"Luftschloss" haben es Kritiker genannt, als die Kosten explodierten. Das neue Zentralgebäude der Universität Lüneburg ist ein typischer Libeskind-Bau: mit schiefen Winkeln und vieleckigen Fenstern. Nun ist es eröffnet.
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Stararchitekt Daniel Libeskind und seine Bauwerke
Jüdisches Museum Berlin, Ground Zero und jetzt ein neues Zentralgebäude für die Universität Leuphana in Lüneburg. Libeskinds Bauten stehen überall auf der Welt und haben zwei große Themen: Erinnerung und Hoffnung.
Bild: picture alliance/dpa/P.Schulze
Leuphana-Universität
Wieder einmal ist ein Ufo von Daniel Libeskind in Deutschland gelandet. Die Stahl-Glas-Fassade mit ihren schrägen Gebäudeteilen wird sicherlich zum neuen Pilgerort für Architektur-Fans. Knapp 100 Millionen Euro hat der Bau gekostet. Er ist das neue Wahrzeichen mitten auf dem Campus der Leuphana Universität in Lüneburg.
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Das Jüdische Museum
Dieser Bau machte ihn berühmt: 2001 eröffnete das Jüdische Museum Berlin, heute gehört es zu den Wahrzeichen der Stadt. Ein zinkverkleidetes Gebäude mit zackigem Grundriss. Nur wer weiß, worum es Libeskind ging, erkennt hierin den zerborstenen Davidstern. Und doch ist das Thema klar: die Auseinandersetzung mit dem Bruch, der Lücke, die der Holocaust in die deutsch-jüdische Geschichte gerissen hat.
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Das Militärhistorische Museum Dresden
Auch dieses Gebäude: Unverkennbar ein Libeskind. Und ebenfalls eine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr will keine glanzvolle Repräsentation der nationalen Armee sein, sondern es thematisiert die Gewalt, die von ihr in der Vergangenheit ausging - und konfrontiert auch den Besucher mit dem eigenen Gewaltpotential.
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Der Bruch mit dem Alten
Das Arsenalhauptgebäude stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der umfangreiche Umbau durch Daniel Libeskind wurde 2011 eröffnet - nach sieben Jahren Umbauzeit. Das Gebäude wurde dabei durch einen keilförmigen Einbau gespalten - ein Symbol für den Bruch mit der althergebrachten Geschichtsdarstellung und eine Anspielung auf die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945.
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Imperial War Museum North
Fester Bestandteil der Skyline von Manchester: 2002 baute Libeskind diese Außenstelle des Imperial War Museums London. Der aluminiumverkleidete Bau weist zugleich über den Ersten Weltkrieg hinaus: An diesem Ort schlugen die deutschen Bomben des "Manchester Blitz" im Zweiten Weltkrieg ein. Bewusst wird der Besucher dem Gefühl der Orientierungslosigkeit ausgesetzt. Ein Markenzeichen des Architekten.
Bild: Imago/IPON
Denver Kunstmuseum
Das rasante Wachstum der Stadt wurde für Libeskind zur Inspiration für dieses Gebäude, dass tatsächlich wirkt, als würde es sich weiter ausbreiten. Umgeben von den atemberaubenden Rocky Mountains sollen die Besucher des Kunstmuseums von Denver das Zusammenspiel von Kultur und Natur wahrnehmen. 2006 eröffnet, ist das Museum - wie häufig bei Libeskind-Bauten - eines der Wahrzeichen der Stadt.
Bild: Imago/UIG
Kongresshalle Mons
Nach draußen in die Umgebung blicken sollen auch die Besucher der Kongresshalle im belgischen Mons. Ermöglicht werden sie durch vertikale Öffnungen in der Fassade. Ausnahmsweise verwendete der Architekt hier mal nicht allein Aluminium, sondern Robinienholz. Exklusiven Ausblick auf die Stadt gibt's auch von mehreren begrünten Dachterrassen. Entstanden ist das Gebäude für die Kulturhauptstadt 2015.
