1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Was kommt nach dem US-Angriff in Syrien?

7. April 2017

Die Marschflugkörper gegen Syrien stellen das amerikanisch-russische Verhältnis auf einer schwere Belastungsprobe. Kremlchef Putin spricht von einem "signifikanten Schaden". Die USA sprechen eine neue Drohung aus.

Russland Präsident Putin in Sankt Petersburg
Bild: picture-alliance/dpa/M. Metzel

Mit einem Luftangriff auf Syriens Armee haben die USA ihre Politik in dem Bürgerkriegsland radikal geändert und zugleich eine schwere Krise mit Russland ausgelöst. Kremlchef Wladimir Putin (Artikelfoto) verurteilte das Bombardement eines Luftwaffenstützpunkts als Angriff auf die Souveränität Syriens. "Dieser Schritt Washingtons fügt den russisch-amerikanischen Beziehungen, die sich ohnehin schon in einem elenden Zustand befinden, einen signifikanten Schaden zu", ließ Putin seinen Sprecher Dmitri Peskow verlautbaren.

Das US-Bombardement hätte "um ein Haar" zu einem militärischen Zusammenstoß zwischen den USA und Russland geführt, mahnte der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew. Das Moskauer Verteidigungsministerium kündigte an, das syrische Luftabwehrsystem auszubauen. Russland hatte bereits die Vereinbarung mit den USA über den syrischen Luftraum ausgesetzt.

Konfrontation zwischen USA und Russland? Gespräch mit Daniel Gerlach, Nahostexperte

04:19

This browser does not support the video element.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnte vor einer weiteren Eskalation. Der UN-Sicherheitsrat befasste sich derweil in einer Dringlichkeitssitzung mit dem Luftschlag. Die UN-Botschafterin der Vereinigten Staaten, Nikki Haley, erklärte: "Wir sind darauf vorbereitet, noch mehr zu tun. Wir hoffen aber, dass dies nicht nötig sein wird."

Präsident Donald Trump hatte den Angriff mit Marschflugkörpern auf die syrische Luftwaffenbasis Al-Scheirat als Reaktion auf einen mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz syrischer Truppen angeordnet. Dabei waren am 4. April nach neuesten UN-Angaben mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen und 546 verletzt worden. Zahlreiche westliche Regierungen hatten Verständnis für den Militärschlag geäußert und Syriens Präsident Baschar al-Assad letztendlich dafür verantwortlich gemacht. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, wer Chemiewaffen einsetze, begehe ein "Kriegsverbrechen". Der US-Angriff sei "nachvollziehbar".  

Was wird aus Assad?

Die US-Regierung vollzieht mit den Luftschlägen eine erneute Kehrtwende in der Syrien-Strategie. Noch vergangene Woche hatte US-Außenminister Rex Tillerson gesagt, Assads Schicksal werde vom syrischen Volk bestimmt. Das war eine Abkehr von der Linie der Vorgängerregierung unter Barack Obama, die dem Präsidenten in Damaskus die Hauptverantwortung für den Konflikt in dem Bürgerkriegsland zuschob und auf seinen Sturz hinarbeitete. Nun drohte auch Tillerson, man werde bei Assad nicht locker lassen. Man wolle ihn mit einer internationalen Koalition zu Fall bringen. 

Nach syrischen Armeeangaben wurden bei dem US-Angriff mindestens sechs Menschen getötet, darunter drei Militärangehörige. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, auch neun Zivilisten seien ums Leben gekommen, darunter vier Kinder. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi, sagte der Deutschen Presse-Agentur, der angegriffene Flugplatz in der Nähe des Ortes Al-Schairat sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, zwölf Kampfjets und Hubschrauber, Treibstofflager sowie zwei Start- und Landebahnen seien getroffen worden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte, es gebe keine russischen Opfer.

Fortschritt durch Schutzzonen?

Syriens Verbündeter Iran verurteilte den Angriff scharf. Saudi-Arabien, Erzrivale des Irans in der Region, bewertete ihn hingegen als "mutige Entscheidung" Trumps. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sagte bei einem Wahlkampfauftritt, er begrüße den US-Angriff als einen positiven Schritt gegen die "Kriegsverbrechen des Assad-Regimes", die dieses mit chemischen und konventionellen Waffen verübe. Erdogan erneurte in diesem Zusammenhang seine Forderung nach der Einrichtung von Schutzzonen in Nordsyrien. 

SC/jj (afp, APE, rtre, dpa)

 

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen