Der Internationale Strafgerichtshof hat entschieden: Der frühere Islamist Amad al-Mahdi muss - neben seiner Gefängnisstrafe - für die Zerstörungen in Mali Reparationszahlungen in Höhe von 2,7 Millionen Euro leisten.
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Es ist eine historische Entscheidung: 2,7 Millionen Euro Reparationszahlungen für die Zerstörung von UNESCO-Weltkulturerbe in der malischen Stadt Timbuktu 2012. Damit schafft der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Präzedenzfall. Der Al-Madhi-Fall ist der erste, in dem kulturelle Zerstörungen mit einer Gefängnisstrafe (im September 2016 wurde al-Mahdi zu neun Jahren Gefängnis verurteilt) und jetzt auch mit einer Geldstrafe geahndet wurde.
Bedrohte Geschichte
Der geständige Amad al-Faqi al-Mahdi war Mitglied der islamistischen Terrorgruppe "Ansar Dine", die in Mali die Scharia einführen will. 2012 wurden auf seinen Befehl hin neun Grabstätten und die Tür der Sidi Yahya Moschee verwüstet - mit Bulldozern und Spitzhacken. Die Stätten, die unter dem Schutz der UNESCO stehen, stammen aus dem 14. Jahrhundert, als Timbuktu sich zum Zentrum für islamische Gelehrte entwickelte: die "Stadt der 333 Heilgen" stand für einen gemäßigten Islam - und ist fanatischen Islamisten bis heute ein Dorn im Auge.
Schwierige Auszahlungsmodalitäten
Das Urteil ist gefällt, die Reparationszahlungen zugesprochen - die Umsetzung wird allerdings auch kritisch gesehen. Der "Trust Fund for Victims", der für die Ausführung des Urteils zuständig ist, warnte bereits im Vorfeld, dass die Sicherheitssituation in Mali die Umsetzung sehr erschwere. Außerdem wies sie auf ein Dilemma hin: Die Gefahr bestünde, dass Gerüchte über saftige Kompensations-Zahlungen einen Anreiz für weitere Zerstörungen in armen Ländern mit wertvollen Kulturgütern schaffen könnten.
Zerstört durch Terroristen: Weltkulturerbe
Erstmals verhandelte der Internationale Strafgerichtshof die Zerstörung von Weltkulturerbe. Konkret ging es um die historischen Bauten im malischen Timbuktu. Doch nicht nur dort haben Terroristen Kulturerbe vernichtet.
Bild: Getty Images/AFP/J. Eid
Palmyra in Syrien
Die Terrormiliz Islamischer Staat zertrümmerte im syrischen Palmyra 2015 unter anderem den rund 2000 Jahre alten Baal-Tempel, mehrere Turmgräber sowie den Triumphbogen. Ein Fotograf hält hier sein Foto des Baal-Tempels von März 2014 vor die Überreste. Nach der Rückeroberung der antiken Wüstenstadt waren Archäologen erleichtert: Viele Ruinen waren weniger stark zerstört als befürchtet.
Bild: Getty Images/AFP/J. Eid
Mar Elian in Syrien
Das Kloster Mar Elian war eine der wichtigsten Pilgerstätten für syrische Christen. Es stand in Zentralsyrien bei der Stadt Karjatain und stammte aus dem 5. Jahrhundert.
Bild: UNESCO
Mar Elian in Syrien
2015 machte der "IS" Mar Elian dem Erdboden gleich. Im Internet zeigten die Extremisten, wie sie mit Planierraupen die Mauern niederrissen. Die Stadt ist inzwischen zurückerobert. Das Innere eines der Klostergebäude ist ausgebrannt. Auch Mar Elian soll wieder aufgebaut werden.
Bild: picture-alliance/AP Photo/N. Sancha
Al-Hadra im Irak
Al-Hadra war die Hauptstadt des ersten arabischen Königreichs. Dank seiner hohen, dicken, durch Türme verstärkten Mauern widerstand es der römischen Invasion in den Jahren 116 und 198 nach Christus.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Antonio Castaneda
Al-Hadra im Irak
Anfang 2015 zerstörte der "IS" Teile von Al-Hadra. Dieses Foto stammt aus einem Video der Miliz. Die Nachrichtenagentur AP konnte die Authentizität verifizieren. Der IS zertrümmerte auch Jahrtausende alte Statuen aus assyrischer Zeit im Museum der nordirakischen Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive. Die historische Stadt Nimrud sollen die Dschihadisten mit Bulldozern überfahren haben.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Militant video
Bamian-Tal in Afghanistan
In der Provinz Bamian standen zwei monumentale Buddha-Statuen. Buddhistische Mönche hatten sie vor 1500 Jahren aus dem Fels gehauen. Die Figuren waren damit Zeugen der präislamischen Vergangenheit Afghanistans. Auf diesem Foto aus dem Jahr 1973 steht die mit 53 Metern Höhe damals größte Statue der Welt noch.
Bild: ddp
Bamian-Tal in Afghanistan
Radikalislamische Taliban zerstörten die beiden Statuen im Jahr 2001. Mit Panzern, Raketen und Dynamit ließen sie die Statuen beschießen. Dafür brauchten die Taliban mehrere Wochen. Seit 2003 sind die Kulturlandschaft und die archäologischen Stätten im Bamian-Tal Unesco-Weltkulturerbe.
Bild: AP
Timbuktu in Mali
In der Oasenstadt im Norden Malis zerstörten islamistische Ansar-Dine-Rebellen 2012 mehrere Jahrhunderte alte muslimische Mausoleen. Sie begründeten ihre Taten damit, die Stätten mit den Überresten islamischer Gelehrter hätten der Heiligenverehrung gedient. Auch Minarette von Moscheen aus Lehm, wie hier abgebildet, wurden zerstört.
Bild: picture-alliance/dpa/E.Schneider
Timbuktu in Mali
Dieser Mann sorgte für die Gräber in den Mausoleen in Timbuktu. Auf diesem Bild aus dem Jahr 2014 betet er an einem der zerstörten Gräber. Inzwischen sieht es dort ganz anders aus, denn...
Bild: picture-alliance/AP Photo/B. Ahmed
Timbuktu in Mali
... viele Mausoleen konnten mithilfe der Vereinten Nationen wieder aufgebaut werden. Sane Chirfi (rechts im Bild) kümmert sich mit seiner Familie um das Mausoleum des Heiligen Alpha Moya.