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Urteil in umstrittenem Kriegsverbrecherprozess in Kroatien gefällt

9. März 2006

Wegen Kriegsverbrechen in einem Gefängnis in Split im Jahr 1992 sind acht Angeklagte verurteilt worden. Der Prozess hatte großes Aufsehen in Kroatien erregt. 2004 waren die Männer zunächst freigesprochen worden.

Justitia in Split im EinsatzBild: bilderbox

In Kroatien sind acht ehemalige Mitglieder der 72. Kampfeinheit der Militärpolizei wegen Kriegsverbrechen gegen Zivilisten im Spliter Militärgefängnis Lora im Sommer 1992 schuldig gesprochen worden. Die Vorsitzende Richterin Spomenka Tonkovic am Bezirksgericht in Split verhängte insgesamt 53 Jahre Haft. Der ehemalige Gefängnisleiter Tomislav Duic und sein Stellvertreter Tonci Vrkic wurden beide zu jeweils acht Jahren Gefängnis verurteilt. Davor Banic, Angehöriger des Patrouillendienstes, erhielt sieben Jahre. Seine Kollegen Miljenko Bajic, Josip Bikic sowie die Wächter Emilio Bungur, Ante Gudic und Andjelko Botic wurden zu je sechs Jahren verurteilt. Die in Abwesenheit verurteilten Angeklagten Duic, Bajic, Bikic und Bungur befinden sich weiter auf der Flucht.

Verbrechen gegen die Menschlichkeit

In ihrer zweistündigen Urteils-Begründung zählte die Vorsitzende Richterin Tonkovic alle Verbrechen auf, die in Lora verübt wurden, darunter auch die Morde an zwei Zivilisten. "Mord, Folter, unmenschliches Verhalten gegenüber Zivilisten, Zufügung großer Schmerzen und die Verletzung der psychischen und physischen Integrität und Gesundheit. Damit wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt", so die Richterin.

Das Urteil hat Proteste und beleidigende Reaktionen bei den Familienmitgliedern der Verurteilten und Kriegsveteranen-Vereinigungen hervorgerufen. Die Verteidiger der Verurteilten gehen davon aus, dass dies erst der Beginn eines Rechtsstreites darstellt. Denn, so ihre Behauptung, das Urteil beruhe auf fragwürdigen Indizien und Zeugenaussagen. Die Antwort der Richterin dazu lautete, dass der Oberste Gerichtshof einen Fehler, falls sie einen solchen begangen haben sollte, richtig stellen werde.

In anderen Reaktionen wurde deutlich gemacht, dass das Urteil zu Lora, auch wenn es noch nicht rechtskräftig sei, die Hoffnung nähre, dass die kroatische Justiz endlich ihre Augen für die dunklen Seiten der kroatischen Geschichte öffne.

Gordana Simonovic, Zagreb
DW-RADIO/Kroatisch, 3.3.2006, Fokus Ost-Südost

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