Ungarn gekommen. Das ukrainische Militär hatte nach eigenen Angaben mit einem Drohnenangriff die Ölpumpstation Unetscha in der russischen Region Brjansk getroffen.
Reaktion aus der Ukraine
Szijjarto schrieb auf Facebook weiter: "Dieser jüngste Schlag gegen unsere Energiesicherheit ist empörend und inakzeptabel." Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha erklärte darauf auf der Onlineplattform X, Ungarn solle seine Beschwerden an Moskau richten, nicht an Kyjiw. Eine Bestätigung oder ein Dementi des gemeldeten Angriffs durch die Ukraine blieb jedoch aus.
Sybiha betonte in seiner Erklärung: "Russland hat diesen Krieg begonnen und weigert sich, ihn zu beenden, nicht die Ukraine. Ungarn wurde jahrelang gewarnt, dass Moskau kein verlässlicher Partner ist. Trotzdem hat Ungarn alles getan, um seine Abhängigkeit von Russland aufrechtzuerhalten."
Ungarn bezieht den Großteil seines Öls über die Druschba-Pipeline, die russisches Erdöl durch Belarus und die Ukraine in mehrere Länder - darunter Ungarn und die Slowakei - transportiert. Anders als viele andere EU-Staaten hält Ungarn seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Moskau aufrecht.
Russische Gas-Importe in die EU
Die Europäische Union hat bereits Importverbote für russische Kohle und Öl verhängt. Gasimporte sind bisher nicht sanktioniert worden - vor allem wegen der bestehenden Abhängigkeiten. Somit gelangt derzeit weiterhin russisches Gas über die Pipeline Turkstream und in Form von Flüssigerdgas (LNG) in die Staatengemeinschaft.
Allein im ersten Halbjahr 2025 importierte die EU Flüssigerdgas aus Russland im Wert von rund 4,48 Milliarden Euro. Das sind 29 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie aus Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat hervorgeht. Insgesamt wurde in den ersten sechs Monaten diesen Jahres Flüssigerdgas (LNG; liquefied natural gas) im Wert von rund 26,9 Milliarden Euro importiert. Das meiste - für rund 13,7 Milliarden Euro - kam aus den USA.
Sanktionen sollen folgen
Vor dem Hintergrund des andauernden Kriegs plant die EU-Kommission nun auch den Import von russischem Gas vollständig zu verbieten. Ab dem Jahr 2028 soll kein russisches Gas mehr in die EU gelangen. Grundlage dafür sollen das EU-Energie- und EU-Handelsrecht sein. Der Vorschlag muss noch von den EU-Ländern und dem Parlament verhandelt werden. Auf Ebene der Länder ist dafür die Zustimmung von mindestens 15 der 27 Mitgliedstaaten erforderlich.
ch/pgr (dpa, rtr)