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Die Bauhaus-Universität Weimar

30. März 2009

An der Bauhaus-Universität in Weimar studieren heute 3600 Studenten. Über 30 Studiengänge bietet die kleine familiäre Hochschule. Sie reichen von der Freien Kunst über Web-Design bis hin zu Baustoffkunde und Umwelt.

Bauhaus-Universität Weimar, Jugendstil-Wendelstreppe im UHG (Foto: Bauhaus-Universität, Tobias Adam)
Der Jugendstilarchitekt Henry van de Velde schuf das Gebäude der Bauhaus-Universität WeimarBild: Bauhaus-Universität, Tobias Adam

Wer durch Weimars Straßen schlendert wird auf Schritt und Tritt von Goethe und Schiller verfolgt. Kein Geschäft, das nicht Kaffeetassen mit geistreichen Zitaten der Dichter bietet, oder wenigstens eine Schreibfeder und ein Tintenfass. Doch auch wenn Weimar von den Klassikern dominiert wird, so findet man mittlerweile fast überall auch bedruckte Taschen oder dreieckige und quadratische Backförmchen, die an das "staatliche Bauhaus" in Weimar erinnern.


Kunst und Technik


1919 gründete Walter Gropius die international renommierte Hochschule für Gestaltung. Im einstigen Schulgebäude, das der Jugendstilarchitekt Henry van de Velde schuf, ist heute die Bauhaus-Universität Weimar untergebracht. Walter Gropius ging es in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts darum, Kunst und Handwerk unter ein Dach zu bringen. Den Handwerkern sollte die "Ästhetik der Kunst" näher gebracht werden, die Künstler sollten sich mit ihren Werken nicht weiter vom "gesellschaftlichen Leben" entfremden. Gemeinsam schufen sie einfache Formen und klare Strukturen, um die Lebensbedingungen der Menschen nach dem ersten Weltkrieg zu verbessern. Die neuen Möbel und Produkte sollten mit Hilfe der Industrie kostengünstig in Serie produziert werden. Für Walter Gropius war das eine ideale Einheit von Kunst und Technik.


Die Idee lebt weiter


An diese Einheit will auch die Bauhaus-Universität anknüpfen. Hier werden die Qualitäten einer Kunsthochschule und einer technischen Universität zusammengeführt. Die Studenten lernen fakultätsübergreifend. So wird die ingenieurwissenschaftliche Ausbildung zum Beispiel durch eine künstlerische Ausbildung erweitert. "Die Kunststudenten lernen durch die Bauwissenschaftler ganz neue Materialien kennen und entdecken dann plötzlich Beton als Werkstoff für sich", erläutert Reiner Bensch, zuständig für das Marketing der Uni.

Neben den Fakultäten Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen wurde 1996 die Fakultät Medien gegründet. Neuste Technologien sind dabei eng mit künstlerischer Gestaltung verknüpft. "Ob man nun mit einem Pinsel oder mit dem Computer arbeitet, alle gestalterischen Techniken sind erlaubt", betont Rektor Gerd Zimmermann.

Einheit von Kunst und Technik: In Weimar lernen die Studierenden fakultätsübergreifendBild: Nathalie Mohadjer


Studieren im Museum?


Das alte Bauhaus "nachspielen" will Gerd Zimmermann dabei nicht. Zeugnisse der Vergangenheit findet man aber überall im Universitätsgebäude. Gleich in der Eingangshalle mit der imposant geschwungenen Jugendstiltreppe ist ein Wandrelief mit geometrischen Formen von Joost Schmidt zu sehen, das er für eine Ausstellung 1923 schuf. Die Treppenhäuser zieren Gemälde mit Quadraten, Kreisen und Dreiecken von Bauhaus-Künstler Herbert Beyer.

Wer an der Bauhaus-Universität studiert und sich besonders für die Geschichte interessiert, kann sich mit Gästeführungen etwas Geld dazu verdienen, so wie David Fritzsch. Auf den sogenannten "Bauhausspaziergängen" führt er Besucher durch die Flure, zeigt das original eingerichtete "Gropiuszimmer" und erläutert die für damalige Verhältnisse revolutionären Bauhaus-Ideen. Ihm gefällt das Studium an der Bauhaus-Universität. "Das Studium ist sehr projektorientiert und stark an der Arbeitswelt ausgerichtet", findet der Student der Umweltwissenschaft. Auch wenn so mancher scherzhaft meint: "Hier studiert man im Museum", hat das moderne Studium mit dem ursprünglichen Bauhaus, das Produkte entwarf und herstellen ließ, nichts mehr zu tun. Archivarin Christiane Wolf bringt es auf den Punkt: "Diese Schule ist kein Museum und der Umgang ist weniger ein Umgang mit den Objekten, sondern mit dem geistigen Erbe des Bauhauses. Das heißt, wir wenden uns Dingen zu, die heute aktuell sind."

Wie im Museum: Wandmalerei von Bauhaus-Künstler Herbert BeyerBild: Bauhaus-Universität, Tobias Adam

Autorin: Gaby Reucher
Redaktion: Svenja Üing

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