Ungleiches Bruderpaar
22. Juli 2003
Wahrscheinlich wegen seiner zurückhaltenden, arbeitsamen Art hatte der irakische Ex-Staatschef Saddam Hussein seinen jüngsten Sohn Kusai auch als möglichen Nachfolger vorgesehen. Im Mai 2001 wurde er als Saddam Husseins militärischer Stellvertreter in der Führung der regierenden Baath-Partei eingesetzt.
Herrscher über die Geheimdienste
Kusai kontrollierte unter anderem den Sicherheitsdienst des Präsidenten und die Geheimdienste. Vor dem Irak-Krieg nahm er an allen wichtigen Führungstreffen teil. Der studierte Jurist war verheiratet und hatte drei Kinder. Ansonsten ist über das Privatleben des 1966 geborenen Kusai nur wenig bekannt. Er galt als extrem medienscheu. Kusai sprach fließend Englisch und hatte den Ruf eines effizienten Beamten. 2001 entging er einem Anschlag, den zwei hochrangige Sicherheitsbeamte verübten.
Auch sein älterer Bruder Udai entkam 1996 einem Anschlagsversuch und humpelte seither. In seinem Trainingsraum im Präsidentenpalast hatte er dennoch zahlreiche Fitnessgeräte stehen, und auf dem Boden klebten Internetseiten mit Beschreibungen von Folterungen. Denn die Folter war nach Angaben eines ehemaligen Mitarbeiters eine der Leidenschaften des als brutal geltenden promovierten Politikwissenschaftlers.
Posten- und Schürzenjäger
Im Gegensatz zu seinem Bruder war Udai im öffentlichen Leben Iraks sehr präsent und sammelte gleich 15 Posten an. Als Kommandeur der Fedajin-Milizen besaß er eine eigene Machtbasis und Art Überlebensgarantie angesichts der vielen Feinde. Außerdem war Udai Chef der Journalistengewerkschaft, Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees sowie des irakischen Fußballbunds und Aufsichtsratschef von sieben Zeitungen, einer Zeitschrift und einem Fernsehsender.
Verheiratet war Udai nach Angaben seines Mitarbeiters nie. Er hatte aber eine Schwäche für Frauen. In seinem Fitnessstudio hingen auch viele Fotos von Schauspielerinnen; insbesondere der US-Star Brooke Shields hatte es ihm angetan. Der Präsidentensohn führte ein ausschweifendes Leben: Er trank viel, sammelte teure Uhren und Autos. Allein 20 Rolls Royce sollen ihm gehört haben. Nur einer Person brachte er Respekt entgegen: seiner Mutter.