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Unicredit erhöht Anteil an Commerzbank auf 28 Prozent

18. Dezember 2024

Das italienische Großinstitut strebt weiter offen eine Übernahme von Deutschlands zweitgrößter Privatbank an. Die Bundesregierung wird wohl keinen Widerstand leisten. Kritik kommt nur (noch) von der Gewerkschaft Verdi.

Die Konzernzentrale von Unicredit in Mailand
Die Konzernzentrale von Unicredit in Mailand Bild: Mairo Cinquetti/NurPhoto/picture alliance

Die Unicredit lässt im Ringen um eine Übernahme der Commerzbank nicht locker: Die italienische Großbank hat sich inzwischen Zugriff auf insgesamt rund 28 Prozent der Anteile des Frankfurter Dax-Konzerns gesichert, wie sie in Mailand mitteilte. Zugleich betonte sie ihre Übernahmeambitionen: "Dieser Schritt unterstreicht die Ansicht von Unicredit, dass in der Commerzbank ein erheblicher Wert steckt, der noch herauszukristallisieren ist." Damit wird ein Übernahmeangebot für Deutschlands zweitgrößte Privatbank wahrscheinlicher. An der Börse schossen die Commerzbank-Aktien um rund 3,5 Prozent an die Spitze des DAX.

Der Commerzbank-Wolkenkratzer in Frankfurt am MainBild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture alliance

Direkt hält die Unicredit 9,5 Prozent an der Commerzbank, weitere rund 18,5 Prozent entfallen den Angaben zufolge auf Finanzinstrumente. Die Unicredit hatte bereits angekündigt, die Genehmigung für eine Commerzbank-Beteiligung von bis zu 29,9 Prozent einzuholen: "Das Genehmigungsverfahren ist nun eingeleitet und die Abstimmung mit den Behörden ist im Gang."

Commerzbank: "Unicredit nur ein strategischer Investor"

Ein Commerzbank-Sprecher wollte die Nachricht aus Mailand inhaltlich nicht kommentieren: "Wir nehmen das zur Kenntnis und konzentrieren uns auf die Weiterentwicklung unserer Strategie, die wir am 13. Februar veröffentlichen werden." Bank-Chefin Bettina Orlopp hatte angesichts der Begehrlichkeiten der Unicredit immer wieder die Eigenständigkeit ihres Hauses betont: Die Unicredit sei "im Moment ein strategischer Investor - nicht mehr und nicht weniger", sagte sie etwa im November.

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp will sich "guten Ideen" zur Weiterentwicklung des deutschen und europäischen Marktes nicht verschließenBild: Malte Ossowski/SvenSimon/picture alliance

Zugleich betonte Orlopp, die den DAX-Konzern seit dem 1. Oktober führt, die Commerzbank sei nicht per se gegen Konsolidierung: "Wenn jemand eine gute Idee hat, wie er den deutschen und den europäischen Markt vorantreiben kann, werden wir uns dem sicher nicht entgegenstellen und uns das anhören."

Unicredit: "Commerzbank derzeit nur ein Investment"

Die Unicredit ihrerseits betont, ihr Commerzbank-Engagement sei "derzeit nach wie vor ausschließlich ein Investment". Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte jedoch wiederholt durchblicken lassen, dass man aus seiner Sicht mehr aus der Commerzbank herausholen könnte - erst recht im Zusammenspiel mit der Unicredit-Tochter Hypovereinsbank (HVB), mit der es auf dem deutschen Markt kaum Überschneidungen gebe.

Die Unicredit hatte Anfang September den Teilausstieg des Bundes genutzt und war im großen Stil bei der Commerzbank eingestiegen. Das italienische Geldinstitut hatte sich zunächst über Finanzinstrumente die Option gesichert, seinen Anteil von neun auf 21 Prozent aufzustocken. Dies musste aber noch von der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) genehmigt werden. Ab 30 Prozent wäre die Unicredit verpflichtet, den Commerzbank-Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot vorzulegen.

Unicredit-Boss Andrea Orcel sieht großes Potenzial bei einem Zusammenschluss der beiden BankhäuserBild: Roberto Monaldo/LaPresse via ZUMA Press/dpa/picture alliance

Finanziell könnte sich die Unicredit wohl einen Kauf der Commerzbank leisten: Die Italiener sind mit einem Börsenwert von fast 63 Milliarden Euro mehr als dreimal so groß wie der DAX-Konzern, der es auf rund 18,7 Milliarden Euro bringt. Marktbeobachter fragen sich allerdings, ob die Unicredit sich nicht übernehmen könnte. Denn die Großbank greift zugleich nach ihrer inländischen Rivalin Banco BPM. Die Unicredit selbst betont, die Commerzbank-Position habe "keine Auswirkungen auf das öffentliche Tauschangebot mit Banco BPM".

Bundesregierung: "Sache der Kapitalmarktakteure"

Der Bund hatte die Commerzbank in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden vor dem Kollaps bewahrt und ist seither Großaktionär. Derzeit hält der Bund noch rund zwölf Prozent der Anteile. Mittlerweile hat er entschieden, bis auf weiteres keine Commerzbank-Aktien mehr zu verkaufen. 

Im September hatte Bundeskanzler Olaf Scholz noch von einer "unfreundlichen Attacke" von Unicredit gesprochen. Mittlerweile hat die deutsche Regierung aber klargemacht, dass sie nicht beabsichtigt, eine mögliche Übernahme der Commerzbank abzuwehren. Das sei "Sache der Kapitalmarktakteure", hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit betont.

Verdi: "Ausschließlich von Machtinteressen getrieben"

Unicredit-Chef Orcel wiederholt immer wieder, dass er großes Potenzial bei einem Zusammenschluss beider Institute sehe. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet jedoch im Fall einer Übernahme einen Kahlschlag bei der Commerzbank mit ihren etwa 42.000 Beschäftigten. Verdi verweist auf die Übernahme der Hypovereinsbank durch die Unicredit im Jahr 2005: Deren Folge war ein radikaler Schrumpfkurs bei der Münchner Bank. Der neuerliche Schritt der Unicredit bestätige "den aktionistischen und unfreundlichen Kurs" von Orcel, betonte nun Verdi-Vertreter Frederik Werning. "Auf uns wirkt das Ganze kopflos und ausschließlich von Machtinteressen getrieben."

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Verdi fordert daher, dass die Bundesregierung alle Möglichkeiten ausschöpft und die Commerzbank zum Teil der kritischen Infrastruktur in Deutschland erklärt. Damit stünde das Institut auf einer Stufe mit Energieversorgern, der öffentlichen Verwaltung oder Krankenhäusern. Zudem argumentiert Verdi, die Commerzbank habe eine entscheidende Rolle für die Finanzierung des deutschen Mittelstands.

Experten meinen aber, dass es auch unter dem Dach der Unicredit keine Probleme bei der Kreditversorgung geben würde.

sti/se (afp, dpa, rtr)