Unwetterlage in Süddeutschland hält sich hartnäckig
2. Juni 2024
Keine Entwarnung in den Überflutungsgebieten von Bayern und Baden-Württemberg: Starkregen wird die Menschen vor allem an Donau und anderen Flüssen bis Montag in Atem halten. Eine traurige Meldung kommt aus Pfaffenhofen.
In weiten Teilen Bayerns und Baden-Württembergs besteht an diesem Sonntag laut einer Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erneut die Gefahr von teils unwetterartigen Gewittern mit Starkregen. Der Prognose zufolge ist von Mittag an bis in die Nacht zum Montag hinein mit den Unwettern zu rechnen. "Wenn das auf die gesättigten Böden trifft, dann hat man dort auch wieder schnell Überflutungen", erklärte ein DWD-Mitarbeiter. Abermals könnten Straßen und Keller überflutet werden. Örtlich seien auch Schäden durch Blitzeinschläge möglich.
In Teilen Bayerns und Baden-Württembergs sind Feuerwehren und zahlreiche andere Nothelfer angesichts der übergelaufenen Flüsse und Bäche im Dauereinsatz. Mehr als 1800 Kräfte stellt inzwischen allein das Technische Hilfswerk (THW). Bis zum späten Samstagabend hatten in Bayern zehn Kommunen den Katastrophenfall ausgerufen, da die Donau und mehrere ihrer Zuflüsse bedrohlich anschwollen.
Feuerwehrmann stirbt bei Rettungsaktion auf der Ilm
In Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern kam ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben. Er sei bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und am frühen Morgen tot geborgen worden, teilte ein Sprecher des Landkreises Pfaffenhofen mit. Das Unglück ereignete sich demnach bei den Gemeindeteilen Uttenhofen und Affalterbach. Der 42 Jahre alte Mann war mit den Kollegen auf der Ilm unterwegs, um einer Familie aus den Fluten zu helfen.
Besonders gefährdet von den Schauern und Gewittern sind laut DWD die Schwäbische Alb sowie Bereiche etwas nördlich davon sowie die Region um Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Regensburg. Im Landkreis Augsburg wurden am Samstagabend die Evakuierungsaufrufe ausgeweitet. Betroffen waren vor allem Kommunen am Fluss Schmutter. In der Augsburger Messe wurde eine Notunterkunft eingerichtet.
Der Dauerregen führte in Bayern zu Pegelständen, wie sie statistisch gesehen nur einmal in hundert Jahren erreicht werden. So führten in der Nacht zu Sonntag die Flüsse Günz, Memminger Ach, Kammel, Mindel, Paar und Maisach so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser.
Im nördlichen Teil des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm befürchten die örtlichen Behörden ein extremes Hochwasser. Wegen steigender Wasserstände der Paar, eines Nebenflusses der Donau, wurden in der Nacht 140 Menschen aus zwei Altenheimen in dem Landkreis evakuiert. Mindestens 100 weitere Menschen waren von Evakuierungen in ufernahen Bereichen betroffen. Zudem brachen im Kreis Pfaffenhofen zwei Dämme. Es handele sich um Dämme im Bereich der Gemeinde Baar-Ebenhausen an der Paar, sagte ein Sprecher des Landratsamtes.
Dauerregen und Hochwasser in Süddeutschland
Starker Dauerregen hat in vielen Teilen Süddeutschlands für Überflutungen gesorgt. Mehrere Flüsse sind bereits über die Ufer getreten. An der Donau treffen die Städte Vorkehrungen, um das Wasser aufzuhalten.
Bild: Simon Adomat/Imago
Scheitelpunkt in Heidelberg erreicht
Wegen des Hochwassers sind in Heidelberg weiterhin mehrere Bereiche der Altstadt überflutet, allerdings werden die Pegelstände nun voraussichtlich wieder sinken. Der Scheitelpunkt des Neckar von 5,10 Metern sei in der Nacht zum Montag erreicht worden, teilte die Stadt am Vormittag mit.
Bild: Boris Roessler/dpa/picture alliance
Notzentrale am Limit
Eine Disponentin nimmt in der integrierten Leitstelle des Bayerischen Roten Kreuzes einen Notruf entgegen. Aufgrund der Hochwasserlage wurde die Besetzung der Leitstelle aufgestockt, um die erhöhte Menge an Notrufen bearbeiten zu können. Eine vermisste 43-jährige Frau im oberbayerischen Schrobenhausen wurde tot in ihrem Keller geborgen.
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Der Bundeskanzler informiert sich über die Lage
Bundeskanzler Olaf Scholz bei Einsatzkräften in Reichertshofen. Er lobte in einem Statement die große Solidarität und die Hilfsbereitschaft unter den Bürgern der betroffenen Gebiete und sagte weitere Hilfen durch den Bund zu. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich und appellierte an die Bürger, vorsichtig zu sein und Gefahrenstellen möglichst schnell zu verlassen.
Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance
Hoher Besuch im Krisengebiet
Bundeskanzler Olaf Scholz (vorne, M.), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (vorne links) stehen bei einer Ortsbesichtigung im vom Hochwasser betroffenen oberbayerischen Reichertshofen hinter einer Barriere aus Sandsäcken und besprechen die aktuelle Lage.
Bild: Angelika Warmuth/REUTERS
Turnhalle als Notunterkunft
Menschen aus dem evakuierten Dorf Täferrot werden notdürftig in einer Turnhalle untergebracht. Auch zu Wochenbeginn ist vielerorts keine Entspannung der Hochwasserlage absehbar. Obwohl der Deutsche Wetterdienst (DWD) in der Nacht zu Montag alle bestehenden Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern mit Starkregen für Deutschland aufhob, wird weiter mit heftigen Regenfällen gerechnet.
Bild: Jason Tschepljakow/dpa/picture alliance
Fluss Lein tritt über die Ufer
Blick auf Täferrot in Baden-Würtemberg, wo der Fluss Lein über die Ufer getreten ist. Die dortigen Regenrückhaltebecken können die Wassermassen nicht mehr aufnehmen und laufen über. Teile der kleinen Gemeinde Leinzell stehen ebenfalls unter Wasser. Hunderte Menschen wurden bereits in Sicherheit gebracht.
Bild: Jason Tschepljakow/dpa/picture alliance
Häuser von Fluten umgeben
Zu den stark betroffenen Gebieten gehört der Landkreis Augsburg westlich von München. Hier in Fischach sind mehrere Wohnhäuser durch die Überschwemmung von der Außenwelt abgeschnitten. Einige Bewohner wurden mit dem Hubschrauber evakuiert.
Bild: Michael Bihlmayer/Bihlmayerfotografie/IMAGO
Katastrophenalarm in mehreren Landkreisen
Der Landkreis Günzburg ist einer von bisher zehn in Bayern, die Katastrophenalarm ausgelöst haben. Bis zu 1,5 Meter hoch stand das Wasser am Samstag in der Innenstadt von Babbenhausen. "Es wird dramatisch", sagt der Einsatzleiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Menschen und Tiere werden mithilfe von Booten und Traktoren gerettet.
Bild: Bernd März/IMAGO
Evakuierung am Bodensee
Bereits am Freitag meldete Lindau am Bodensee an der Grenze zu Österreich eine "extrem kritische Hochwasserlage". Das Wasser drückte aus der Kanalisation, Straßen standen metertief unter Wasser, der Stadtbus-Verkehr wurde einstweilen eingestellt. Hier wird ein Haus evakuiert.
Bild: Bernd März/IMAGO
Hochwasserschutz in Regensburg
Der größte Teil des betroffenen Gebiets gehört zum Einzugsgebiet der Donau. Das heißt: Wenn dort Wasser abfließt, landet es früher oder später im zweitgrößten Strom Europas. Weiter flussabwärts, in Regensburg, bereitet man sich bereits auf den absehbar steigenden Pegel vor und baut Hochwasserschutzwände auf.
Bild: Armin Weigel/dpa/picture alliance
Sorge vor Hochwasser auch in Sachsen
Unwetter und Überschwemmung drohen auch anderen Gebieten in Deutschland - vor allem im Südwesten von Sachsen, am Fuß des Erzgebirges. In der Stadt Chemnitz werden Sandsäcke vorbereitet, um den gleichnamigen Fluss in seinem Bett zu halten.
Bild: Heiko Rebsch/dpa/picture alliance
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Im oberbayerischen Schrobenhausen bereiteten Feuerwehr und Rettungskräfte am späten Samstagabend Feuerwehr und Rettungskräfte die Evakuierung von 670 Menschen vor. Auch diese Kommune hatte zuvor den Katastrophenfall ausgerufen. Das Landratsamt Dillingen forderte bei der Bundeswehr Hilfe an.
Bundeskanzler Olaf Scholz will sich am Montag selbst ein Bild von der Lage in den Hochwassergebieten machen. Er plane eine Reise ins Katastrophengebiet, hieß es in Regierungskreisen in Berlin. Wohin der Kanzler genau reisen will, ist unklar, ebenso der genaue Zeitpunkt. Am Sonntag besuchten unter anderem Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das besonders stark betroffene Reichertshofen in Bayern.
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ICE nach Erdrutsch bei Schwäbisch Gmünd entgleist
Am späten Samstagabend entgleisten nahe dem baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd nach einem Erdrutsch zwei Waggons eines ICE. Die 185 Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher bei dem Unglück unverletzt und wurden evakuiert. Der Schnellzug war von München nach Köln unterwegs. Der Erdrutsch hatte nach Angaben der Deutschen Bahn eine Breite von etwa 30 Metern. Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart.
Bahnreisende müssen auch an diesem Sonntag mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Nach einer Auflistung auf der DB-Internetseite kommt es zum Beispiel zu Ausfällen auf der Strecke von München über Nürnberg nach Berlin, von Karlsruhe über Stuttgart nach München, von München nach Zürich sowie von Augsburg nach Oberstdorf.