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Ungewisse Zukunft für Liberia

12. August 2003

Charles Taylors Abgang war wohl inszeniert und ohne Reue des Ex-Präsidenten. Die USA begrüßten seine Abreise. Der Chef der LURD-Rebellen in Liberia hat mittlerweile den Krieg für beendet erklärt.

Im Exil: Taylor (rechts) bei Nigerias Präsident Olusegun ObasanjoBild: AP


Nach Rücktritt und Ausreise des liberianischen Präsidenten Charles Taylor hat die größte Rebellengruppe des Landes den Bürgerkrieg für beendet erklärt. Zugleich kündigte sie an, mit der Friedenstruppe zusammenzuarbeiten, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Der Chef der LURD-Rebellen (Vereinte Liberianer für Aussöhnung und Demokratie), Sekou Conneh, erklärte noch am Montagabend (11. August 2003) die Kämpfe für beendet. "Der Krieg ist vorbei", sagte Conneh in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Er habe seine Einheiten aufgefordert, die Kämpfe einzustellen.

Humanitäre Hilfe erleichtern

Die US-Regierung hat die Ausreise Taylors am Montag ebenfalls begrüßt. Außenminister Colin Powell erklärte, dass ein US-Kommandeur nun die amerikanische Unterstützung der Friedenstruppen abstimmen werde. Ziel sei es, humanitäre Hilfe zu erleichtern.

Am Montag hatten Liberianer und und die Weltöffentlichkeit stundenlang auf den angekündigten Rücktritt Taylors und den dazu inszenierten Staatsakt gewartet. Der Abgang sollte unter das Blutbad in Liberia eine Art würdevollen und offiziösen Schlussstrich ziehen. Vor den Augen mehrerer afrikanischer Staatschefs reichte Taylor seinem Nachfolger Moses Blah die Hand, um die Amtsübergabe zu besiegeln.

Taylor ohne Reue

Wenige Stunden später verließ der Ex-Präsident am Montagabend an Bord einer nigerianischen Regierungsmaschine das Land. Taylors bisheriger Stellvertreter Moses Blah wurde als Nachfolger vereidigt; am 14. Oktober sollen Neuwahlen stattfinden. Die Rebellengruppe LURD, die wochenlang die liberianische Hauptstadt Monrovia belagert hatte, lehnt auch Taylors Nachfolger Blah ab. Anstelle des bisherigen Vizepräsidenten hätte ein neutraler Kandidat gesucht werden sollen, argumentieren die Rebellen.

Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki bezeichnete es als Schande, dass Afrikaner sich so lange gegenseitig getötet hätten. Doch Taylor zeigte keine Reue: Bei der Abdankungsfeier erklärte er, er habe seine "Pflicht erfüllt" und erwarte, dass die Geschichte ihn "freundlich" beurteilen werde. Die internationale Gemeinschaft müsse nun die Gelegenheit ergreifen und Liberia helfen. Zugleich deutete er die Möglichkeit einer Rückkehr an: "So Gott will, komme ich wieder."

Taylor stilisiert sich zum Opferlamm

Seinen Rücktritt hatte Taylor am Sonntag in einer Rundfunkrede angekündigt. Er verglich sich mit Jesus, der sich den Römern ergab. Die USA beschuldigte Taylor, die Rebellen mit Waffen unterstützt zu haben. Den Bürgerkrieg in Liberia bezeichnete er als „amerikanischen Krieg“. Die USA hatten ebenso wie die Gemeinschaft westafrikanischer Staaten auf Taylors Rücktritt gedrungen. Mehr als 1000 Zivilisten wurden in dem Bürgerkrieg getötet, viele der 1,3 Millionen Einwohner in Armut und Elend gestürzt. Taylors Soldaten plünderten für ihren Lebensunterhalt, Menschenrechtsgruppen warfen ihnen Massenvergewaltigungen, Raub, Folter und Zwangsarbeit vor. Auch den Rebellen werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Nun kommt es darauf an, ob die afrikanischen Friedenstruppen das Land in den Griff bekommen und ob sich die Amerikaner, die 3000 Soldaten auf Schiffen vor der Küste stationiert halten, sich ihrer historischen Verantwortung stellen. Liberia wurde von freigelassenen Sklaven aus den USA im 19. Jahrhundert gegründet. Bisher zeigte die Schutzmacht USA aber wenig Interesse, sich in dem rohstoffarmen Land zu engagieren. (dk/kap)

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