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PolitikEuropa

Ursula von der Leyen auf dem Weg zur zweiten Amtszeit

26. Mai 2024

Es scheint so gut wie besiegelt, dass Ursula von der Leyen erneut EU-Kommissionspräsidentin wird. Trotzdem ist ihr Wahlkampf ein Balanceakt, bei dem sie viel Fingerspitzengefühl braucht.

Ursula von der Leyen steht an einem Rednerpult vor EU-Fahnen
Fast fünf Jahre im Amt: Seit Dezember 2019 ist Ursula von der Leyen Präsidentin der Europäischen KommissionBild: Kenzo Tribouillard/dpa/Pool AFP/AP/picture alliance

Eine kleine Gruppe Demonstrierender erwartet Ursula von der Leyen vor einer Wahlkampfveranstaltung in Rom. "Freiheit für Palästina! Stoppt den Völkermord!" skandieren sie, als die Limousine mit der EU-Kommissionschefin vorfährt. Sie werfen von der Leyen vor, einseitig Partei für Israel zu ergreifen.

Im Oktober 2023 war sie nach Tel Aviv gereist - als Präsidentin der Europäischen Kommission, der Exekutive der Europäischen Union. Sie wollte Israel nach dem Angriff der Hamas die uneingeschränkte Unterstützung der EU zusichern. Nach ihrem Besuch kritisierten einige Mitgliedsstaaten und EU-Diplomaten, sie habe nicht die Werte der EU als Ganzes vertreten.

Fans der Forza Italia: Ursula von der Leyen bei einem Wahlkampfauftritt in RomBild: Alexandra v Nahmen/DW

In dem Veranstaltungsraum in Rom begrüßt sie eine freundlicher gesinnte Menge mit Applaus. Viele der hier versammelten jungen Menschen, die meisten von ihnen Männer, tragen blaue Anzüge und sind Mitglieder oder Anhänger der Forza Italia.

Was macht eine starke Führungspersönlichkeit aus?

Forza Italia zählt zum Mitte-Rechts-Bündnis in der EU, das von der Leyen zu ihrer Spitzenkandidatin für die Europawahlen Anfang Juni gemacht hat. Während der Veranstaltung erzählt von der Leyen, dass sie sich weiterhin für ein stärkeres und wohlhabenderes Europa einsetzen wolle.

Eine der wenigen Frauen im Publikum möchte wissen, was eine Frau brauche, um eine starke Führungspersönlichkeit zu sein. Mit einem Lächeln antwortet von der Leyen, Mutter von sieben Kindern und Großmutter: "Du musst an dich glauben."

Kriseneinsatz: Seit Beginn des Ukraine-Krieges war die EU-Kommissionspräsidentin mehrfach in KiewBild: picture alliance/dpa/Belga

"Ich war schüchtern", fügt sie hinzu. "Ich hatte viele Zweifel. Heute würde ich sagen, dass ich Chancen verpasst habe." Sie spricht über die Notwendigkeit, Arbeit und Familie zu vereinbaren und betont: "Lasst euch von anderen nicht verurteilen! Und baut euch ein gutes Netzwerk aus Frauen auf."

Eine mächtige Krisenmanagerin

Viele der Anwesenden würdigen ihre Erfolge als Präsidentin der Europäischen Kommission. Dazu gehört auch ihre Führungsrolle seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. In internationalen Medien wurde von der Leyen "die Krisenmanagerin Europas schlechthin" und mächtigste Frau der Welt genannt. Sie selbst beschreibt sich gerne als zuverlässige Gewährsfrau, die in der Lage ist, die EU durch turbulente Zeiten zu führen.

Doch ihre Kampagne zur Wiederwahl ist ein schwieriger Balanceakt. Denn in ihrem Wahlkampf ist sie letztlich vom Wohlwollen der politischen Parteien in Europa abhängig, die ihre Kandidatur unterstützen.

Die Präsidentin strahlt: Im März wurde von der Leyen beim EVP-Kongress zur Spitzenkandidatin bei der Europawahl gewähltBild: Andreea Alexandru/AP Photo/picture alliance

Für jemanden wie Ursula von der Leyen, die nicht gerne improvisiert und bekannt dafür ist, gerne die Zügel in der Hand zu halten, kann das den Wahlkampf zu einer Herausforderung machen. Doch ihr wichtigstes Ziel ist, dass ihre politische Familie - die Parteien, aus denen sich die Europäische Volkspartei zusammensetzt - aus der Europawahl als stärkste Kraft hervorgeht. Das will sie sicherstellen.

Von der Leyen braucht mehr als einen Wahlsieg der EVP

Von einem solchen Ergebnis wird allgemein ausgegangen. Von der Leyen wäre damit die Favoritin für den Job an der Spitze der EU-Exekutive. Doch sie benötigt auch die Unterstützung der 27 Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten sowie eine Mehrheit im neu gewählten Europäischen Parlament.

Im Wahlkampf muss von der Leyen also viel Fingerspitzengefühl beweisen. Im Moment ist es für sie am wichtigsten, nicht zu viele Menschen zu verprellen. Zumindest bis sie sich die zweite Amtszeit gesichert hat.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

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