42 Länder, 42 Songs. Wer sind die Tops - wer sind die Flops? Unsere ESC-Reporter Silke Wünsch und Rick Fulker stellen ihre ganz persönlichen Favoriten vor.
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Unsere ESC-Favoriten: Eine Vorauswahl
Um erfolgreich zu sein, muss ein Eurovision-Song der Masse gefallen und trotzdem aus ihr herausragen. Jenseits allen Kalküls verraten unsere zwei ESC-Reporter Silke Wünsch und Rick Fulker ihre persönlichen Favoriten.
Bild: ESC/Andres Putting
Silke | Tschechien: Martina Bárta - "My Turn"
Respekt! Eine Jazzsängerin mit einem wundervoll kehligen Timbre - und ihr Song ist eine einfache Soulpop-Ballade mit einer tollen Hookline im Refrain. Er klingt zwar an vielen Stellen so, als habe ich ihn schon mal irgendwo gehört. Vielleicht ist er aber auch deswegen einer meiner Favoriten: In dem Song fühle ich mich einfach zu Hause.
Bild: ESC/Andres Putting
Rick | Portugal: Salvador Sobral - "Amar Pelos Dois" ("Liebe für zwei")
Die helle Stimme wird von sanften Geigenklängen begleitet. Zwischendurch fällt Salvador Sobral durch erratische Bewegungen und verstörende Mimik auf. Es heißt, er kann nicht ohne medizinische Betreuung reisen. Bei dieser geschwungenen und schmachtenden Liebesballade wirkt er überzeugend verwundbar. Er singt das von seiner Schwester Luisa komponierte Lied in seiner Landessprache.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Nukari
Silke | Finnland: Norma John - "Blackbird"
Eine hinreißende, leise und poetische Ballade. Eine zarte Frauenstimme auf einem grandios zusammengestellten Synthi-Teppich, düster und melodiös. Vielleicht geht "Blackbird" zwischen den anderen überproduzierten Popliedern unter. Damit geht das Duo aber gelassen um. Schließlich war der ESC anfangs gar nicht geplant. Aber jetzt darf man sich auf eine schöne unaufgeregte Performance freuen.
Bild: ESC/Thomas Hanses
Rick | Belgien: Blanche - "City Lights"
Eingängiger Song, melancholische Harmoniefolgen, dunkle Stimme: Dieser Song um eine Liebe, die zwischen Sein und Nichtsein schwebt, geht unter die Haut. Blanche liefert eine konsistente und konsequente Performance ab, auch wenn die Stimme immer gleich klingt - aber Anderes wäre hier nicht gefragt. Die Botschaft ist konzentriert und unmissverständlich.
Bild: ESC/Thomas Hanses
Silke | Ukraine: O.Torvald - "Time"
Es ist eine Band! Es sind mehrere Typen! Und: Sie haben laute Gitarren dabei. O.Torvald ist der einzige ESC-Act, in dem es rockt! Wenn auch nur im Refrain. Dennoch haben sie von mir allein deswegen Sympathiepunkte bekommen. Den Rest erledigt die friedvolle Botschaft: "Lasst uns einen Ort finden, an dem es keine Gewalt gibt." Ich wünsche den Gastgebern mit "Time" einen Top 10-Platz.
Bild: Olga Tretyakova
Rick | Norwegen: Jowst - "Grab The Moment"
Bei so vielen Solo-Acts und Balladen in diesem Jahrgang erfrischt diese Kombination vom Sänger Aleksander Walmann und Joakim With Steen alias Jowst. Das Rezept: schnell gesungener Text, mitreißende Melodie - und eine ausgetüftelte Elektronikbegleitung, die durch sämtliche Klangfarbenpaletten hindurch geht. Gegen Ende gibt es sogar eine schräge Strecke mit Polytonalität. Es lebe die Kreativität!
Bild: ESC/Andres Putting
Silke | Portugal: Salvador Sobral - "Amar Pelos Dois" ("Liebe für zwei")
Als ich diesen Song zum ersten Mal gehört habe, musste ich weinen vor Rührung. Ich muss es immer noch. Das ist eines der schönsten Lieder, die ich jemals beim ESC gehört habe. Ein seidenweiche Jazz-Ballade mit genügend Streichern, um die komplette Halle zum Schmelzen zu bringen. Ein Typ mit Zopf, Gefühl und Stimme und einer eigenwilligen Performance. Meine Nummer 1!
