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US-Demokraten bejubeln ihre Kandidatin Kamala Harris

23. August 2024

Es war der Höhepunkt des Parteitags der US-Demokraten in Chicago: Kamala Harris hat ihre Nominierung als Präsidentschaftskandidatin angenommen. Sie nannte ihre Ziele - auch in der Einwanderungs- und Nahostpolitik.

USA Chicago | DNC | Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris auf der Bühne des Parteitags vor applaudierenden Delegierten (22.08.2024)
Kandidatin Harris: "Im Interesse aller Amerikaner nehme ich Eure Nominierung an"Bild: Vincent Alban/REUTERS

Tosender Jubel, viele Prominente im Saal und im Mittelpunkt: Kamala Harris, die wohl die bislang wichtigste Rede ihrer Karriere hielt. Schon vor dem Parteitag der US-Demokraten in Chicago per Online-Abstimmung nominiert, ist sie nun auch offiziell die Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei. "Im Interesse der Menschen, im Interesse aller Amerikaner, ungeachtet ihrer Partei, Ethnie, ihres Geschlechts oder der Sprache, die ihre Großmutter spricht", rief Harris den mehr als 5000 Delegierten zu, "nehme ich Eure Nominierung an".

Harris empfahl sich den Wählern als Einigerin und Verfechterin eines "neuen Wegs voran". Sie wolle die "Präsidentin aller Amerikaner" werden, sagte die 59-Jährige. Sie wolle eine Präsidentin sein, die das Land "eint" und "Bitterkeit, Zynismus und die spaltenden Auseinandersetzungen der Vergangenheit" überwinde. Bei der Präsidentschaftswahl am 5. November in den USA handele es sich um einen "Kampf um Amerikas Zukunft".

Harris spricht von "kaputtem Einwanderungssystem"

Die US-Vizepräsidentin, die im Falle eines Wahlsiegs "realistisch, praktisch" und mit "gesundem Menschenverstand" an ihre neue Aufgabe herangehen will, legte jeweils kurz ihre Ziele in der Wirtschafts-, Innen- und Außenpolitik dar. So kündigte sie an, das "kaputte Einwanderungssystem" der USA zu reformieren, nachdem ihr republikanischer Kontrahent Donald Trump eine entsprechende Initiative aus wahltaktischen Gründen hintertrieben habe.

Die Einwanderungspolitik ist aus Sicht der Republikaner ein schwacher Punkt in Harris' Bilanz als Stellvertreterin von US-Präsident Joe Biden. Kurz vor Harris' Parteitagsrede warf Trump ihr bei einem Besuch an der Grenze zu Mexiko vor, für die illegale Einwanderung "die Grenzen öffnen" zu wollen.

Harris-Anhänger auf dem Demokraten-Parteitag: "Kampf um Amerikas Zukunft"Bild: Mike Blake/REUTERS

Zur Konjunkturpolitik sagte Harris in ihrer Rede in Chicago, sie wolle in den USA ein wirtschaftliches Umfeld schaffen, in dem jeder Erfolg haben könne. "Diese Mittelklasse aufzubauen, wird ein bestimmendes Ziel meiner Präsidentschaft sein", kündigte sie an.

Tosender Jubel für empathische Worte über das palästinensische Volk

Außerdem bekräftigte sie das Ziel, ein Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen zum Abschluss zu bringen. Dadurch sollten die israelischen Geiseln in der Gewalt der terroristischen Hamas freikommen und das palästinensische Volk sein "Recht auf Würde, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung" ausüben können.

"Was in den letzten zehn Monaten in Gaza passiert ist, ist verheerend. So viele Unschuldige tot, verzweifelte, hungernde Menschen, die fliehen, um sich in Sicherheit zu begeben. Immer und immer wieder. Das Ausmaß des Leidens ist herzzerreißend", machte Harris deutlich.

US-Präsident Biden und sie als amtierende US-Vizepräsidentin arbeiteten daran, den Krieg zu beenden, die Geiseln freizubekommen und die Sicherheit Israels zu gewährleisten. Das Leiden im Gazastreifen müsse enden "und die Palästinenser müssen ihr Recht auf Würde, Sicherheit, Freiheit und Selbstbestimmung realisieren können", sagte Harris - Letzteres zu tosendem Applaus.

Rednerin Harris: "Was in Gaza passiert, ist verheerend"Bild: Callaghan O'hare/REUTERS

Mit Blick auf den Israel-Hamas-Krieg vertreten Biden und Harris die gleiche Linie - als Kandidatin lässt Harris in ihren Aussagen aber mehr Mitgefühl für das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung erkennen. Zugleich verwies sie auf Israels Selbstverteidigungsrecht und die "unaussprechliche" Gewalt der Hamas bei ihrem Angriff auf Israel vom 7. Oktober.

Angesichts des russischen Angriffskriegs sagte Harris zu, "fest an der Seite der Ukraine und unserer NATO-Verbündeten" zu stehen. Anders als Ex-Präsident Trump werde sie sich nicht bei Diktatoren "einschmeicheln". Ihrem republikanischen Kontrahenten warf sie außerdem vor, die USA "in die Vergangenheit zurückwerfen" zu wollen.

Ballons, Konfetti und Donald Trump

Die Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners, die sich selbst als schwarz bezeichnet, wäre die erste Frau und der erste Mensch mit karibischen und asiatischen Wurzeln im US-Präsidentenamt. Ihre Erfolgsgeschichte als Einwandererkind thematisierte Harris auch in ihrer Parteitagsrede. Ihre alleinerziehende berufstätige Mutter habe ihr beigebracht, für Gerechtigkeit zu kämpfen und nicht wie Trump nur für sich selbst und "seine Milliardärsfreunde", sagte sie.

Demokratin Harris: Wichtigste oder "schlechteste Rede überhaupt"?Bild: J. Scott Applewhite/dpa/AP/picture alliance

Am Abschlusstag stimmten unter anderem die US-Popsängerin Pink und die Countryband The Chicks die tausenden Teilnehmer auf Harris' großen Auftritt ein. Nach der Rede kamen Harris und ihr ebenfalls frisch gekürter Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz gemeinsam auf die Bühne. Dabei stiegen 100.000 Luftballons in den Landesfarben rot, weiß und blau auf. Es regnete Konfetti, Musik dröhnte aus den Lautsprechern, tausende Delegierte johlten und jubelten.

Trumps Kampagnenteam urteilte umgehend und erwartbar: Harris habe ihre "schlechteste Rede überhaupt" gehalten. Der 78-jährige Ex-Präsident selbst schrieb in seinem Online-Netzwerk Truth Social: "Sie hat uns in den Status eines gescheiterten Staates geführt."

AR/se (afp, rtr, dpa)

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