Besonders Mädchen sind nach einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks von HIV und der Immunschwächekrankheit AIDS betroffen. Es fehlt an Informationen, Medikamenten - und Selbstbestimmung über den eigenen Körper.
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Alle drei Minuten infiziere sich ein Mädchen mit dem HI-Virus, heißt es in dem UNICEF-Bericht, der in Amsterdam auf der Welt-AIDS-Konferenz vorgelegt wurde. Trotz Erfolgen bei der Bekämpfung sei die weltweite AIDS-Epidemie noch lange nicht vorbei und "unter Kontrolle", warnte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Weltweit gebe es rund drei Millionen HIV-infizierte Kinder und Jugendliche, davon waren 1,2 Millionen Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren. Zwei Drittel der Teenager, die sich infizierten, seien Mädchen.
Durch die systematische Benachteiligung seien Mädchen besonders gefährdet, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. "In den meisten Ländern haben Mädchen und Frauen schlechteren Zugang zu Informationen, Gesundheitsdiensten oder schlicht nicht genug Macht, 'Nein' zu ungeschütztem Sex zu sagen." Hinzu kämen sexuelle Gewalt und Armut, die Mädchen in die Prostitution zwingen könnten. "Dies ist eine Gesundheitskrise, aber auch eine Krise der Selbstbestimmung", betonte Fore.
Hilfe für HIV-positive Mütter in Burkina Faso
03:56
Mehr als 130.000 Kinder und Jugendliche sterben an AIDS
Das Kinderhilfswerk dokumentiert die verheerenden Folgen der AIDS-Epidemie für Jugendliche. So starben 2017 weltweit 130.000 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren an den Folgen der Immunschwächekrankheit. Rund 430.000 infizierten sich mit dem HI-Virus. Die Zahl der Neuinfektionen hat sich damit seit dem Jahr 2000 fast halbiert. Prävention und Hilfe müssten sich nun gezielt an die junge Generation richten, betonte UNICEF. Denn vor allem in Entwicklungsländern steigt der Anteil von Kindern und Jugendlichen. Schon jetzt lebten neun von zehn HIV-positiven Kindern in Afrika. In afrikanischen Ländern bleibe AIDS eine Hauptursache für Todesfälle bei Jugendlichen, so UNICEF weiter.
"Wenn die nachwachsende Generation durch Präventions- und Hilfsangebote nicht erreicht wird, werden Fortschritte im Kampf gegen AIDS aus den vergangenen Jahrzehnten wieder zunichte gemacht", warnte UNICEF. Ohne zusätzliche Investitionen könnten sich bis 2030 weltweit 3,7 Millionen Kinder und Jugendliche mit HIV infizieren und 1,2 Millionen an den Folgen sterben.
Welt-AIDS-Tag: Noch immer keine Entwarnung
An diesem Freitag ist Welt-AIDS-Tag. In der ganzen Welt erinnern Menschen daran, dass die Krankheit noch immer nicht besiegt ist. Täglich stecken sich rund 5.000 Menschen neu an - in manchen Ländern mehr als zuvor.
Bild: Reuters
Lichtermeer in Schleifenform
Im indischen Agartala zündet eine Frau zum Welt-AIDS-Tag Kerzen an: Die rote Schleife steht weltweit für Solidarität und Toleranz gegenüber Menschen, die von HI-Virus betroffen sind, der die Immunschwächekrankheit AIDS auslösen kann. In Indien leben laut der Deutschen AIDS-Hilfe etwa 2,1 Millionen Infizierte - doch die allermeisten wissen gar nichts davon.
Bild: Getty Images/AFP/A. Day
Strandkunst mit Botschaft
Am Golf von Bengalen hat der Künstler Sudarshan Pattnaik seinen Appell zum Welt-AIDS-Tag aus Sand geformt. In Indien erhalten Menschen mit HIV zwar kostenfrei Medikamente - doch weniger als die Hälfte ist tatsächlich in Therapie. Heilmittel werden häufig erst dann verabreicht, wenn der Patient zusätzlich an Hepatitis oder Tuberkolose erkrankt ist.
