In Eisleben wurde Martin Luther geboren, hier starb er. So beschaulich die mitteldeutsche Stadt heute auch wirkt, sie ist eine der wichtigsten Wirkungsstätten des Reformators.
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Unterwegs in Eisleben, Luthers Heimatstadt
In Eisleben wurde Martin Luther geboren, hier starb er. So beschaulich die mitteldeutsche Stadt heute auch wirkt, sie ist eine der wichtigsten Wirkungsstätten des Reformators und als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
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Denkmal am Marktplatz
In der linken Hand hält er eine Bibel, in der rechten Hand eine päpstliche Bannbulle - so begrüßt Martin Luther die Gäste aus aller Welt auf dem Marktplatz der Lutherstadt Eisleben. Seine Heimatstadt errichtete das imposante Denkmal 1883, zum 400. Geburtstag ihres berühmten Sohnes.
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Eisleben, einst Zentrum des Bergbaus
Eisleben, eine der ältesten Städte zwischen Harz und Elbe, entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert durch den Abbau von Kupferschiefer zur bedeutendsten Stadt in der einst mächtigen Grafschaft Mansfeld. Auch Luthers Vater kam hierher, um im Bergbau sein Geld zu verdienen.
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Luthers Geburtshaus
In diesem Haus wurde Martin Luther am 10. November 1483 geboren. Die Familie wohnte ein halbes Jahr hier, dann zog sie ins nahe gelegene Mansfeld. Heute ist das Haus Museum. Die Dauerausstellung erzählt von der Kindheit des Reformators, vom Bergbau in der Region und vom Leben im Mittelalter.
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Wohnstube der Familie Luther
Von der Originalausstattung ist nichts geblieben. Nachdem 1689 ein Stadtbrand das Gebäude zerstört hatte, erwarb die Stadt Eisleben das Grundstück und richtete darin eine Armenschule ein, die zugleich als Luthergedenkstätte diente. Damit begann der Luthertourismus in Eisleben.
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Taufkirche
Nur wenige Schritte vom Geburtshaus entfernt, liegt die Petri-Kirche. Hier wurde Martin Luther am Tag nach seiner Geburt getauft. Dem damaligen Brauch entsprechend bekam er den Namen des Tagesheiligen: Martin.
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Zentrum Taufe
In den 500 Jahren ihres Bestehens hat die Petrikirche viele Veränderungen erlebt, auch der Taufstein wurde mehrfach überarbeitet. Eine Inschrift besagt, dass "dies die Reste des Taufsteins sind, in dem der seelige Martin Luther im Jahr 1483 getauft wurde". Im Vordergrund: der neue Taufbrunnen aus dem Jahr 2012.
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Porträt des Reformators, gemalt nach 1528 von Lucas Cranach d.Ä.
Auch als Martin Luther in Wittenberg längst ein berühmter Mann war, kam er immer wieder in seine Geburtsstadt zurück: Er weihte neue Kirchen und Klöster, führte Pfarrer in das Amt ein, kümmerte sich um den Aufbau des Schulwesen, verhandelte mit den Mansfelder Grafen. Zuletzt trat er im Winter 1546 die beschwerliche Reise nach Eisleben an, schon deutlich von Alter und Krankheit gezeichnet.
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Andreaskirche
Auch die Andreaskirche neben dem Marktplatz ist eng mit Martin Luther verbunden: Am 19. Februar 1546 erfolgte hier die Aufbahrung des toten Reformators, ehe der Leichnam in die Schlosskirche nach Wittenberg überführt wurde.
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Lutherkanzel
Das wichtigste Inventar der Andreaskirche ist jene Kanzel, von der aus Martin Luther 1546 seine vier letzten Predigten hielt. Mit Spendengeldern aus den USA wurde die Kanzel saniert und in Minneapolis ausgestellt. Pünktlich zum Reformationsjubiläum nimmt sie wieder ihren angestammten Platz in der Andreaskirche in Eisleben ein.
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Sterbehaus
Am Andreaskirchplatz Nr. 7 steht jenes Haus, von dem die Welt glaubt, dass Martin Luther hier am 18. Februar 1546 starb. Doch es handelt sich um eine Verwechslung, das tatsächliche Sterbehaus ist das heutige Hotel "Graf von Mansfeld" am Marktplatz. Eine bizarre Geschichte, die weit zurückreicht:
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Nachbildung des Sterbebettes
Nach Luthers Tod entwickelte sich das originale Sterbehaus schnell zu einem Pilgerort. Doch immer wieder brachen die Luther-Verehrer Holzteilchen aus dem Sterbebett heraus. Um diesen Reliquienkult zu beenden, ließ die evangelische Kirche 1707 das Sterbebett Luthers verbrennen und das Haus schließen. Spätere Chronisten verwechselten dann den genauen Sterbeort des Reformators.
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Rückseite des vermeintlichen Sterbehaus
Der Irrtum wurde erst in den 1960-er Jahren entdeckt. Doch da regierten auf dem Originalgrundstück die Genossen der SED. Die beschlossen, das falsche Sterbehaus weiter als das echte auszugeben. Und so ist es bis heute geblieben.
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Sterbezimmer
Wie auch immer, Luthers Sterbehaus wurde von 2010 bis 2013 grundlegend saniert und erweitert. Höhepunkt der Ausstellung ist das Sterbezimmer, eine Rekonstruktion aus dem 19. Jahrhundert. Der stilisierte Sarg enthält immerhin das originale Bahrtuch, das 1546 Luthers Sarg bedeckte.
