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Auf der Flucht im eigenen Land

14. Mai 2014

Vor allem bewaffnete Konflikte haben so viele Menschen wie seit Jahrzehnten nicht mehr zur Flucht gezwungen. 33,3 Millionen Kinder, Frauen und Männer waren laut UN-Angaben Ende 2013 sogenannte Binnenflüchtlinge.

Flüchtlingslager Tomping in Juba im Südsudan (Foto: DW)
Bild: DW/Scholz/Kriesch

Mit den jetzt gezählten 33,3 Millionen Flüchtlingen sei ein weiterer trauriger Rekord erreicht, teilten das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sowie das Zentrum zur Beobachtung von Binnenflucht (IDMC) und der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) in Genf in einem neuen Bericht mit, der sich ausschließlich mit Menschen befasst, die im eigenen Land auf der Flucht sind. Die Zahlen wurden vom IDMC zusammengetragen. Allein innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Binnenflüchtlinge demnach um rund 4,5 Millionen Menschen.

Die Betroffenen befinden sich demnach oft in einer schlimmeren Notsituation als Flüchtlinge, die ihr Land verlassen haben, weil sie völkerrechtlich nicht unter dem Schutz der UN-Flüchtlingskonvention stehen.

Besorgniserregend ist den Verfassern des Berichts zufolge auch, dass durchschnittlich 17 Jahre vergehen, ehe Binnenvertriebene in ihre Wohngebiete zurückkehrten. "Das zeigt, dass wir beim Umgang mit diesem Problem irgendetwas ganz falsch machen", erläuterte NRC-Generalsekretär Jan Egeland.

Fast Zwei Drittel aller Binnenflüchtlinge in fünf Staaten

Der Anstieg der Binnenvertreibung wurde laut dem Bericht besonders stark durch den Bürgerkrieg in Syrien angeheizt. Dort ergreife etwa alle 60 Sekunden eine Familie die Flucht, täglich mache der Krieg 9600 Syrer zu Vertriebenen im eigenen Land. Im Bürgerkriegsland Syrien irrten den Angaben zufolge Ende 2013 rund 6,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder als Flüchtlinge umher - die höchste Zahl im internationalen Vergleich.

Dahinter folgten laut UNHCR Kolumbien mit 5,7 Millionen Binnenflüchtlingen und Nigeria mit 3,3 Millionen Menschen, die innerhalb des Landes auf der Flucht sind. In der Demokratischen Republik Kongo wurden 2,9 Millionen Menschen vertrieben, während im Sudan 2,4 Millionen Männer, Frauen und Kinder vor Gewalt und Unterdrückung flohen. Damit leben in den fünf Ländern Syrien, Kolumbien, Nigeria, Demokratische Republik Kongo sowie Sudan nach UNHCR-Angaben 63,3 Prozent aller Binnenflüchtlinge.

Gewalt, Armut, Hunger, Klimawandel

"Wir haben eine gemeinsame Verantwortung, etwas gegen dieses massenhafte Leid zu unternehmen", sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres. "Schutz und Hilfe für Binnenvertriebene sind ein humanitäres Gebot." Die Welt habe "eine gemeinsame Verantwortung, das massive Leiden der Vertriebenen zu beenden", mahnte er. Vermehrt trieben auch Naturkatastrophen, Armut und Hunger Menschen innerhalb ihres Landes in die Flucht. Der UNHCR befürchtet, dass der Klimawandel und schwindende Ressourcen in Zukunft immer mehr Menschen zu Flüchtlingen im eigenen Land machen.

Im Jahr 2012 hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk weltweit noch 28,8 Millionen Binnenflüchtlinge gezählt; 1998 waren es laut UNHCR rund 19,3 Millionen Binnenflüchtlinge. Mit den für 2013 gezählten 33,3 Millionen sind weltweit vermutlich so viele Menschen innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. Zusammen mit den Menschen die jenseits der Grenzen ihre Heimat Zuflucht gesucht haben, waren Ende 2013 weltweit mehr als 45 Millionen Menschen auf der Flucht.

qu/det (dpa, epd, afp)

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