Bild: Imago
Ground Zero
Wer, wenn nicht Libeskind wüsste Orte zu schaffen, an denen Traumata ihren architektonischen Ausdruck finden? Auch für das amerikanische Trauma 9/11, für "Ground Zero", den Ort, wo vor dem Terroranschlag vom September 2011 die Zwillingstürme des World Trade Center gestanden hatten, entwarf der Architekt - der selbst in New York lebt - eine Neubebauung. Doch aus dem "Freiheitsturm" ...
Bild: Silverstein Properties
One World Trade Center
... wurde das "One World Trade Center", das nur noch wenig mit Libeskinds Entwurf zu tun hat. Mitverantwortlich waren Streitigkeiten über Design und Nutzung und, wie die New York Times berichtete, über Libeskinds Honorar. Erhalten ist immerhin Libeskinds Konzept für das sechs Hektar große Areal, auf dem die Zwillingstürme standen.
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Villa in Datteln
Ursprünglich hat Libeskind dieses Gebäude als privates Wohnhaus geplant. Seit 2011 dient es dem Unternehmen "Rheinzink" als extravagantes Empfangsgebäude. In nur sechs Monaten wurde die Villa im nordrheinwestfälischen Datteln errichtet. Libeskinds Vision war es, ein Gebäude zu bauen, dass wie ein Kristall aus dem Boden wächst. Passend: Auch Erdwärme wird für das Gebäude nutzbar gemacht.
Bild: Daniel Liebeskind
Keppel Bay Singapur
Libeskind kann durchaus auch puren Luxus gestalten. Das Wohnprojekt "Reflections" in Keppel Bay in Singapur besteht aus sechs Türmen und 11 "Villa-Apartments" mit 1129 einzelnen Apartments. Hier lebt es sich exklusiv bei individuellem Meeres- und Stadtblick für jede Wohnung - und mit gutem Gewissen: Solarpanel, Wasserfilter und vieles mehr sorgen für Nachhaltigkeit.
Bild: Imago
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Schön schräg ist die Architektur von Daniel Libeskind für das Zentralgebäude der Leuphana Universität in Lüneburg. Das neue Wahrzeichen auf dem Campus wurde am Samstag eröffnet. Das Großprojekt erntete in der Vergangenheit viel Kritik, weil die Kosten von 58 Millionen Euro auf rund 100 Millionen Euro gestiegen waren. Zur Einweihung des gezackten Neubaus mit der futuristischen Zink-Glas-Fassade reiste auch der Star-Architekt Daniel Libeskind aus den USA an. Im Mittelpunkt des Gebäudes steht das Audimax, das in Zukunft die Funktion eines sozialen Zentrums übernehmen soll. Die Architektur stellt einen Bruch mit der Umgebung dar: Die Leuphana-Universität befindet sich auf einem ehemaligen Kasernengelände der Nationalsozialisten. Im Innern geben großflächige, schiefe Fensterflächen den Blick in die Umgebung frei.
Spitzname "Leuphi" für Neubau von Libeskind
In Anlehnung an die kürzlich fertig gestellte Elbphilharmonie in Hamburg, deren Spitzname Elphi lautet, wurde die neue Universität "Leuphi" getauft. Zehn Jahre vergingen vom Plan bis zur Einweihung. Verbaut wurden 14.000 Kubikmeter Beton und 2750 Tonnen Stahl. Mit Blick auf letzte Risiken könnten die Baukosten am Ende die 100-Millionen-Marke knapp übersteigen. Das wären 42 Millionen mehr als ursprünglich kalkuliert. Den Löwenanteil tragen Bund und Land, die EU sowie die Stadt und der Landkreis Lüneburg. Die norddeutsche Kleinstadt in der Nähe von Hamburg wird das Audimax künftig auch als Stadthalle nutzen. Ein erstes Mal schon an diesem Samstag - aufgeführt wurde zur Einweihung Beethovens neunte Sinfonie.