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LiteraturDeutschland

Ursula Krechel wird mit Büchner-Preis 2025 geehrt

15. Juli 2025

Flucht, Exil, Gewalt und Feminismus: Um diese Themen kreist das Werk der 77-jährigen Autorin, die auch als Regisseurin eigener Hörspiele hervortrat. Nun erhält sie die wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland.

Deutschland 2012 | Schriftstellerin Ursula Krechel sitzt mit aufgestützter Hand auf einem Sofa, vor ihr ein Mikrofon, dahinter ein Bücherregal
Frankfurt am Main, 2012Bild: Wolfgang Minich/picture alliance

Die Schriftstellerin Ursula Krechel erhält den Georg-Büchner-Preis 2025. Das gab die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt bekannt. Die mit 50.000 Euro verbundene Auszeichnung soll am 1. November in der südhessischen Stadt überreicht werden; der Preis gilt als eine der wichtigsten Würdigungen für Literatur im deutschsprachigen Raum.

Für ihren Roman "Landgericht" erhielt Ursula Krechel den Deutschen Buchpreis 2012Bild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Krechel setze in ihren Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays "den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur" entgegen, begründete die Akademie die Auszeichnung. Das Werk der 77-Jährigen rege dazu an, "die Spuren der Vergangenheit im Alltag der Gegenwart aufzufinden und das Hier und Jetzt der deutschen Gesellschaft nicht hinzunehmen, wie es ist". Zudem ziehe sich das Thema der Selbstbehauptung, Wiederentdeckung und Fortentwicklung weiblicher Autorschaft als roter Faden durch ihr gesamtes Schaffen.

Ehrenamtliche Arbeit mit Untersuchungshäftlingen

Krechel wurde unter anderem mit ihren Romanen "Shanghai fern von wo" und "Landgericht" bekannt. Die 1947 geborene Autorin wuchs im rheinland-pfälzischen Trier auf. Nach einem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte mit anschließender Promotion arbeitete sie als Dramaturgin und Publizistin. Ehrenamtlich engagierte sie sich in der Theaterarbeit mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen.

Krechel lebte als freie Schriftstellerin in Köln, Darmstadt, Frankfurt am Main und seit Ende der 1990er Jahre in BerlinBild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Krechel gab ihr Debüt 1974 mit dem Theaterstück "Erika". 1977 folgte mit "Nach Mainz!" der erste Gedichtband und 1981 ihr erster Roman "Zweite Natur". Ab 1985 trat sie als Regisseurin eigener Hörspiele hervor. Zu ihren jüngeren Veröffentlichungen zählen "Beileibe und zumute. Gedichte" (2021), der Essayband "Gehen, Träumen, Sehen. Unter Bäumen" (2022) sowie in diesem Jahr der Band "Vom Herzasthma des Exils" und der Roman "Sehr geehrte Frau Ministerin" über vier Frauen in Antike und Gegenwart, deren Leben von erlittener und ausgeübter Gewalt geprägt ist.

Mitgründerin des PEN Berlin

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit lehrte Krechel als Gastprofessorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Universität der Künste in Berlin. Die frühere Ehrenpräsidentin des PEN-Zentrums Deutschland hatte den Schriftstellerverband 2022 im Zuge einer Kontroverse um den damaligen Präsidenten Deniz Yücel verlassen. Sie war daraufhin Mitgründerin des PEN Berlin. Überdies gehört sie der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz an.

Die Autorin war unter anderem Gastprofessorin und Writer in residence in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und in IsraelBild: Markus C. Hurek/picture alliance

Krechel ist mit dem Kulturmanager und Gründungsleiter des Literaturhauses Berlin, Herbert Wiesner, verheiratet und lebt in der deutschen Hauptstadt. Sie erhielt bereits mehrere bedeutende Auszeichnungen: 2012 den Deutschen Buchpreis, 2019 den Jean-Paul-Preis für ihr Lebenswerk sowie 2020 das Bundesverdienstkreuz.

Die Akademie für Sprache und Dichtung verleiht seit 1951 den Büchner-Preis an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die ihre Werke in deutscher Sprache verfassen. Namensgeber ist der in Darmstadt aufgewachsene Dramatiker und Revolutionär Georg Büchner (1813-1837). Im vergangenen Jahr wurde Oswald Egger geehrt.

Immer wieder tritt Ursula Krechel als Vermittlerin der eigenen Literatur in Erscheinung - hier 2012 auf dem Blauen Sofa der Frankfurter BuchmesseBild: Susannah V. Vergau/dpa/picture alliance

Weitere Träger der Auszeichnung waren unter anderen Gottfried Benn, Max Frisch, Hans Magnus Enzenzberger, Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Thomas Bernhard, Christa Wolf, Erich Fried, Wilhelm Genazino, Felicitas Hoppe und Terézia Mora. Der Preis wird vom Bund, dem Land Hessen und der Stadt Darmstadt finanziert.

jj/se (dpa, afp, epd, kna)

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