1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KatastropheAfrika

Unwetter in Libyen: Tausende Tote in Hafenstadt Darna

13. September 2023

Nach den Unwettern in Libyen schätzen Internationale Hilfsorganisationen, dass etwa zehntausend Menschen vermisst werden. Insbesondere in der östlichen Hafenstadt Darna sind viele Tote zu beklagen.

Zerstörte Häuser, überzogen von braunem Schlamm
Auf Luftaufnahmen wie dieser kann man deutlich erkennen, wie sich die Wassermassen ihren Weg durch die Stadt gebahnt habenBild: Jamal Alkomaty/AP Photo/picture alliance

In Libyen nimmt die Katastrophe nach den verheerenden Überschwemmungen vom Sonntag immer größere Ausmaße an. Besonders betroffen ist die Hafenstadt Darna im Osten des Landes. Die Deutsche Presse-Agentur zitierte einen Sprecher des Innenministeriums einer der rivalisierenden Regierungen, demzufolge 5200 Menschen ums Leben gekommen seien. Ein Viertel der Hafenstadt sei ins Meer gespült worden. Rund 7000 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Sprecher der libyschen Not- und Rettungsdienste der Nachrichtenagentur AFP mit.

30.000 Bewohner von Darna obdachlos geworden

Viele der bislang in Darna geborgenen Toten wurden in Massengräbern beerdigt, wie das libysche Portal "Babwat Al-Wasat" berichtete. Videos und Fotos in sozialen Medien zeigen ein katastrophales Ausmaß der Zerstörung der Küstenstadt in Folge der Regenfälle. Nach Auskunft der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden in Darna zudem mehr als 30.000 Menschen obdachlos. In anderen Städten im Osten Libyens hätten noch weitere tausende Bewohner ihr Zuhause verloren.

Nach Angaben des Gemeinderats ist die Lage in Darna "außer Kontrolle". Es sind gleich zwei Staudämme gebrochen. Rettungsmaßnahmen gestalteten sich laut Notfalldienst schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindungen seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen im Osten des Landes wurden zu "Katastrophengebieten" erklärt. 

Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und Roten Halbmond werden etwa 10.000 Menschen vermisst. Es könnte "tausende" Todesopfer geben, sagte Organisationsvertreter Tamer Ramadan in einer Videokonferenz zu Journalisten.

Schlamm und zerstörte Autos in den Straßen der besonders betroffenen Küstenstadt DarnaBild: AA/picture alliance

Die Türkei organisierte inzwischen die Entsendung von Rettungskräften. Man habe Flüge mit Bergungstrupps samt Rettungsbooten, Zelten und Versorgungsgütern an Bord organisiert, verkündete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf der Onlineplattform X

Auch die EU hat Hilfe angeboten. "Wir sind bereit, unsere Partner vor Ort umgehend zu unterstützen", teilte der für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic ebenfalls auf der Plattform X  mit. Ähnlich äußerte sich auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Bundesregierung prüft Hilfe für Libyen

Bundeskanzler Olaf Scholz nannte die Nachrichten aus Libyen "bestürzend". "Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen und ihren Familien", schrieb Scholz auf X.

Die Bundesregierung prüft nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt derzeit Hilfsmaßnahmen für Libyen. "Die Berichte aus dem Katastrophengebiet sind bestürzend", hieß es aus dem Ministerium in Berlin. "Wir stehen dazu in engem Kontakt mit der libyschen Regierung und internationalen Partnerorganisationen."

Allerdings sei die Lage in den von den Fluten besonders betroffenen Gebieten in dem Bürgerkriegsland teils weiterhin unübersichtlich. "Innerhalb der Bundesregierung stimmen wir aktuell ab, wie wir dem Ersuchen der libyschen Regierung um internationale Hilfe nachkommen können, insbesondere was die größten Bedarfe sind und wo wir gezielt Unterstützung leisten können", hieß es weiter. Nach Angaben von Bundesinnenministerin Faeser bereitet das Technische Hilfswerk bereits Hilfslieferungen von Zelten, Beleuchtung, Feldbetten, Decken, Schlafsäcken, Stromgeneratoren sowie Hygienematerial vor.

Überschwemmte Straßen in den betroffenen Regionen im Osten des LandesBild: Libya Almasar TV/AP/dpa/picture alliance

Unterdessen nahm Libyen seine Öl-Exporte wieder auf. Die staatliche Ölgesellschaft (NOC) meldete ein Produktionsvolumen von rund 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Die Exporte des ölreichen Landes waren am Sonntag unterbrochen worden. 

uh/ehl/bri/sti (afp, dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen