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Politik

Ex-US-Soldat Whelan in Russland verurteilt

15. Juni 2020

Der frühere US-Soldat Paul Whelan wurde 2018 wegen Spionageverdachts in Russland inhaftiert. Jetzt hat ihn ein Gericht zu 16 Jahren Haft verurteilt. Whelan betonte im Schlusswort seine Unschuld und kündigte Berufung an.

Paul Whelan (Foto: Imago Images/ITAR-TASS)
Bild: Imago Images/ITAR-TASS

Das Gericht in Moskau sah die Agententätigkeit des 50-Jährigen als erwiesen an, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldet. Das Strafmaß blieb hinter dem Antrag der Staatsanwaltschaft zurück, die für  Paul Whelan 18 Jahre Straflager gefordert hatte. Whelans Anwalt Wladimir Scherebenkow hatte immer wieder kritisiert, dass es in dem Verfahren keine Beweise gegeben habe. Er will das Urteil anfechten. Die USA fordern die Freilassung des ehemaligen Marineinfanteristen.

Whelan: Keine Informanten, keine Geheiminformationen

In seinem Schlusswort vor Gericht hatte Whelan zuletzt betont, dass er unschuldig sei. Auch Zeugen hätten bestätigt, dass Whelan weder Informanten angeworben noch geheime Informationen gesammelt habe, sagte Scherebenkow. Whelan war im Dezember 2018 in einem Moskauer Hotel festgenommen worden. Der Fall dürfte die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Moskau und Washington weiter belasten.

Whelans Anwalt Wladimir Scherebenkow teilt vor Reportern in Moskau mit, dass er in Berufung gehen will Bild: Reuters/M. Shemetov

Im März hatte der US-Botschafter in Moskau, John J. Sullivan, nach einem Besuch bei Whelan die Haftbedingungen massiv kritisiert. Whelan werde ohne Beweise festgehalten und erhalte wegen einer potenziell lebensbedrohlichen Krankheit keine richtige Behandlung. Im Beisein seiner Botschafter-Kollegen aus Großbritannien und Irland hatte Sullivan ein faires und transparentes Verfahren gefordert. Whelan ist Staatsbürger dieser drei Staaten sowie Kanadas.

Der US-Botschafter in Moskau, John J. Sullivan, konnte Whelan im März im Gefängnis besuchenBild: Reuters/M. Shemetov

Whelan soll nach Darstellung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB als Spion auf frischer Tat ertappt worden sein. Er soll geheime Daten auf einem USB-Stick erhalten haben. Nach Angaben seines Anwalts wurde Whelan Opfer eines Hinterhalts: Er habe damals von einem Bekannten einen USB-Stick erhalten und geglaubt, es befänden sich Urlaubsfotos auf dem Speichermedium.

US-Botschaft: "Verspottung der Gerechtigkeit"

Der Fall wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor einem Moskauer Gericht verhandelt. Die US-Botschaft bezeichnete den Geheim-Prozess als eine "Verspottung der Gerechtigkeit". Immer wieder gibt es zwischen den USA und Russland Spionagefälle, die große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ob es dabei stets um echte oder vielleicht nur vermeintliche Agenten geht, ist kaum überprüfbar. In der Vergangenheit einigten sich Russland und die USA aber auch auf einen Austausch von Gefangenen. Russlands Präsident Wladimir Putin, selbst ein ehemaliger Geheimdienstchef, hatte im Vorjahr bei einer FSB-Versammlung vor ausländischen Spionageangriffen auf sein Land gewarnt. Demnach wurden allein 2018 mehr als 460 Spione enttarnt.

kle/sti (dpa, afp, ape, rtre)

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