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Alles neu

10. April 2008

Dressurreiterin, Afghanistanbeauftragter und Grünen-Politikerin - sie gehören dem neu gewählten UNICEF-Vorstand an. Mit dem komplett ausgewechselten Führungsgremium reagiert das Kinderhilfswerk auf den Spendenskandal.

Logo UNICEF (AP Photo/Hermann J. Knippertz)
Will nach dem Spendenskandal Vertrauen wieder gewinnen: UNICEFBild: AP

Das deutsche UNICEF-Komitee hat am Donnerstag (10.4.2008) einen neuen Vorstand gewählt. Dem achtköpfigen Gremium gehören unter anderem die Dressurreiterin Ann Kathrin Linsenhoff, die Grünen-Politikerin Anne Lütkes, der frühere UN-Afghanistan-Beauftragte Tom Koenigs von den Grünen sowie die Unternehmer Jürgen Heraeus und Peter Krämer an. Hinzu kommen die Politikerin Ekin Deligöz, die Fernsehjournalistin Maria von Welser und der Diplomat Dieter Kastrup.

"Da flogen die Fetzen"

Die Grünen-Politikerin Kerstin Müller sagte, das sei ein richtiger Neuanfang. Alles seien neue Leute. Die fünfstündige Diskussion auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Berlin sei sehr offen gewesen. "Da flogen die Fetzen." Zur Wahl standen 16 Kandidaten. Für die Wahl notwendig war die Mehrheit der Stimmen der 46 anwesenden Komitee-Mitglieder. Der Vorstand muss nun aus seiner Mitte einen oder eine Vorsitzende wählen.

Im neuen UNICEF-Vorstand: Grünen-Politikerin Ekin DeligoezBild: AP

Die Wahl war erforderlich geworden, nachdem der gesamte Vorstand nach dem Spendenskandal zurückgetreten war. Dem Kinderhilfswerk UNICEF wurde die Verschleuderung von Spenden vorgeworfen, besonders wegen der Zahlung überhöhter Honorare und anteiliger Provisionen an externe Spendenwerber. Verträge über hohe Summen wurden ohne schriftliche Unterlagen geschlossen. Die ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende Heide Simonis trat Anfang Februar 2008 im Streit mit dem langjährigen Geschäftsführer Dietrich Garlichs zurück. Bald darauf stellte auch Garlichs sein Amt zur Verfügung.

Anne Luetkes ist in den UNICEF-Vorstand gewählt wordenBild: AP

Ebenfalls im Februar 2008 entzog das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen UNICEF das Spendensiegel. Die Kölner Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen Garlichs ein. In einem Sondergutachten fand die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG keine Hinweise auf Untreue, monierte aber Verstöße gegen Verfahrensregeln. Der Skandal führte zu einem Spendeneinbruch. 2006 hatte UNICEF noch rund 97 Millionen Euro durch Spenden und den Verkauf von Grußkarten eingenommen. Mit dem neuen Vorstand hoffte das deutsche UNICEF-Komitee auf einen Neuanfang. (lk)

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