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KonflikteSudan

UNICEF: Zehntausende Kinder im Sudan vom Hungertod bedroht

9. Februar 2024

Die humanitäre Lage im Sudan verschärft sich immer weiter. Jetzt hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Alarm geschlagen. Die Zeit zur Rettung von Menschenleben wird knapp.

Sudan Unicef
Eine geflüchtete Frau mit kleinem Kind im sudanesischen Flüchtlingslager Gorom (Archivbild)Bild: Michael Kappeler/picture alliance/dpa

Der Krieg im Sudan ist einer der größten aktuellen Konflikte weltweit, doch er bekommt nur geringe mediale Aufmerksamkeit. Deshalb hat sich UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, jetzt mit einem Hilferuf an die Weltöffentlichkeit gewandt.

In keinem anderen Land der Welt haben nach UNICEF-Angaben so viele Kinder ihre Heimat verloren wie im Sudan: Seit Beginn des Kriegs im Frühjahr 2023 seien rund drei Millionen Mädchen und Jungen vertrieben worden, teilte das UN-Kinderhilfswerk am Freitag mit. Bereits zuvor waren demnach zwei Millionen Kinder innerhalb des Sudans auf der Flucht. Die Gefahr von Krankheiten sei in den überfüllten und unhygienischen Flüchtlingslagern groß.

Die Zeit wird knapp

In dem rohstoffreichen Land im Nordosten Afrikas mit rund 45 Millionen Einwohnern benötigt laut UNICEF jedes zweite Kind humanitäre Hilfe - insgesamt sind das 14 Millionen Kinder. Von akuter Mangelernährung ist den Angaben zufolge ein Viertel von ihnen betroffen, 700.000 Minderjährige benötigen sogar eine lebensrettende Behandlung. "Es bleibt nur ein extrem kurzes Zeitfenster, um einen massiven Verlust an Menschenleben zu verhindern", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Ohne sofortige Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft drohe dem Land "eine generationenübergreifende Katastrophe".

UNICEF hilft im Sudan - aber wegen mangelnder Unterstützung nicht allenBild: Nariman El-Mofty/AP Photo/picture alliance

Pressesprecher James Elder ergänzte, dass UNICEF nur 300.000 Kinder versorgen könne, wenn die Organisation keinen besseren Zugang und zusätzliche Unterstützung bekomme. Andernfalls müsse man mit dem Tod von Zehntausenden Kindern rechnen. Akute Mangelernährung erhöhe das Risiko, an Krankheiten wie Malaria und Cholera zu sterben, um das Zehnfache, betonte Elder. Für die Hilfe seien in diesem Jahr 840 Millionen US-Dollar notwendig.

Zerstörerischer Machtkampf

Seit April vorigen Jahres kämpfen die Rapid Support Forces (RSF) des früheren Vize-Machthabers Mohammed Hamdan Daglo, eine aus Milizen hervorgegangene Quasi-Armee mit Zehntausenden Kämpfern, gegen die Streitkräfte unter der Führung von De-facto-Staatschef Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Generäle hatten sich 2019 und 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, später aber zerstritten. Sämtliche Versuche einer Beilegung des Konflikts scheiterten bisher.

Die Infrastruktur des Landes wurde seitdem weitgehend zerstört, mehr als die Hälfte der Bevölkerung benötigt humanitäre Hilfe. Zudem wurden nach Auskunft von UNICEF Millionen Menschen zur Flucht in angrenzende Staaten wie Äthiopien, Tschad, Niger, Südsudan oder die Zentralafrikanische Republik gezwungen. Außerdem habe es in nur einem Jahr einen "500-prozentigen Anstieg" bei Morden, sexueller Gewalt und der Rekrutierung von Kindern zum Kampf gegeben. "Das entspricht einer erschreckenden Zahl von Kindern, die getötet, vergewaltigt oder rekrutiert wurden. Und diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs", sagte UNICEF-Sprecher Elder und bekräftigte die dringende Notwendigkeit eines Waffenstillstands und von mehr Hilfe.

mak/kle (afp, rtr, kna)