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Im Namen der (Luther)-Rose
Eine Rose mit Herz und Kreuz - für Martin Luther war es das Symbol seines Glaubens. Er benutzte die Lutherrose einst als Siegel für seine Briefe, seine Heimatstadt weist heute mit ihnen den Weg zu den wichtigsten Wirkungsstätten Luthers in Eisleben. Verlaufen kann man sich in der beschaulichen Stadt zwar nicht, hübsch anzusehen sind die markanten Wegweiser allemal.
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Eisleben und Mansfeld - Luthers Kindheitsstädte und das Reformationsjubiläum
Oft werden sie erst nach Wittenberg genannt. Doch Eisleben und Mansfeld wollen sich 2017 als Lutherorte ebenbürtig präsentieren, sind sie doch von seiner Geburt bis zum Tod mit Luther verbunden.
Der Markt mit dem Denkmal, das Rathaus, die Andreaskirche und das Sterbehaus: Wie aufgefädelt wirken die Lutherstätten und Gebäude aus der Reformationszeit in Eisleben. Einige Straßen weiter stehen das Geburtshaus von Martin Luther (1483-1546) und die Petri-Pauli-Kirche, in der der Reformator getauft wurde. Im letzten September wurde in der Stadt im Südharz das Luther-Denkmal nach Sanierungsarbeiten wieder enthüllt, das der Bildhauer Rudolf Siemering im Jahr 1883 zu Luthers 400. Geburtstag schuf. "Für Luther war die Taufe das wichtigste Ereignis in seinem Leben, das er mit Eisleben verband", sagt der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein. Ein dem späten Mittelalter nachempfundener kirchlicher Taufraum und ein Taufstein von 1518 sind deshalb wichtige Teile der Dauerausstellung in Luthers Geburtshaus. Es stammt im Kern aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wurde aber nach einem Stadtbrand 1689 neu gebaut.
Luthers letzter Weg
Allein in die Museen in Eisleben und Mansfeld, diverse Ausstellungen, ein Lutherarchiv und die Sanierung der Petrikirche, heute das "Zentrum Taufe", wurden seit 2007 rund 18 Millionen Euro investiert. Die vier Museen der Stiftung Luthergedenkstätten in Wittenberg und Eisleben sowie die Wittenberger Stadtkirche und die Schlosskirche sind UNESCO-Weltkulturerbe.
In Eisleben wohnte der kleine Martin nach seiner Geburt am 10. November 1483 nur sechs Monate, dann zogen die Luthers ins gut zehn Kilometer Luftlinie entfernte Mansfeld, wo er 14 Jahre verbrachte. Später hielt sich Luther immer wieder in Eisleben auf, wo er auch am 18. Februar 1546 starb. In dem umgebauten Ensemble, das seit 1726 als sein Sterbehaus bezeichnet wird, illustriert die Ausstellung "Luthers letzter Weg" seine letzte Reise, auf der er einen Streit der Mansfelder Grafen schlichten wollte.
Zeugnisse der Kindheit
Mansfeld sei viel mehr Heimat für Luther gewesen als Wittenberg, betont Rhein. Die Verbindung ziehe sich durch das ganze Leben des Reformators. "Die Eröffnung des Elternhaus-Museums mit der Ausstellung 'Ich bin ein Mansfeldisch Kind' hat Mansfeld wieder auf die Luther-Landkarte gesetzt", sagt Rhein.
Das Mansfelder Museum gilt als die weltweit einzige Einrichtung, die Luthers Kindheit gewidmet ist. Zu sehen sind zum Beispiel drei tönerne Murmeln, mit denen Martin gespielt haben soll, eine Schulordnung und Keramikscherben aus dem Lutherhaushalt. Gefunden wurde die Hälfte der rund 230 Exponate 2003 bis 2011 von Archäologen in den Fundamenten des Hauses. Als verblüffendste Entdeckungen galten Knochenreste aus der Abfallgrube, danach gehörten auch Singvögel zum Speiseplan der wohlhabenden Familie.
Als Lutherorte stehen Eisleben und Mansfeld also Wittenberg in nichts nach, wo die Reformation 1517 mit dem Thesenanschlag ihren Ausgang nahm. Dennoch scheinen beide Städte im Schatten der Elbestadt zu stehen. Hinzu kommt der Niedergang des Bergbaus, der die Region rund 800 Jahre bestimmt hatte. Mit dem Zusammenbruch von DDR und Bergbau gingen in der Region etwa 30.000 Arbeitsplätze verloren. Eisleben hatte vor 1989 noch rund 30.000 Einwohner, derzeit sind es 18.500.
Jubiläum ohne Massenveranstaltungen
Oberbürgermeisterin Jutta Fischer sieht im Reformationsjubiläum für Eisleben "große Chancen, den guten Ruf der Lutherstadt auch international weiter zu verbreiten". Eisleben und Mansfeld erwarten mehr Gäste. Vor allem viele Individualtouristen könnten den Massenveranstaltungen in Wittenberg entgehen und andere authentische Lutherstätten erkunden, erklärt die Stadtinformation.
Zum Reformationsjubiläum 2017 sind umfangreiche Programme geplant. Zum Beispiel sind dies in Eisleben im November ein Martin-Luther-Geburtstagsfest mit historischem Markttreiben und einem Treffen von Menschen, die Luther heißen, sowie im Juni der Sachsen-Anhalt-Tag unter dem Motto "Die Welt zu Gast in Luthers Heimatstadt".