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US-Behörde halbiert Quarantäne-Zeit

Louisa Wright
29. Dezember 2021

Wissenschaftler reagieren besorgt auf die neuen Quarantäne-Regeln in den USA. Einige sind der Meinung, dass sich die gefürchtete, hochansteckende Omikron-Variante so schneller ausbreiten könnte.

Testzentrum am Times Square in New York. Davor steht ein Mann mit Maske.
Nach fünf Tagen Quarantäne können Personen mit asymptomatischem COVID-19 wieder in die ÖffentlichkeitBild: Seth Wenig/AP/DPA/picture alliance

Die US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) verkürzt die Quarantänezeit für Menschen, die zwar mit dem Corona-Virus infiziert sind, aber keine Symptome zeigen. Aufgrund dieser Entscheidung können Amerikanerinnen und Amerikaner bereits nach fünf Tagen ihre Quarantäne beenden.

Damit halbiert die Behörde die Isolationszeit bei asymptomatischen COVID-19-Infektionen, für die vorher eine Quarantäne von zehn Tagen gegolten hatte. Einige Wissenschaftler sind jedoch der Meinung, dass sich die gefürchtete, hochansteckende Omikron-Variante so noch schneller ausbreiten könnte.

Ihre Entscheidung gab die Behörde CDC am Montag, 27. Dezember, bekannt. Menschen mit asymptomatischem COVID-19 benötigen demnach keinen negativen PCR- oder Antigen-Schnelltest.  Wenn sie in der Nähe anderer Personen sind, müssen Betroffene nach Ablauf von fünf Quarantäne-Tagen allerdings weitere fünf Tage lang eine Maske tragen. Unter diese Regelung fallen auch diejenigen, bei denen die Symptome nach der fünftägigen Isolationszeit abklingen.

Die hochansteckende Omikron-Variante treibt die Fallzahlen in die Höhe. Dadurch könnte es zu erheblichem Personalmangel in verschiedenen Bereichen kommen. Das gesamte Gesundheitswesen wäre davon betroffen,  aber auch die Tourismusbranche, denn dann müssten etwa Flüge storniert werden, weil Mitarbeiter fehlen.

Die CDC stützen sich bei ihrer Entscheidung auf wissenschaftliche Daten, die zeigen, dass es zu einer SARS-COV-2-Übertragung meistens ein bis zwei Tage vor dem Auftreten von Symptomen kommt oder zwei bis drei Tage danach.

Wissenschaftler wollen Daten einsehen

Öffentlich zugänglich sind die Daten, die die CDC herangezogen haben, bislang nicht. Das stößt bei vielen Wissenschaftlern auf harsche Kritik.

Eine im August in der Fachzeitschrift JAMA Internal Medicine veröffentlichte Studie ergab, dass das Infektionspotenzial zwar zwei Tage vor und drei Tage nach Auftreten der Symptome am größten ist, aber auch nach drei Tagen ist noch immer eine Übertragung des Virus möglich.

"Die ursprünglichen Quarantänezeiten basieren auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, wie lange wir lebende Viren nachweisen können. Mit anderen Worten: Wie lange kann eine Person andere möglicherweise anstecken?" sagtEmma Hodcroft, Molekularepidemiologin an der Universität Bern in der Schweiz, gegenüber der DW.

Zoe Hyde, Epidemiologin an der University of Western Australia in Perth ist der Meinung, dass eine Verkürzung der Isolationszeit sinnvoll sei, da die Menschen vor allem in den ersten Tagen nach einer Infektion am ansteckendsten seien. Eine kürzere Quarantäne mache aber nur dann Sinn, wenn ein negativer Test vorliege. 

"Ich halte es für keine gute Idee, die Tests abzuschaffen und damit die Gewissheit, dass das Ergebnis negativ ist. Ohne negative Tests können etliche Menschen das Virus weiterverbreiten", sagt Hyde.

