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#UnterStrom - Elektrisch durch Deutschland

Joachim Eggers1. August 2016

Milliarden wurden schon in die Entwicklung von E-Autos investiert. Für unsere Reporter Anlass, die fünf aktuellen deutschen E-Modelle zu testen und ihre Reise per Video festzuhalten. Der DW-Schwerpunkt Elektromobilität.

Deutschland Christian Roman und Joachim Eggers in Berlin
Unsere Autoren Christian Roman und Joachim EggersBild: DW/J. Eggers

#UnterStrom – Folge 1

06:37

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Wer in Deutschland das Fahren von E-Autos ausprobiert, lernt viele hilfsbereite Menschen kennen. Noch schafft man eine Tour durch Deutschland nicht allein. Noch ist man auf Hilfe angewiesen, muss Fragen stellen, denn Vieles ist sehr kompliziert. Das war uns anfangs nicht klar. Man braucht Tipps schon allein fürs Aufladen der Batterie.

Es ist nicht gerade lustig, wenn man in irgendeinem Gewerbegebiet auf dem Hinterhof eines Autohauses vor einer Ladesäule steht und keine Ahnung hat, wie man sie zum Laufen bringt. Oder etwa auf dem Parkplatz eines Golfplatzes. Insgesamt 25 Mal haben wir auf unserem Roadtrip durch Deutschland Strom getankt. Stunden über Stunden! Anfangs unbeholfen, am Ende halbwegs routiniert.

Batterie aufladen - aber wo?

Ladestation ist nicht gleich Ladestation. Manchmal ging's schnell (40 Minuten), manchmal dauerte es, je nach mitgeliefertem Ladekabel, einen halben Tag. Und noch ein wichtiges Detail: Laden an einer ganz normalen Tankstelle? Fehlanzeige! Nur ganz selten fanden wir Ladesäulen an einer Raststätte. Fast immer mussten wir die Autobahn verlassen und unwirtliche Orte ansteuern, an denen man nicht unbedingt stundenlang stehen möchte, schon gar nicht nachts.

Mit fünf E-Autos made in Germany legten wir in gut zwei Wochen fast 2500 Kilometer zurück. Wie fühlt sich das an auf den berühmten deutschen Autobahnen, auf denen, sofern es nicht gerade einen Stau gibt, ganz Europa gern aufs Gaspedal tritt? Schließlich gibt es hier auf vielen Strecken keine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Gut, es darf einem jedenfalls nichts ausmachen, wenn man von allen überholt wird. Wir fuhren immer gemütlich, immer auf der rechten Spur und meist im Windschatten großer LKW mit Tempo 80 und im Eco-Plus-Modus, um Strom zu sparen. Aber immerhin: kein röhrender Motor. Schön leise. Auch weil man sich, wiederum um Strom zu sparen, nicht traut, das Radio anzumachen. Aber ansonsten fährt es sich gut, so ein Elektro-Auto. Und man ist immer in Kontakt mit echten Fans.

Wir waren dankbar für die tröstenden Worte unserer Follower auf Twitter. "E-Fahrer helfen einander", schrieb Peter Bering von Electrify-BW, ein Stuttgarter E-Mobilisten-Verein, bei dem auch Daniel Betsch Mitglied ist. Ihn rief ich an, als wir gleich nach der Abfahrt aus Berlin bei unserer ersten Ladesäule neben einem Golfplatz nicht weiter wussten.

Im Labyrinth der Kundenkarten

Die Säule gehörte einem großen deutschen Stromkonzern und darauf stand die Nummer einer Hotline, da meldete sich aber niemand. Also Betsch. Der schaute online auf einen E-Auto-Routenplaner ("going electric") und empfahl uns eine Ladesäule rund 50 Kilometer südlich. Das hätten wir vielleicht gerade so noch geschafft.

Aber in diesem Moment trat ein anderer hilfsbereiter Mensch auf, der Haustechniker, und bot uns an, das Auto auf Kosten des Golfplatzes aufzuladen. Das mache er sonst immer für die Tesla-Fahrer unter seinen Golfern, "die hängen sich hier dran, spielen eine Runde und fahren dann vollaufgeladen wieder nach Haus. Und wo kommt ihr her? Deutsche Welle? Mit diesem Auto?"

Okay, wir rauschten nicht in einem Tesla heran, einem dieser amerikanischen Luxusschlitten, für die in Deutschland der Einstiegspreis bei rund 70.000 Euro liegt. Wir rollten in einem Kleinwagen, einem VW E-up! für rund 29.000 Euro auf den Parkplatz.

Das Problem war nur: wir hätten für den Stromanbieter eine eigene Kundenkarte benötigt. Später sollten wir erfahren: um überall in Deutschland flexibel Strom tanken zu können, braucht man ein Riesen-Portemonaie mit Platz für 250 Kundenkarten. Was für ein Irrsinn!

Technologie von heute?

Es war schon schwierig genug, die Konzerne zum Bereitstellen der Autos zu bewegen mit der Bitte, sie dann auch wiederabzuholen, wenn wir das Modell wechselten. Ohnehin spürten wir eine gewisse Diskrepanz zwischen den hehren Ankündigungen der deutschen Autokonzerne, Milliarden in den Aufbau ihrer E-Auto-Flotten zu stecken und ihrer zögerlichen Bereitschaft, bei unserem Test mitzumachen.

Daimler übergab uns sein einziges elektrisches Mercedes-Modell, das erst seit 2014 auf dem Markt ist, mit den Worten: "Das ist Technologie von gestern". (Thomas Weber, Daimler-Vorstand für Entwicklung). Da kann man nur hoffen, dass bald was Neues kommt.

Wir fuhren jedenfalls mit den aktuellsten E-Autos der deutschen Hersteller:

1. Mit dem VW-E-up! von Berlin über Leipzig nach München

2. Mit dem BMWi3 von München über das Allgäu nach Stuttgart

3. Mit dem E-Smart vom Carsharing-Anbieter Car2go durch Stuttgart

4. Mit der Mercedes B-Klasse eDrive von Stuttgart über das Sauerland nach Wolfsburg

5. Mit dem VW E-Golf von Wolfsburg zurück nach Berlin

Mit keinem der Autos konnten wir trotz anfangs voller Batterie weiter als maximal 130 Kilometer fahren. Meistens nur 100. Die Hersteller hatten Reichweiten von bis zu 200 Kilometer versprochen.

Auch weil wir immer improvisieren mussten, hat sich die Reise als großes Abenteuer entpuppt. Wir lernten hautnah, was es heißt, mit E-Autos durch Deutschland zu fahren und testeten eine Technologie, der - davon sind wir Reporter überzeugt - die Zukunft gehört. In den USA. In China, in Japan. Und irgendwann sicher auch in Deutschland.

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