Bild: Cátia Castel-Branco
Rick | Frankreich: Alma - "Requiem"
Die Frau ist bildhübsch, der Duktus ihres Liedes trotz des traurigen Themas ansteckend fröhlich. Hauptmelodie und Refrain bleiben im Kopf hängen. Die Auflage des französischen Vorentscheids, mindestens 80 Prozent des Songtextes sollen in der Muttersprache sein, ist ziemlich genau eingehalten worden. Zumindest gibt es beim diesjährigen ESC ein bisschen mehr sprachliche Vielfalt.
Bild: picture-alliance/dpa/MAXPPP/Wostok Press/F. Castel
Silke | Belgien: Blanche - "City Lights"
Wow. Die erst 17-jährige Blanche singt sich mit einer fast gleichgültig wirkenden tiefen Stimme durch einen düsteren Elektropopsong. "City Lights" ist cool, reduziert und dennoch treibend, absolut faszinierend. Auf der Bühne in Kiew braucht Blanche keinen Schnickschnack. Sie braucht nur Raum. Belgien hat in den letzten Jahren immer gutes Zeug geliefert. Es wird Zeit für viele 12-Punkte!
Bild: picture alliance/dpa/L. Dieffe
Rick | Deutschland: Levina - "Perfect Life"
Song und Sängerin wurden beide in einem ausgetüftelten Verfahren vom deutschen Fernsehpublikum mit europäischer Beteiligung ausgesucht. Kann also nach den deutschen ESC-Desastern der vergangenen zwei Jahre diesmal nichts schiefgehen, oder? Abgesehen von der Mehrheitsfähigkeit des Liedes hat die Sängerin Potential. Levinas Stimme ist sehr differenziert - und sie strotzt vor Professionalität.
Bild: picture-alliance/dpa/Lehtikuva/J. Nukari
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Der 62. Eurovision Song Contest zeigt die komplette Bandbreite der europäischen Popmusik. Und die wird immer kleiner. Es reiht sich Ballade an Ballade, Elektropopsong an Elektropopsong. Die Stimmen werden immer ähnlicher, immer noch wird auf große Gesten, wehende Kleider und Dramatik gesetzt. In diesem Jahr sind extrem viele Frauen dabei. Aber es gibt Ausreißer. Und manche von ihnen werden schon jetzt als Favoriten gehandelt. Wie der Italiener Francesco Gabbani, die Belgierin Blanche oder der Portugiese Salvador Sobral.
Unsere beiden ESC-Reporter Silke Wünsch und Rick Fulker haben sich durch die 42 ESC-Songs durchgehört und ihre persönlichen Favoriten ermittelt. Gibt es Übereinstimmungen untereinander? Haben sie die gleichen Favoriten wie das internationale ESC-Publikum? Und wo liegen sie völlig daneben? Antworten liefert unsere Bildergalerie.
Levina steigt in der Gunst des Publikums
Levina – Exklusiver Auftritt bei PopXport
02:33
Übrigens soll "unsere" Levina in dem riesigen Teilnehmerfeld weitaus bessere Chancen haben als ihre Kolleginnen in den Vorjahren. Nachdem zunächst vorsichtig gehofft wurde, dass nicht auch sie auf dem letzten Platz landet, kann man inzwischen optimistischer sein. Die sympathische Sängerin aus Deutschland gefällt vielen ESC-Fans aus anderen europäischen Ländern. Im Vorfeld des Song Contests ist Levina in neun Teilnehmerländern des ESC gewesen und hat sich dort vorgestellt.
Die Wettquoten sehen Levina inzwischen auf dem 17. Platz. Das wird die 26-jährige Sängerin und PopXport-Moderatorin sicher anspornen. Bei ihrem ersten Einsatz im PopXport-Studio hat Levina ihren ESC-Song "Perfect Life" zusammen mit ihrem Gitarristen Mo vorgetragen. Eigentlich hätte sie ruhig bei dieser Akustik-Version bleiben können - denn hier kann Levina ihr ganzes Potenzial entfalten.