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Politik

Unruhen im Sudan weiten sich aus

24. Dezember 2018

Die Menschen im Sudan wehren sich gegen die neuerliche massive Erhöhung der Brotpreise. Die Polizei versucht, die Proteste, die inzwischen die Hauptstadt Khartum erreicht haben, mit Gewalt zu unterdrücken.

Sudan Khartum Bäckerei Brot
Beim Brotpreis reagiert die Bevölkerung empfindlich - Bäckerei in KhartumBild: Getty Images/AFP/A. Shazly

Die wütenden Proteste gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung im Sudan, ausgelöst durch den neuerlichen Anstieg der Brotpreise, hatten am Mittwoch im Osten des Landes begonnen. Zuvor hatte die Regierung den Preis für einen Laib Brot von einem auf drei sudanesische Pfund (0,05 Euro) erhöht.

Gewalt gegen Demonstranten in verschiedenen Landesteilen

Am Sonntag weiteten sich die Unruhen aus. In mehreren Städten protestierten jeweils hunderte Menschen wieder gegen die Erhöhung des Brotpreises. Laut der Nachrichtengagentur AFP versammelten sich in der Stadt Um Rawaba, rund 200 Kilometer südwestlich von Khartum, etwa 600 Menschen auf einem Markt und skandierten: "Das Volk will den Sturz des Regimes". Die Demonstranten setzten demnach Autoreifen und Äste in Brand und versuchten, ein Regierungsgebäude zu stürmen. Sicherheitskräfte hätten die aufgebrachte Menge zurückgedrängt, sagten die Augenzeugen der Agentur.

In Atbara, 300 Kilometer nordöstlich von Khartum, sei die Polizei mit Tränengas gegen hunderte Demonstranten vorgegangen, berichteten Augenzeugen von dort. In Omdurman, der Nachbarstadt von Khartum, strömten laut Augenzeugen nach einem Fußballspiel hunderte Menschen aus dem Stadion und forderten lautstark "Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit". Auch hier habe die Polizei Tränengas eingesetzt, als die Demonstranten sich zu einem Protestzug in die Hauptstadt zu formieren versuchten.

Mediziner treten in Streik

Aus Solidarität mit den Protesten hat eine wichtige Ärztevereinigung im Sudan einen unbefristeten Streik erklärt. Die Mediziner würden an diesem Montag mit der Arbeitsniederlegung beginnen und nur für Notfälle Ausnahmen machen, erklärte die Vereinigung CCSD. Es sei die moralische Pflicht aller Bürger, die Gewalt abzulehnen, die von den Sicherheitskräften bei der Unterdrückung der Proteste an den Tag gelegt worden sei, hieß es. Es sei mit scharfer Munition auf unbewaffnete Demonstranten geschossen worden.

Bei der Niederschlagung der Proteste wurden nach Oppositionsangaben seit Mittwoch mehrere Menschen getötet und viele weitere verletzt. Die Regierung verhängte wegen der andauernden Demonstrationen in zwei östlichen Provinzen den Notstand.

Sudan wirtschaftlich am Boden

Die Wirtschaft des ölreichen nordostafrikanischen Staates befindet sich in einer schweren Krise In den vergangenen Monaten sind die Preise für viele Lebensmittel bereits stark gestiegen - manche auf das Doppelte. Die Inflationsrate beträgt knapp 70 Prozent. Bereits im Januar gab es Proteste gegen steigende Nahrungsmittelpreise. Sie waren aber schnell durch die Festnahme von Oppositionsführern und Aktivisten beendet worden.

Die Regierung hatte zu Jahresbeginn 2018 beschlossen, die Getreideimporte der Privatwirtschaft zu überlassen. Seitdem ist der Brotpreis immer weiter gestiegen. Brot ist das Hauptnahrungsmittel im Sudan. Viele Bäckereien mussten aufgrund der deutlich höheren Getreidepreise bereits schließen.

qu/se (afp, rtr, dpa, ape)

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