"Es sendet eine falsche Botschaft aus, nämlich wie gefährlich das Virus ist. Für die asymptomatische Person, die ihre Quarantäne beenden konnte, mag das keine so große Rolle spielen, aber für die Menschen, mit denen diese Person in Kontakt kommt und die sie vielleicht ansteckt, könnte das verheerend sein", so die Epidemiologin weiter.

Die Omikron-Variante verbreitet sich rasant. Die Krankenhäuser stehen unter Druck.Bild: Pascal Guyot/AFP/Getty Images

Ist die Wirtschaft wichtiger als die Gesundheit?

Wissenschaftler befürchten, dass die Entscheidung, die Isolationszeiten für asymptomatische und sich schnell erholende Patienten zu halbieren, nicht mit Blick auf die öffentliche Gesundheit getroffen wurde.

"Es handelt sich sicherlich nicht um eine gesundheitspolitische Leitlinie, sondern eher um eine wirtschaftliche Leitlinie. Sie soll sicherstellen, dass wir in der Lage sind, den wirtschaftlichen Betrieb aufrechtzuerhalten", sagt Tobias Kurth. Er ist Professor für öffentliche Gesundheit und Epidemiologie an der Berliner Charité.

"In einigen Bereichen kann es notwendig sein, die Regeln ein wenig zu lockern, aber es sollte keine allgemeine Empfehlung sein", meint Kurth. Die australische Epidemiologin Hyde teilt diese Bedenken. "Ich befürchte, dass diese Entscheidung von der Politik und nicht von der Wissenschaft bestimmt wird."

Hodcroft ist der Meinung, dass der Personalmangel in der Arbeitswelt nur beseitigt werden kann, wenn die Fallzahlen sinken: "Lässt man diejenigen, die noch ansteckend sein könnten, wieder an ihren Arbeitsplatz zurück kehren, können diese das Virus übertragen. So werden dann wieder mehr Menschen infiziert. Die Ansteckungsgefahr besteht dann also weiter", warnt die Wissenschaftlerin.

US-Firmen hingegen hatten gefordert, die Quarantäne wegen der sprunghaft ansteigenden Fallzahlen zu verkürzen. Diese basieren nicht zuletzt auf der hochansteckenden Omikron-Variante. Unternehmen und staatliche Stellen fürchten, dass es zu weiterem Personalmangel kommen könnte.

Der Druck auf die Krankenhäuser wächst

In den Krankenhäusern machen sich Verantwortliche indes Sorgen darüber, wie sie sie mit steigenden Infektionsraten umgehen sollen, wenn asymptomatische Personen nicht lange genug isoliert werden.

Kurth warnt davor, dass die steigende Zahl von Infizierten in Ländern, in denen sich Omikron schlagartig ausbreitet, zum Zusammenbruch des gesamten Gesundheitssystems führen könnte. Zu diesen Ländern gehören beispielsweise Großbritannien, Frankreich,  die USA und Deutschland.

Und Hyde sagt: "Es scheint der absolut falsche Zeitpunkt zu sein, die Beschränkungen zu lockern, da sich die Omikron-Variante so schnell ausbreitet. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Krankenhaussystem damit fertig werden soll."

In einigen Ländern diskutieren die Verantwortlichen darüber, wie Quarantänebestimmungen für Menschen mit unterschiedlichem Impfschutz aussehen könnten. In Deutschland beträfe das diejenigen, die geimpft sind und Kontakt zu einer infizierten Person hatten, aber keine Symptome zeigen.

Auch in Deutschland wird derzeit eine Änderung der Quarantänevorschriften für Personen diskutiert, die geimpft sind und Kontakt zu einer infizierten Person hatten, aber selbst keine Symptome zeigen. Im Gegensatz zu den neuen Regelungen in den USA aber wäre in solchen Fällen weiterhin ein negativer COVID-19-Test erforderlich. 

 

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