Bild: Imago/Zumapress
Kein Kinderspiel
In einer Grundschule in Hohhot in der Inneren Mongolei beschäftigen sich schon die Jüngsten mit dem Welt-AIDS-Tag - eine Seltenheit. Denn normalerweise wird in China über HIV kaum gesprochen. Die Zahl der HIV-Infizierten ist laut WHO mit rund 580.000 Betroffenen zwar noch relativ gering, doch wer nichts über HIV weiß, kann auch sich nicht davor schützen. Experten befürchten daher einen Anstieg.
Bild: Reuters
Aufklärung im Gleichtakt
Auch an der medizinischen Universität in Yangzhou sprechen Studenten das Thema an. Chinas AIDS-Problem ist in einzelnen Provinzen besonders groß, wie zum Beispiel in Yunnan. Rund 25 Prozent der Neuerkrankungen werden aus der Provinz im Südwesten gemeldet, obwohl nur vier Prozent aller Chinesen dort leben. Die Region an der Grenze zu Vietnam, Laos und Myanmar gilt als Hochburg des Drogenhandels.
Bild: Reuters
Mit Bildung gegen HIV
Auch im nepalesischen Kathmandu werden Kerzen angezündet. Laut dem Nationalen Zentrum für AIDS und Geschlechtskrankheiten sind knapp 40.000 in Nepal betroffen. Vor allem Prostituierte, Drogenabhängige und Homosexuelle gehören zur Risikogruppe. Viele Menschen können nicht lesen und schreiben, leben in großer Armut. Auch das erschwert den Kampf gegen HIV und AIDS.
Bild: Imago/Zumapress/N. Maharjan
Die verdrängte Gefahr
Das Denkmal der Revolution in Mexiko-Stadt ist am Vorabend zum 1. Dezember bunt erleuchtet. Mexiko gehört zu den Ländern, in denen die Zahl der Neuinfektionen angestiegen ist. Allein in Mexiko-Stadt leben laut der Hilfsorganisation Malteser International etwa 40.000 Frauen mit dem Virus, häufig haben sie sich in jungem Alter angesteckt und wissen gar nichts davon.
Bild: Getty Images/AFP/Y. Cortez
Hoffen auf die Forschung
Auch in Deutschland werden öffentliche Gebäude mit der roten Schleife verziert, wie hier das Hamburger Rathaus. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) steckten sich 2016 etwa 3100 Menschen neu mit dem HI-Virus an. Die Zahl der Neuansteckungen blieb damit relativ konstant. Experten hoffen nun auf ein neues Medikament, das vorbeugend wirken soll - für Menschen, die einem besonderen Risiko ausgesetzt sind.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Scholz
Keuschheit statt Medizin
Im ostafrikanischen Uganda ist jeden Tag Welt-AIDS-Tag. Mit einem "Ich enthalte mich" wirbt eine junge Frau auf einem Plakat in Kampala, Uganda, für eine kostenfreie Art der Prävention. In den 90er Jahren war das Land Vorbild beim Schutz vor HIV. Doch seit einiger Zeit steigt die Rate wieder rasant an. In Kampala ist etwa einer von zehn Bewohnern infiziert, fast die Hälfte davon Jugendliche.
Bild: picture-alliance/Godong/P. Lissac
Endlich Gewissheit
Auch in Russland tut Aufklärung jeden Tag Not: In diesem Auto in Nowosibirsk können Menschen, die eine HIV-Ansteckung fürchten, sich anonym testen lassen. Rund eine Million Menschen in Russland leben mit HIV. Viele können sich die teure Behandlung nicht leisten. Besonders in Teilen Südrusslands, des Urals und Sibiriens ist die
Lage dramatisch.
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Nur die Hälfte hat Zugang zu Medikamenten
Das Hilfswerk dringt auf mehr Aufklärung sowie auf Zugang zu Medikamenten und Hilfsangeboten. Lediglich 52 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen hätten im vergangenen Jahr Zugang zu entsprechenden Medikamenten gehabt - gegenüber 59 Prozent der Erwachsenen. Auch gelte es, die Mutter-Kind-Übertragung weiter zu verringern. Mit speziellen Programmen sei es zuletzt etwa in Botswana und Südafrika gelungen, diese Rate auf fünf Prozent zu senken.