Nach Angriff auf Israels Truppen: Neue Attacken in Gaza
19. Oktober 2025
Die mühsam vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist gefährlich ins Wanken geraten. Israel meldete Angriffe auf seine Truppen im Süden des Gazastreifens, die israelische Luftwaffe bombardierte daraufhin nach Angaben des TV-Senders N12 rund 20 Ziele im Gazastreifen. In Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Küstenstreifens seien bei einem Luftangriff vier Palästinenser getötet und fünf weitere verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen.
Neue Angriffe angeordnet
Ein ranghoher israelischer Militär hatte der islamistischen Terrororganisation Hamas zuvor einen schweren Verstoß gegen die Waffenruhe im Gaza-Krieg vorgeworfen. Die Armee teilte mit, Soldaten seien im Süden des Gazastreifens unter anderem mit einer Panzerfaust beschossen worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ordnete als Reaktion neue Angriffe in dem Küstenstreifen an.
Der militärische Hamas-Arm wies jedoch jegliche Verantwortung für die gemeldeten Angriffe zurück. "Wir bekräftigen unsere vollständige Verpflichtung, alles umzusetzen, was vereinbart wurde", hieß es in einer Mitteilung der Kassam-Brigaden. Dies gelte vor allem für die Waffenruhe in allen Gebieten des Gazastreifens.
Angriff hinter der "gelben Linie"
Die Angriffe ereigneten sich nach Angaben des Militärs in einem von Israel kontrollierten Gebiet östlich der "gelben Linie". Hinter diese hatte die Armee sich als Teil der vereinbarten Waffenruhe zurückgezogen.
Die Hamas hat zudem Vorwürfe der USA zurückgewiesen, denen zufolge sie einen Angriff auf palästinensische Zivilisten im Gazastreifen plane. Es handele sich um "haltlose Behauptungen", die im Einklang mit israelischer Propaganda stünden, hieß es in einer Mitteilung der Hamas.
Das US-Außenministerium hatte vor einem "unmittelbar bevorstehenden" geplanten Angriff der Hamas auf palästinensische Zivilisten gewarnt. Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über "glaubwürdige Berichte" informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten, teilte das Ministerium mit.
Es hatte nach Inkrafttreten der Waffenruhe am 10. Oktober und dem Rückzug der israelischen Truppen aus knapp der Hälfte des Küstenstreifens Berichte über Hinrichtungen von palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen durch die Hamas gegeben. Auch gab es mehrfach Berichte über gewaltsame Zusammenstöße zwischen der Hamas und rivalisierenden Clans im Gazastreifen, die sich der Hamas-Herrschaft widersetzten. Die im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung vorgesehene Niederlegung der Waffen lehnt die Hamas ab, die von zahlreichen Staaten als Terrororganisation gelistet wird.
Israels Polizeiminister für Rückkehr zum Krieg
Polizeiminister Itamar Ben-Gvir brachte eine Wiederaufnahme des Kriegs gegen die Hamas ins Spiel. Er fordere den Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu dazu auf, die Armee anzuweisen, "die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig und mit voller Stärke wieder aufzunehmen", schrieb der rechtsextreme Minister auf der Plattform X.
"Die trügerischen Vorstellungen, Hamas werde ihre Haltung ändern oder auch nur ein von ihr unterschriebenes Abkommen einhalten, erweisen sich, wie zu erwarten, als gefährlich für unsere Sicherheit", schrieb Ben-Gvir. "Die nazistische Terrororganisation muss restlos vernichtet werden - und zwar möglichst bald."
Weitere Leiche von israelischer Geisel identifiziert
Nach der Übergabe von zwei weiteren Leichen durch die Hamas hat Israel beide Geiseln identifiziert. Es handele sich um den Fotografen Ronen Engel aus dem Kibbuz Nir Oz, teilte das Forum der Geisel-Angehörigen mit. Der 54-jährige Vater von drei Kindern war während des Hamas-Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 getötet worden. Seine Leiche wurde in den Gazastreifen verschleppt.
Bei dem zweiten Toten handelt es sich laut dem Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu um den Thailänder Sonthaya Oakkharasri. Sein Tod war bereits am 17. Mai 2024 bekannt gegeben worden - dem Tag, an dem er seinen 31. Geburtstag gefeiert hätte. Sonthaya Oakkharasri war als Landarbeiter im Kibbuz Beeri im Süden Israels im Einsatz.
Hamas kündigt Übergabe von weiterer toter Geisel an
Die Hamas will nach eigenen Angaben in Kürze die sterblichen Überreste einer weiteren israelischen Geisel übergeben. Der Leichnam sei im Gazastreifen "bei andauernden Suchaktionen gefunden" worden, teilten die Kassam-Brigaden im Onlinedienst Telegram mit. "Wenn die Bedingungen vor Ort es zulassen", solle er im Laufe des Tages an Israel übergeben werden. Es wäre die 13. getötete Geisel, die seit Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen übergeben wird.
pg/pgr/ack/AR/MM/fab (dpa, afp, rtr)
Redaktionsschluss 17.45 Uhr (MESZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert!