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Kriminalität

U-Haft für verdächtigen Moschee-Angreifer

12. August 2019

Nach dem Angriff eines jungen Norwegers auf eine Moschee gehen die Ermittler von rechtsextremen Motiven aus. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Verdächtigen Terrorismus vor. Der 21-Jährige kommt in Untersuchungshaft.

Norwegen Oslo | Prozess mutmaßlicher Täter Angriff auf Al-Noor-Moschee
Der mutmaßliche Täter (rechts) wird in einen Gerichtsraum in Oslo geführtBild: Reuters/L. Karagiannopoulos

Der Norweger, dem die Staatsanwaltschaft neben Mord mittlerweile auch Terrorismus vorwirft, kann bis zu vier Wochen lang in U-Haft mit Brief- und Besuchsverbot gehalten werden, die ersten beiden Wochen davon in vollständiger Isolation. Dem 21-Jährigen wird ein"versuchter Terroranschlag" zur Last gelegt.

Verdächtiger fordert Freilassung

Als der Mann am Montag zu einer Verhandlung in den Gerichtssaal kam, wies sein Gesicht zwei blaue Augen sowie mehrere Schrammen auf, die offenbar von der Auseinandersetzung in der Moschee herstammten. Dennoch lächelte er in Richtung der Kameras. Im Anschluss mussten die Medien den Saal für die Verhandlung verlassen. Nach Angaben seiner Verteidigerin Unni Fries wies er die Anschuldigungen vor Gericht von sich und forderte seine Freilassung. Sich weiter erklären oder auf Fragen antworten wollte er nicht, wie das Gericht mitteilte.

Bærum bei Oslo: Der Verdächtige soll in eine Moschee eingedrungen sein und wurde dann überwältigtBild: AFP/NTB Scanpix/T. Pedersen

Mit mehreren Waffen war der junge Mann am Samstag in die Al-Noor-Moschee in Bærum bei Oslo eingedrungen. Dort gab er zwar mehrere Schüsse ab, wurde aber von einem 65-Jährigen überwältigt. Schwerer verletzt wurde dort niemand. In der Wohnung des Verdächtigen fand die Polizei später die Leiche seiner 17 Jahre alten Stiefschwester, weshalb sich der Mann auch wegen Mordes verantworten muss.

Lob für Terroranschlag von Christchurch

Die Ermittler gehen bei dem Angriff auf die Moschee unter anderem aufgrund der Online-Aktivitäten des Mannes von einem rechtsextremen Motiv aus. Berichten norwegischer Medien zufolge soll er sich kurz vor der Tat online lobend über den Terroranschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch geäußert haben, bei dem ein Rechtsextremist im März 51 Menschen erschossen und weitere 50 verletzt hatte. Auch zu der Schuss-Attacke im texanischen El Paso mit 22 Toten soll er sich positiv geäußert haben.

Mohamed Rafiq (Mitte), der Mann, der den Täter überwältigte und Premierministerin Erna SolbergBild: picture-alliance/AP Photo/T. Pedersen

Norwegische Medien berichteten über Äußerungen von Nachbarn und Bekannten des Verdächtigen, die diesen als glücklichen und ausgeglichenen Menschen beschrieben. Dem öffentlich-rechtlichen Sender NRK zufolge soll der Verdächtige jedoch "sehr religiös" geworden sein und zunehmend rechtsextreme Einstellungen angenommen haben. Medien berichten ebenfalls, dass der Mann wenige Stunden vor dem Angriff einen Text in ein Online-Forum gestellt haben soll, in dem von einem "Krieg der Rassen" die Rede ist, der von der digitalen Welt "ins wirkliche Leben" übertragen werden solle.

Geheimdienst kannte den Verdächtigen

Der norwegische Geheimdienst PST erhielt bereits vor gut einem Jahr einen Tipp zu dem Mann. PST und Polizei seien dem zwar nachgegangen, es habe aber keine Grundlage dafür gegeben, diesen Hinweis weiter zu verfolgen, sagte Geheimdienstchef Hans Sverre Sjøvold.

Norwegens konservative Regierungschefin Erna Solberg bekräftigte am Sonntag, dass die rund 200.000 Muslime im Land auf die Unterstützung der Regierung zählen könnten. An Solbergs Regierungskoalition ist auch die populistische Fortschrittspartei beteiligt, die wegen fremdenfeindlicher Äußerungen ihrer Vertreter immer wieder in der Kritik steht.

pgr/qu (dpa, afp)